Stationäre Prävention

Aktivierende Pflege als Konzept

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Pflegerische Prävention und Rehabilitation

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Stationäre Prävention

Aktivierende Pflege als Konzept

Überblick
Aufgrund der sehr komplexen und differenzierten Interventionen bei der aktivierenden Pflege können angesichts der vorliegenden Studien keine allgemeingültigen Aussagen zur Effektivität getroffen werden. Die Untersuchungen konnten zwar positive Effekte einzelner Maßnahmen aufzeigen, jedoch ist das Verzerrungsrisikos der analysierten Studien hierbei zu beachten. Da die methodischen Mängel die Ergebnisse der Studien maßgeblich beeinflusst haben können, sind für eine Prüfung der Effektivität weitere Studien erforderlich.
Betrachtete Studien
1
Effekt eines modifizierten Krankenhausprogramms für ältere Patienten und Patientinnen auf das Auftreten von Delirien und die Länge des Krankenhausaufenthaltes nach einer Bauchoperation – eine clusterrandomisierte klinische Studie
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
mittel
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: mittel

Zitation

Chen, C. C.-H., Li, H.-C., Liang, J.-T., Lai, I.-R., Purnomo, J. D. T., Yang, Y.-T., Lin, B.-R., Huang, J., Yang, C.-Y., Tien, Y.-W., Chen, C.-N., Lin, M.-T., Huang, G.-H., & Inouye, S.K. (2017): Effect of a Modified Hospital Elder Life Program on Delirium and Length of Hospital Stay in Patients Undergoing Abdominal Surgery - A Cluster Randomized Clinical Trial

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Pflegende (mit mind. 2 Jahren Erfahrung im medizinisch-chirurgischen Bereich und einmonatiger Schulung vor Interventionsbeginn)

  • Durchführung einer Intervention zur Orientierung, Kommunikation, oralen und ernährungsspezifischen Assistenz und Frühmobilisierung
  • Durchführung des Protokolls zur mHELP Intervention durch Pflegende zur Vermeidung eines Deliriums postoperativ
Die Erhebung der Outcomeparameter erfolgte durch separates Personal und nicht durch die Pflegenden.

Intervention

Interventionsgruppe (IG): dreiteiliges postoperatives mHELP Programm bis zur Entlassung

  • Orientiereng und Kommunikation
  • Unterstützung bei Ernährung und Mundpflege
  • frühe Mobilisierung
Kontrollgruppe(KG) erhielt übliche Pflege (usual care)

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Studiendauer:  1. August  2009 bis 31. Oktober 2012 (Durchführung je 6-10 Tage, Median 7 Tage)

Population

Über 65-jährige Patienten und Patientinnen mit einer Operation im Bauchbereich (Gastrektomie, Duodenopankreatektomie oder Kolektomie)
Durchschnittsalter:  IG 74,3 Jahre, KG 74,8 Jahre
Männliche und weibliche Probanden und Probandinnen

Anzahl der Studienteilnehmer

Studienbeginn: 377 Patienten und Patientinnen (IG: 197, KG: 180)
Studienende: 368 Patienten und Patientinnen (IG: 192, KG: 176)

Ergebnisdarstellung

In der Interventionsgruppe traten statistisch signifikant weniger Fälle von Delirien auf als in der Kontrollgruppe (6,6% zu 15,1%). Die Intervention führte  zu einer Reduktion des Auftretens von Delirien in Höhe von 56%
Outcomes

  • Auftreten eines postoperativen Deliriums bei 13/196 (=6,6%) in IG und 27/179 (=15,1%) in der KG
  • Mittlere Verweildauer : 12 Tage in IG, 14 Tage in KG (p=0,04)
  • Reduktion der Chance auf Delirium um 56% in der IG
  • Verweildauer um zwei Tage in IG reduziert

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low Risk 
Cluster-Randomisierung nach Zimmernummern

Verborgene Zuweisung

Low Risk
auch wenn die Zuweisung nach Zimmernummern geschah, wurden diese noch einmal randomisiert, um das Randomisierungsschema nicht aufzudecken.

Fehlende Verblindung

Low Risk
Verblindung der datenerhebenden Pflegenden durch Confusion Assessment Method (CAM) und Untersucher

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low Risk
Intention-to-treat-Analyse wurde durchgeführt

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear 
Unzureichende Informationen 

Weitere Limitationen

Unclear
Unzureichende Informationen

Zusammenfassung

Chen et al. (2017) untersuchten die Wirkung der mHELP Intervention, durchgeführt durch Pflegende an über 65-jährigen Patienten und Patientinnen einer gastrointestinalen Krankenhausstation in Taiwan. Die Intervention sollte das Entstehen eines postoperativen Deliriums verhindern. Pflegende führen eine Intervention zur Orientierung, Kommunikation, oralen und ernährungsspezifischen Assistenz und Frühmobilisierung durch. Die Intervention wurde so früh wie möglich postoperativ durchgeführt. Die Kontrollgruppe erhielt usual care. In der Interventionsgruppe traten statistisch signifikant weniger Fälle von Delirien auf als in der Kontrollgruppe (6,6% zu 15,1%). Die Intervention führte  zu einer Reduktion des Auftretens von Delirien in Höhe von 56%

ID: 181

2
Effektivität des Konzeptes "Function Focused-Care" (FFC) durch Pflegende auf die funktionalen Fähigkeiten und die Zeit, die ältere Menschen im Betreuten Wohnen auf physische Aktivitäten verwenden
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Resnick, B., Galik, E., Gruber-Baldini, A., & Zimmerman, S. (2011): Testing the effect of function-focused care in assisted living. In: Journal of the American Geriatrics Society (JAGS) 59 (12), S. 2233–2240. 
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm. nih.gov/pubmed/22091790.
 

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Pflegende („Funktion Focused-Care nurse“) begleitet und qualifiziert Pflegehilfskräfte („direct care workers“ DCW) nach den Prinzipien des FFC-Konzepts
  • die DCW’s betreuen und versorgen die Menschen im Betreuten Wohnen

 

Intervention

die Intervention „Function Focused Care“ umfasst:

  • Assessment der Pflegebedarfe
  • mit den Pflegebedürftigen gemeinsame Erstellung eines Pflegeplanes
  • Diskussion der Pflegeplanung im interdisziplinären Team
  • Durchführung der Pflegeplanung unter besonderer Motivierung des Pflegebedürftigen durch die DCW‘s

 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

4 und 12 Monate

Population

65+, im Betreuten Wohnen lebend, MMSE-Score ≤ 11

Anzahl der Studienteilnehmer

4 Einrichtungen des Betreuten Wohnens
Interventionsgruppe(vorher/nach 4 Monaten/nachher): 93/78/54
Kontrollgruppe(vorher/nach 4 Monaten/nachher): 78/56/47

 

Ergebnisdarstellung

  • signifikant (p=0.01) weniger starke Verschlechterung der funktionalen Fähigkeiten in der Interventionsgruppe
  • signifikanter (p=0.03) Anstieg der durchschnittlichen Gehstrecke (nach 12 Monaten der Intervention konnten Proband/-innen mit Hilfe eines Rollstuhls wieder 50 yards (ca. 45 m) zurücklegen)
  • tendenziell (p=0.08) verbringt die Interventionsgruppe nach 4 und 12 Monaten mehr Zeit mit physischen Aktivitäten
  • signifikant (p=0.05) geringere, nicht notfallbedingte Krankenhauseinweisungen in der Interventionsgruppe
  • keine Effekte der Intervention auf Selbstvertrauen, Erwartungen an die Intervention, Stimmung, Resilienz, Balance, Gangbild, Notfälle (Stürze, Verletzungen) und Mortalität

Anmerkungen

die Studie stellt zudem das breit angelegte Schulungsprogramm des FFC-Konzepts für die DCW‘s sowie diverse Datenerhebungen zum Schulungsprogramm dar, die hier nicht aufgeführt worden sind

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear 
unzureichende Informationen, evtl. fehlerhafte Randomisierung sichtbar an signifikanten Baseline-Unterschieden

 

Verborgene Zuweisung

Unclear 
unzureichende Informationen

 

Fehlende Verblindung

Unclear 
keine Hinweise auf eine Verblindung

 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear 
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

High risk

  • signifikante Baseline-Unterschiede und fehlende Daten
  • Freiwilligensample
  • in der Interventionsgruppe höherer Anteil an Studienteilnehmer/-innen in der Kategorie „transfered“
  • Bildung und Verwendung von Clustern

Zusammenfassung

Die Studie untersuchte den Effekt von „Function Focused-Care“ (FFC) durch Pflegende auf die funktionalen Fähigkeiten und die Zeit, die ältere Menschen im Betreuten Wohnen auf physische Aktivitäten verwenden. Im Ergebnis zeigten sich eine signifikant geringere Verschlechterung der funktionalen Fähigkeiten, eine geringere, nicht notfallbedingte Krankenhauseinweisungsrate und ein höherer Zeitanteil, den Pflegebedürftige mit körperlichen Aktivitäten verbringen. Ein Schwerpunkt der Publikation liegt in der Präsentation des Schulungsprogrammes für die Pflegenden, was zu Lasten einer sehr knappen methodischen Beschreibung und einem teilweise suboptimalen Design der Wirksamkeitsstudie geht. Demnach ist die Validität der Studienergebnisse als eingeschränkt einzustufen, die Intervention allerdings als aussichtsreich zu bewerten. Sie sollte in weiteren methodisch guten Studien differenzierter untersucht werden.

ID: 28

3
Wirksamkeit eines umfassenden geriatrischen Assessments bei älteren Patienten und Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Liu, A., Kang, P., Liu, J., Li, D., & Zhang, L. (2017): Effectiveness of comprehensive geriatric assessment in elderly patients with coronary heart disease

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Durchführung des umfangreichen geriatrischen Assessments an Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz

  • Identifikation von Charakteristika der Patienten und Patientinnen (Stärken, Schwächen, Pflege- und Behandlungsbedarf)
  • Auflistung der Probleme
  • Erstellung eines Pflegemanagements unter Berücksichtigung der geriatrischen Beurteilung, Pflegezielen und Bildung
  • Freiwillige Nachprüfung der Patienten und Patientinnen innerhalb von sechs Monaten nach Entlassung, zusätzlich telefonisches Follow-up einmal in sechs Monaten

Intervention

Interventionsgruppe (IG): Umfassendes geriatrisches Assessment  mit anschließendem Management der Pflegesituation.
Kontrollgruppe (KG) erhielt usual care und normale medikamentöse Betreuung zur Krankenhaus-Einweisung sowie ein bis zwei telefonische Interviews 6 Monate nach Krankenhausentlassung

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

März 2014 bis September 2015

Population

Patienten und Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit aus einem Krankenhaus, mindestens 60 Jahre alt
Durchschnittsalter IG: 73,85 Jahre; KG 72,96 Jahre
Männliche und weibliche Probanden und Probandinnen

Anzahl der Studienteilnehmer

140 Patienten und Patientinnen zu Studienbeginn  (IG: 70, KG: 70)

Ergebnisdarstellung

Die Studie zeigt statistisch signifikant höhere Werte auf dem CQQC-Score bei allen sechs Kategorien der Lebenszufriedenheit, wobei die größten Unterschiede bei psychischer Stärke, Krankheitsstatus und sozialer Mentalität zu erkennen sind. Hinsichtlich der Bewältigungsstrategien zeigte sich eine signifikante Tendenz der Interventionsgruppe zu Konfrontationsstrategien im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Länge des Aufenthaltes sowie die Gesamtkosten waren in der Interventionsgruppe durchschnittlich signifikant geringer. Im Vergleich zur Kontrollgruppe waren die Werte zur Lebensqualität und des gesundheitlichen Status höher,  bezüglich der Nutzung von Copingstrategien zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Probanden und Probandinnen der IG neigten eher dazu, die Konfrontation mit einem Stressor zu suchen,  Probanden und Probandinnen der KG vermieden eine Auseinandersetzung dagegen eher. Die Zufriedenheit mit der Behandlung war in der IG deutlich höher als in der KG.
Outcomes

  • Lebensqualität nach dem Chinese questionnaire of quality of life in patients with cardiovascular diseases (CQQC)
    • IG: 42,36 (SD=9,68) Punkte
    • KG: 25,97 (SD=5,38) Punkte
  • Bewältigungsstrategien nach dem medical coping modes questionnaire (MCMQ)
    • IG: Präferenz von Konfrontationsstrategien (18,38); Vermeidung und Akzeptanz-Resignation je 14,74 Punkte
    • KG: Präferenz von Vermeidungsstrategien (17,57); Konfrontation 16,26 und Akzeptanz-Resignation 6,94 Punkte
  • Zufriedenheit IG vs. KG
    • Behandlung: 84,29% vs. 70%
    • Pflege: 97,14% vs. 81,43%
  • Aufenthaltsdauer und Kosten IG vs. KG
    • Dauer: 11,65 vs. 15,06 Tage
    • Kosten: 4221,54 vs. 4489,06 Yuan

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low Risk
Zufallseinteilung

Verborgene Zuweisung

Unclear
Unzureichende Informationen

Fehlende Verblindung

High
Verblindung des/der durchführenden Arztes/Ärztin, keine Angaben zur weiteren Verblindung der Patienten und Patientinnen

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
Unzureichende Informationen 

Weitere Limitationen

Unclear
Unzureichende Informationen

Zusammenfassung

Liu et al. (2017) untersuchten die Effektivität eines umfassenden geriatrischen Assessments  mit anschließender Entwicklung eines individuellen Pflege- und Behandlungsplans bei älteren Patienten und Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit auf der kardiologischen Intensivstation eines Krankenhauses in China. Um die Lebensqualität zu verbessern, Bewältigungsstrategien zu fördern und die Aufenthaltsdauer und Kosten zu senken, wurden auf Basis der geriatrischen Beurteilung zuerst Stärken, Schwächen und Bedarfe der Patienten und Patientinnen ermittelt, um auf Basis dieser ein individuelles Pflegemanagement (Problemanalyse auf Grundlage des  geriatrischen Assessments, Festlegung von  Pflegezielen, Berücksichtigung der Biographie wie z.B. Bildung) zu erstellen. Außerdem wurde eine einmalige Nachsorge innerhalb von sechs Monaten nach Entlassung angeboten.
Die Studie zeigt statistisch signifikant höhere Werte auf dem CQQC-Score bei allen sechs Kategorien der Lebenszufriedenheit, wobei die größten Unterschiede bei psychischer Stärke, Krankheitsstatus und sozialer Mentalität zu erkennen sind. Hinsichtlich der Bewältigungsstrategien zeigte sich eine signifikante Tendenz der Interventionsgruppe zu Konfrontationsstrategien im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Länge des Aufenthaltes sowie die Gesamtkosten waren in der Interventionsgruppe durchschnittlich signifikant geringer. In diesem Kontext unterstreicht die Studie die Bedeutung von Pflegeexperten und -expertinnen  im Rahmen eines Pflegemanagements mit individuellen Behandlungsplänen.
Die Kontrollgruppe erhielt usual care und normale medikamentöse Betreuung zu Beginn der Krankenhausbehandlung  sowie ein bis zwei telefonische Interviews 6 Monate nach Krankenhausentlassung.
Das umfangreiche geriatrische Assessment erwies sich als äußerst effektiv, um die klinischen, psychologischen und funktionalen Aspekte bei kardiologischen Patienten und Patientinnen evaluieren und über ein gezieltes  Pflegemanagement verbessern zu können.

ID: 182

4
Kognitive Stimulation an Demenz erkrankter Menschen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
gering
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: gering

Zitation

Woods, B., Aguirre, E., Spector, A. E., & Orrell, M. (2012): Cognitive stimulation to improve cognitive functioning in people with dementia (Review). In: Cochrane database of system-atic reviews (Online) 2.
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22336813.

Studiendesign/-art

Review

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Pflegende führen neben anderen Professionen auch die kognitive Stimulation durch

Intervention

Kognitive Stimulation an Demenz erkrankter Menschen

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

1 - 24 Monate

Population

Patient/-innen mit Alzheimer oder Demenz oder anderer demenzieller Erkrankung, in verschiedenen Pflegesettings (zu Hause, durch ambulante Pflege betreut, in Tagespflege oder in stationärer Langzeitpflege)

Anzahl der Studienteilnehmer

verschiedene (Review)

Ergebnisdarstellung

AMSTAR-Score

11 (11)

keine Abzüge bei diesem Review mit Metaanalyse

 

Anmerkungen

Einbeziehung von RCTs mit moderatem oder geringen „risk of bias“
Effekt ist auch schon durch frühere Reviews bestätigt worden

 

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

---

Verborgene Zuweisung

---

Fehlende Verblindung

---

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

---

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

---

Weitere Limitationen

---

Zusammenfassung

Methodisch gute, aber teilweise heterogene Studien belegen die Wirksamkeit kognitiver Stimulation von an Demenz erkrankten Menschen hinsichtlich einer signifikanten Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, Kommunikation und sozialen Interaktion sowie einer verbesserten Lebensqualität.

ID: 85

5
Effekt von Res-Care ("restorative care") auf funktionale Fähigkeiten, Muskelkraft, Kontrakturen und Lebensqualität von Pflegeheimbewohner/-innen sowie auf deren Selbstvertrauen und Erwartungen an den Therapieerfolg
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Resnick, B., Gruber-Baldini, A. L., Zimmerman, S., Galik, E., Pretzer-Aboff, I., Russ, K., & Hebel, J. R. (2009): Nursing home resident outcomes from the Res-Care intervention. In: Journal of the American Geriatrics Society (JAGS) 57 (7), S. 1156–1165. Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19570158.

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Durchführung der Intervention durch Pflegehilfskräfte („nursing assistants“), Schulung der Pflegehilfskräfte durch eine „advanced practice nurse“

Intervention

  • 6-wöchige Inhouse-Schulung der Pflegehilfskräfte zu Res-Care durch eine „advanced practice nurse“ (Inhalt: z. B. Training zur Integration körperlicher Aktivierung in alltägliche Pflegeinterventionen, Strategien zur Motivation von Pflegebedürftigen) 
  • Begleitung der Pflegehilfskräfte bei der Umsetzung der Schulungsinhalte durch eine „research nurse“

 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

4 und 12 Monate

 

Population

65+, MMSE ≥ 11, Lebenserwartung von mind. 6 Monaten, keine Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen 

Anzahl der Studienteilnehmer

12 Pflegeheime
Interventionsgruppe (vorher/nach 4 Monaten/nachher): 256/218/168
Kontrollgruppe (vorher/nach 4 Monaten/nachher): 231/195/158

 

Ergebnisdarstellung

  • Kurzzeiteffekt (nach 4 Monaten): signifikante Verbesserung des Tinetti-mobility Score (p=0.02) und des Tinetti-balance Score (p=0.02) in der Interventionsgruppe
  • Langzeiteffekt (nach 12 Monaten) signifikant geringere Verschlechterung des Gangbildes (p=0.02) in der Interventionsgruppe
  • nicht signifikante (p=0.06) Verbesserung des Tinetti-Gait und Tinetti-balance measure in der Interventionsgruppe
  • kein signifikanter Effekt der Intervention auf Kontrakturen, Händedruck (Griffkraft), Lebensqualität, Selbstvertrauen und Erwartungen an den Therapieerfolg

 

Anmerkungen

---

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear
keine genaue Angabe zur Durchführung der Randomisierung

 

Verborgene Zuweisung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Fehlende Verblindung

Low risk
--

 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

High risk

  • möglicher Bias durch Selbstaussagen der Proband/-innen
  • tlw. widersprüchliche Ergebnisse zwischen Ergebnispräsentation und Zusammenfassung

Zusammenfassung

In der Studie wurde der Effekt einer von Pflegehilfskräften erbrachten Aktivierung (Res-Care) auf Pflegeheimbewohner/-innen hinsichtlich einer Verbesserung von funktionalen Fähigkeiten, Muskelkraft, Kontrakturen, Lebensqualität, Selbstvertrauen und Erwartungen an den Therapieerfolg untersucht. Res-Care wirkt sich im Langzeiteffekt signifikant positiv auf das Gangbild der Untersuchten aus. Im Kurzzeiteffekt zeigen sich signifikant verbesserte Mobilitätswerte des Tinetti-Scores (Gangbild und Balance). Die Intervention bewirkt jedoch keine Veränderungen bezogen auf Kontrakturen, Händedruck (Griffkraft), Lebensqualität, Selbstvertrauen und Erwartungen den Therapieerfolg. Im Zuge der Intervention benötigen die Pflegenden durchschnittlich 70 Minuten mehr Pflegezeit täglich. Die Studie schließt eine große Anzahl an Einrichtungen (12 Pflegeheime) mit recht hoher Teilnehmer/-innenzahl (über 150 im Follow-up pro Gruppe) ein und ist als methodisch gut zu bewerten.Die Validität der Ergebnisse ist damit als hoch einzustufen.

ID: 27

6
Machbarkeit und Wirksamkeit einer funktionsorientierten Versorgung von orthopädischen Traumapatienten und Traumapatientinnen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Resnick, B., Wells, C., Galik, E., Holtzman, L., Zhu, S., Gamertsfelder, E., Laidlow, T., & Boltz, M. (2016): Feasibility and Efficacy of Function-Focused Care for Orthopedic Trauma Patients

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

eine als Study-Nurse agierende Pflegekraft ist verantwortlich für:

  1. Ausbildung von Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen mit der Aufgabe,  gemeinsam mit den Patienten und Patientinnen Ziele zu entwickeln, ihre Motivation zu stärken und die körperliche Aktivität der Patienten und Patientinnen zu fördern (Mobilisation).
  2. Assessment der räumlichen Umgebung und Initiierung von entsprechenden Veränderungen
  3. Training und Motivation der Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen  durch die Study-Nurse zur Anwendung  des neuen Behandlungsmodells an allen Patienten und Patientinnen
    • Überwachung der Aufnahme aller wichtigen Daten der Patienten und Patientinnen bei Krankenhausaufnahme
    • Setzen von patienteneigenen Behandlungszielen
    • Etablieren von Motivationsstrategien, um Funktionsfähigkeit und körperliche Aktivität zu stärken,
    • Beseitigen von bekannten Barrieren, die die körperliche Aktivität behindern, wie Ängste, Schmerzen und Sedierung.

Intervention

Funktionsorientierte Pflege für die Akutversorgung: eine motivationale Intervention, die Überzeugungen und Verhalten des Pflegepersonals verändern und so die Förderung der Funktionen in den Alltag der Routineversorgung von älteren Unfallpatienten und Unfallpatientinnen integrieren soll. Vor der Rekrutierung der Probanden und Probandinnen erfolgte in einem Zeitraum von vier Monaten die Interventionsstufen 1 und 2.
Die Intervention besteht aus drei Komponenten:

  1. Komponente I: Schulung des Pflegepersonals
  2. Komponente II: Begutachtung/ Bewertung der Umwelt und Politik
  3. Komponente III: Laufendes Training und Motivation des Pflegepersonals
 
Interventionsgruppe (IG): Teil 1 und 2 der Intervention
 
Kontrollgruppe (KG): ausschließlich Teil 1 der Intervention.
 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Implementierungszeitraum: 16 Monate

Näheres ist nicht bekannt

Population

Orthopädische, hospitalisierte Traumapatienten und Traumapatientinnen oberhalb des 65. Lebensjahres aus 2 Traumaeinrichtungen
 
Durchschnittsalter: 80 Jahre 
 
Männliche und weibliche Probanden und Probandinnen

Anzahl der Studienteilnehmer

Studienbeginn: 89 Patienten und Patientinnen (IG: 50, KG: 39)
Studienende: 63 Patienten und Patientinnen (IG: 31, KG: 32)
 
66% der Probanden und Probandinnen waren weiblich, 92% weiß

Ergebnisdarstellung

Zur Entlassung sowie nach 30-tägigem Follow-up wiesen die Probanden und Probandinnen der Interventionsgruppe eine Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit, geringere Angst vor Stürzen und bessere körperliche Widerstandsfähigkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe auf.

Outcomes:

  • Bei Krankenhausentlassung:
    • keine signifikanten Unterschiede der Untersuchungsgruppen bzgl. körperlicher Funktion oder Mobilität.
    • IG zeigt sich körperlich aktiver
 
  • Während der 30 Tage nach Krankenhausentlassung:
    • 11 Rehospitalisierungen, 5 Besuche der Notaufnahme und 7 Infektionen; es zeigten sich diesbezüglich keine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen
  • Nach 30 Tagen:
    • Signifikante Ergebnisse bei der Verbesserung der Funktionen (p=0.04), bei der körperlichen Resilienz (p=0.04) sowie bei der Abnahme von typischen Symptomen für Depressionen (p=0.01)in der IG
    • In der Interventionsgruppe konnte eine Verringerung der Angst vor dem Fallen nachgewiesen werden (keine Signifikanz)
  • Es gab keine signifikanten Unterschiede bei der Häufigkeit des Auftretens von Schmerz sowie bei der Schmerzintensität.

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low Risk
zufallsartige Verteilung der zwei Krankenhäuser, Näheres ist nicht bekannt.

Verborgene Zuweisung

Unclear
Unzureichende Informationen

Fehlende Verblindung

Unclear
Unzureichende Informationen

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
Unzureichende Informationen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
Unzureichende Informationen

Weitere Limitationen

Unclear
Unzureichende Informationen

Zusammenfassung

Resnick et al. (2016) beschreiben die Machbarkeit und Wirksamkeit der Functional Focused Care Versorgung von orthopädischen Traumapatienten und Traumapatientinnen in der Akutversorgung,  bestehend aus drei Komponenten. Die Kontrollgruppe erhielt ausschließlich den Teil 1 der Intervention. Die als Study-Nurse agierende Pflegekraft führte eine Edukation von Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen ein sowie ein Assessment der Umgebung und ein Training zur Motivation der Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen durch. Zur Entlassung, sowie nach 30-tägigem Follow-up konnten signifikante Unterschiede in der Verbesserung der körperlichen Funktion, im Auftreten von Symptomen von Depressionen und  der körperlichen Resilienz zu Gunsten der Interventionsgruppe festgestellt werden. Die Angst vor Stürzen ist in der Interventionsgruppe geringer als in der Kontrollgruppe, jedoch ist dieses Ergebnis nicht signifikant. Die Schlussfolgerungen können nicht einfach verallgemeinert werden, weil einige Limitationen die Qualität der Studie beeinflussen. So ist die Studienpopulation sehr klein und die Studie wurde nur in zwei spezifischen Einrichtungen durchgeführt. 

ID: 184

7
Wirksamkeit des "Need-Driven Dementia-Compromised Behavior (NDB)"-Modells auf agitiertes Verhalten, Passivität, Engagement, Affekt und Stimmung bei Pflegeheimbewohner/-innen mit Demenz
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
gering
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: gering

Zitation

Kolanowski, A., Litaker, M., Buettner, L., Moeller, J., & Costa, P. T. (2011): A randomized clinical trial of theory-based activities for the behavioral symptoms of dementia in nursing home residents. In: Journal of the American Geriatrics Society (JAGS) 59 (6), S. 1032–1041.
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21649633.
 

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

nicht genauer beschrieben

Intervention

NDB bietet zwei verschiedene Aktivierungsmodelle an:
•    Personality-Style-Group (PSI): Aktivierung entsprechend den persönlichen Interessen der Pflegebedürftigen 
•    Functional-Level-Group (FL): Aktivierung nach physischen und kognitiven Ressourcen der Pflegebedürftigen
 
die Aktivierung erfolgte pro Gruppe für 20 Minuten, 2x wöchentlich, 5 Tage pro Woche
 
 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

3 Wochen plus 1 Woche Nachbeobachtungszeit

Population

65+, Diagnose Demenz, MMSE ≥8, von Pflegenden dokumentierte Verhaltensprobleme 

Anzahl der Studienteilnehmer

9 Pflegeheime
drei Interventionsgruppen: 

  • FL-Group (vorher/nachher): 33/33
  • PSI-Group (vorher/nachher): 31/30
  • FL+PSI-Group (vorher/nachher): 31/30

Kontrollgruppe (vorher/nachher): 32/31

 

Ergebnisdarstellung

  • Aktivierung nach persönlichen Interessen zeigt einen positiven Einfluss auf das Engagement und die Aufmerksamkeit 
  • Aktivierung nach persönlichen Interessen und funktionalen Fähigkeiten erhöht den Spaß
  • unabhängig von der Intervention sind Stimmung, Ängstlichkeit und Passivität eine Woche nach Beendigung der Intervention besser als zur Baseline-Erhebung 
  • keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen in Bezug auf die Outcomes agitiertes Verhalten, Passivität, Ängstlichkeit und Stimmung

 

Anmerkungen

„2x2 factorial“-Studiendesign 
Studie mit drei verschiedenen Interventionsgruppen
auch die Kontrollgruppe erhält eine Aktivierung („functional challenging“)

 

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low risk
--

 

Verborgene Zuweisung

Low risk
--

 

Fehlende Verblindung

Low risk
--

 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Low risk
--

 

Weitere Limitationen

Low risk
--

 

Zusammenfassung

Die Studie untersuchte die Wirksamkeit von NDB auf verschiedene Verhaltensauffälligkeiten bei demenzkranken Pflegeheimbewohner/-innen. Im Vordergrund stand die Frage, inwieweit eine Aktivierung nach persönlichen Interessen und individuellen Ressourcen zu besseren Effekten führt. Die Ergebnisse bestätigen, dass eine Aktivierung nach persönlichen Interessen und Fähigkeiten keine besseren Outcomes hervorruft. Insgesamt haben sich die Studienteilnehmer7-innen (auch die Kontrollgruppe) in nahezu allen Bereichen verbessert, allerdings werden diese Effekte nicht als signifikant beschrieben. Die Ergebnisse dieser methodisch guten und aufwändigen Studie sind abgesehen von der verhältnismäßig geringen Studienpopulation (ca. 30 Proband/-innen pro Gruppe), die aber der Powerkalkulation entspricht, als valide einzustufen.

ID: 29

8
Aromatherapie in der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
gering
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: gering

Zitation

Forrester, L.T., Orrel, M., Spector, A. E., Buchan, L. D., & Soares-Weiser, K. (2014): Aromatherapy for dementia. In: The Cochrane Library Published.

Studiendesign/-art

Review

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Pflegende massieren oder reiben 2x am Tag für 1-2 Minuten Aroma-Öle auf Gesicht, Hände, Arme der Patient/-innen. In einer anderen Studie platzieren Pflegende mit 2 Tropfen getränkte Kosmetikpads in Aroma-Diffuser neben dem Kissen der Studienteilnehmer/-innen für 1 Stunde während des Schlafs.

Intervention

Einsatz von pflanzlichen Düften in Interventionen, die definiert sind als Aromatherapie

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

3 bis 12 Wochen

Population

Menschen mit der Diagnose irgendeiner demenziellen Erkrankung nach ICD-10, DSM-IV, MMSE oder ADAS-Cog in spezialisierten oder nicht spezialisierten Langzeitpflegeheimen

Anzahl der Studienteilnehmer

Unterschiedlich (je nach Studie): 18 bis 114; insgesamt (über alle Studien hinweg): 428

Ergebnisdarstellung

Nur 2 der 7 im Review analysierten Studien beinhalten brauchbare Daten.

  • Diese weisen jedoch inkonsistente Effekte bzgl. des Einsatzes von Aromatherapie auf Symptome wie Agitiertheit, herausforderndes Verhalten sowie die Lebensqualität von Patient/-innen mit Demenz auf
  • Zudem erscheint die Ausgangslage der Studienteilnehmer/-innen in beiden Studien unterschiedlich: In Ballard 2002 waren Teilnehmer/-innen eingeschlossen, welche unterschiedliche Medikamente bekamen (z.B. Antipsychotika oder Neuroleptika), während die Teilnehmer/-innen in Burns 2011 wenigstens zwei Wochen vor Beginn der Studie keine Medikamente zu sich nahmen. Mögliche Confounder müssten diesbezüglich also noch untersucht werden.
  • Beide Studien weisen nur eine kurze follow-up-Phase auf und sind aufgrund ihrer Durchführung in Pflegeheimen in Großbritannien nicht generalisierbar auf andere Länder und Settings.
  • In beiden Untersuchungen sind zudem Variationen in den Erhebungsprozeduren und Outcomeprozeduren erkennbar, wobei manche Aspekte nicht im Hinblick auf weitere mögliche Variablen wie z.B. Medikamenteneinnahme untersucht wurden.
 
AMSTAR-Score
 11 (11)
Keine Abzüge bei diesem Review

Anmerkungen

Einbeziehung von insgesamt 7 RCTs mit überwiegend geringem bis moderatem „risk of bias“

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

---

Verborgene Zuweisung

---

Fehlende Verblindung

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Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

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Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

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Weitere Limitationen

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Zusammenfassung

Das Review zeigt auf, dass aufgrund der methodisch schlechten Studienlage (nur 2 der 7 im Review analysierten Studien beinhalten brauchbare Daten, welche jedoch inkonsistente Effekte bzgl. des Einsatzes von Aromatherapie aufweisen und zudem und aufgrund ihrer Konzeption nicht vergleichbar sind und methodisch eher moderat erscheinen) wenig Rückschlüsse auf die Evidenz von Aromatherapie in der Pflege von Demenzkranken möglich sind. Ergebnis des Reviews ist daher, dass der Einsatz von Aromatherapie, wie auch der Einsatz von Anti-Demenz-Präparaten unterschiedliche Effekte bei Menschen mit unterschiedlich stark ausgeprägter Demenz bewirken könnte. Weitere Forschung zum Einsatz von Düften bzw. Aromen-Ölen ist notwendig.

ID: 112

9
Wirksamkeit entspannender Aktivierung nach dem "Need-driven Dementia-compromised Behavior (NDB)"-Model auf agitiertes und passives Verhalten von Pflegeheimbewohner/-innen mit Demenz
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Kolanowski, A., Buettner, L. (2005): Efficacy of Theory-Based Activities for Behavioral Symptoms of Dementia. In: Nursing Research. 54(4):219–228,
 

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

nicht genauer beschrieben

Intervention

Aktivierung nach dem NDB-Modell mit folgenden Ansätzen:
•    Treatment-A Group: Aktivierung nach physischen und kognitiven Ressourcen der Pflegebedürftigen
•    Treatment-B Group: Aktivierung entsprechend der persönlichen Interessen der Pflegebedürftigen 
•    Treatment-C Group: Aktivierung nach physischen und kognitiven Ressourcen und persönlichen Interessen der Pflegebedürftigen 


die Aktivierung erfolgte täglich für 20 Minuten über 12 Tage

 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

12 Tage

Population

keine Altersspezifizierung, diagnostizierte Demenz, von Pflegenden dokumentierte Verhaltensauffälligkeiten

Anzahl der Studienteilnehmer

4 Pflegeheime
Crossover-Design mit 33 Studienteilnehmer/-innen zur Baseline-Erhebung und 30 zum Stu-dienende, jeder Studiengruppe sind jeweils 5 Studienteilnehmer/-innen zugeordnet
 

Ergebnisdarstellung

aufgrund widersprüchlicher Ergebnispräsentation keine präzise Ergebniszusammenfassung möglich, dennoch lassen sich mögliche Tendenzen wie folgt zusammenfassen:

  • Aktivierung nach persönlichen Interessen zeigt positiven Einfluss auf das Engagement, den Affekt und die Passivität der Pflegebedürftigen
  • Aktivierung nach persönlichen Interessen und funktionalen Fähigkeiten hat positiven Einfluss auf die Reduktion der Passivität von Pflegebedürftigen
  • kein Einfluss der verschiedenen Interventionen auf Stimmung und agitiertes Verhalten

 

Anmerkungen

Crossover-Design

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear
keine genaue Angabe zur Durchführung der Randomisierung

 

Verborgene Zuweisung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Fehlende Verblindung

Unclear
Unklar, wie die verschiedenen Erhebungen erfolgten

 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
keine untersuchungsgruppenspezifische Beschreibung der Drop-outs

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

High risk

  • Crossover-Design
  • sehr kurze Auswaschungsphase von nur 2 Tagen
  • kurze Beobachtungszeit von 12 Tagen
  • nur 5 Proband/-innen pro Untersuchungsgruppe, Stichprobengröße entspricht jedoch der Powerkalkulation
  • keine Kontrolle von Confoundern
  • widersprüchliche Ergebnisdarstellung in Ergebnissen, Zusammenfassung und Diskussion

Zusammenfassung

Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsoptionen von NDB auf das Verhalten von Pflegeheimbewohner/-innen mit Demenz zu untersuchen. Die sehr kleine Stichprobengröße (5 Studienteilnehmer pro Gruppe), eine kurze Auswaschungsphase zwischen den verschiedenen Interventionsphasen der Crossover-Studie, sowie die widersprüchliche Ergebnisdarstellung und -zusammenfassung durch die Autoren lassen keine klare Aussage über die Effekte der Untersuchung zu. Scheinbar können sich alle drei Interventionen positiv auf verschiedene und/oder einzelne Verhaltensweisen auswirken. Die Validität der Studie ist als stark eingeschränkt zu beurteilen.

ID: 30

10
Effekt von langsamer Rückenmassage auf die Schlafdauer bei Menschen mit Demenz und Schlafstörungen
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Harris, M., Culpepper Richards, K., & Grando, V. T. (2012): The Effects of Slow-Stroke Back Massage on Minutes of Nighttime Sleep in Persons With Dementia and Sleep Disturbances in the Nursing Home: A Pilot Study

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Pflegende der Einrichtung wählen potentielle Studien-Teilnehmer/-innen aus
  • Speziell ausgebildete Pflegekraft führt die die langsame Rückenmassage (Slow-Stroke-Back-Massage) durch

Intervention

  • Interventionsgruppe erhielt 3-minütige langsame Rückenmassage neben der regulären Pflege vor dem Schlaf an 2 Abenden
  • Kontrollgruppe erhält keine Rückenmassage neben der regulären Pflege vor dem Schlaf
  • in beiden Gruppen wurde mittels Aktigraph (kleiner Bewegungssensor am Handgelenk) das Schlaf-Wach-Verhalten in der Nacht aufgezeichnet (Einschlafzeit, Schlafdauer, Schlaferhalt – WASO: wake after sleep onset (Aufwachen nach dem Einschlafen), Tagesinaktivität)

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

48 Stunden

Population

≥ 65 Jahre alt, Demenzdiagnose aus der Krankenakte, Fähigkeit simplen Befehlen zu folgen,  ≥ 90 Tage Pflegeheimbewohner/-in, Schlafstörung (weniger als 7 Stunden Schlaf in der Nacht, gemessen mit dem Aktigraph in einem Zeitraum von 48 Stunden)

Anzahl der Studienteilnehmer

Studienteilnehmer/-innen gesamt : 40
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 20
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 20

Ergebnisdarstellung

  • Keine großen Effekte auf die Schlafdauer (in Minuten) zwischen Interventionsgruppe und Kontrollgruppe feststellbar
  • Keine signifikanten Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe bzgl. der Einschlafzeit, Schlafdauer, Schlaferhalt und der Tagesinaktivität
  • dennoch große Verbesserung innerhalb der Interventionsgruppe (Vergleich Ausgangssituation und nach der Intervention)
  1.       Gesamtschlafdauer hat sich um 46,1 Minuten verbessert (in der Kontrollgruppe nur um 10.32 Minuten; eine Differenz von 36 Minuten)
  2.     Schlaf-Effizienz hat sich um 13,8% verbessert (in der Kontrollgruppe nur um 9.7 %, ein Unterschied von 4.1%)
  • Positive Rückmeldung zur langsamen Rückenmassage von Teilnehmer/-innen der Interventionsgruppe (besser als bisherige Massage, fühlten sich mehr „geliebt“)

Anmerkungen

Unzureichende Studien-Power

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low

  • mittels Statistik-Software generierte randomisierte Nummerierung und Planung der Zuweisung

Verborgene Zuweisung

Unclear

  • Keine Angaben zur Zuweisung

Fehlende Verblindung

Unclear

  • Keine Angaben zur Verblindung

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low

  • bei freiwilligem Ausscheiden aus Studie wurde Sample aufgefüllt, um Sample von mind. 40 Personen zu erreichen

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

  • Unzureichende Informationen

Weitere Limitationen

  • Intervention wurde von externer Pflegekraft mit Spezialisierung durchgeführt
  • Zu kurze Erhebung des Schlafverhaltens (nur 48 Stunden) --> besser wären mind. 14 Tage  bzw. Nächte
  • Zu ungenaue Erhebung des Schlafverhaltens --> zusätzlich zu Aktigraph wäre Verwendung von Schlaftagebuch zu empfehlen, um die Reliabilität zu steigern
  • Zu seltene Intervention (an 2 Abenden)
  • Keine Kontrolle der Nachtroutine in dieser Studie --> Schlaf könnte durch nicht erfasste Umgebungsfaktoren in den Pflegeheimen gestört worden sein
  • Studie sollte auf Personen, die weniger als insgesamt 5 Std. in der Nacht schlafen beschränkt werden
  • es ist möglich, dass die Reaktion auf die langsame Rückenmassage in diesem Sample neurodegenerative Veränderungen in Verbindung mit dem Krankheitsfortschritt abgeschwächt ist.
  • unzureichende Power
  • lediglich deskriptive Darstellung der Verbesserung des Schlafs innerhalb der Interventionsgruppe beim Vergleich Ausgangs- und Folge-Erhebung

Zusammenfassung

Obwohl die Interventionsgruppe keinen signifikanten Unterschied in der Verbesserung ihres Schlafes gegenüber der Kontrollgruppe zeigte, konnte im Vergleich zur Ausgangs-Erhebung deskriptiv ein Anstieg der Schlafdauer um 36 Minuten innerhalb der Interventionsgruppe durch die langsame Rückenmassage festgestellt werden. Aufgrund der methodischen Mängel ist jedoch keine Generalisierbarkeit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse gewährleistet. Es lassen sich jedoch Hinweise für die Notwendigkeit einer umfassenden Untersuchung ableiten, die die langsame Rückenmassage als eine Form der nichtpharmakologischen Intervention in der Pflege von Demenzkranken mit Schlafstörungen als eine Strategie etablieren könnte.

ID: 113

11
Effektivität eines Fähigkeiten-fokussierten Ansatzes bei der Pflege von Menschen mit Demenz
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Sidani, S., Streiner, D., & LeClerc, C. (2012): Evaluating the effectiveness of the abilities-focused approach to morning care of people with dementia. In: International Journal of Older People Nursing, No. 7.

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

  • Pflegende führen AFMC in der Morgenpflege bei Bewohner/-innen mit Demenz durch
  • eine ausgebildete Advanced Practice Nurse führt Schulungssitzungen durch

Intervention

  • Implementation des AFMC: unter Selektion und Berücksichtigung von Pflegeinterventionen, die mit den individuellen Fähigkeiten der Bewohner/-innen übereinstimmen, sollen Patient/-innen mit Demenz zur Teilhabe an der Morgenpflege befähigt werden
  • Inhalte des AFMC = 6 Komponenten: Begrüßung des/der Bewohner/-in, Unterhaltung mit Bewohner/-in, Pflegeansatz, Orientierung zum/zur Bewohner/-in, Gebrauch von Hilfsmitteln und Baden, Anziehen und Körperpflege
  • Interessierendes Outcome: Unruhe-Level, Beteiligung an der Morgenpflege, physische und psychosoziale Funktionsfähigkeit

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

3 Jahre (2 Erhebungszeitpunkte)

Population

Bewohner von Pflegeheimen mit primärer degenerativer Demenz nach ICD-10-Klassifikation, MMSE-Score ≤ 24

Anzahl der Studienteilnehmer

Bewohner/-innen von 8 Langzeit-Pflegeheimen (4 städtische und 4 ländliche)
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 84/65

Ergebnisdarstellung

  • Keine statistisch signifikanten Effekte auf das Unruhe-Level, die Beteiligung an der Pflege und physischer und mentaler Funktionsfähigkeit im Pretest-Posttest-Vergleich
  • Statistische Signifikanz bzgl. der Entspannung und Gelassenheit

Anmerkungen

Vorher-Nachher-Design

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

High

  • Keine Randomisierung aufgrund des Studiendesigns

Verborgene Zuweisung

High

  • Keine Hinweise auf Zuweisung (bzw. es gibt nur 1 Gruppe)

Fehlende Verblindung

Unclear

  • keine Hinweise auf eine Verblindung

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low

  • Patient/-innen- und Endpunkt-Ergebnisse wurden vollständig erfasst

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

  • Unzureichende Informationen

Weitere Limitationen

  • Kleines Sample
  • Keine Kontrollgruppe
  • Keine genaue Altersangabe der Proband/-innen
  • Keine Berücksichtigung von Confounder (unterschiedliche Bedingungen in den Einrichtungen)
  • Kurzer Evaluationszeitraum

Zusammenfassung

Gegenstand der Untersuchung war es den Effekt, des Fähigkeiten-fokussierten Ansatzes (abilities-focused approach to morning care – AFMC) bei der täglichen Morgenpflege von Menschen mit Demenz zu evaluieren. Mittels Pretest-Posttest-Design sollten Veränderungen bzgl. des Patient/-innen-Outcomes (des Unruhe-Levels, der Beteiligung an der Morgenpflege und der physischen und psychosozialen Funktionsfähigkeit) von Bewohner/-innen von acht Pflegeheimen, erhoben werden. Als Ergebnis zeigte sich kein signifikanter Effekt des AFMC auf das Patient/-innen-Outcome. Als ein Grund dafür gilt der kurze Evaluationszeitraum. Neben der kleinen Stichprobengröße und der geringen Berücksichtigung von Confoundern in den unterschiedlichen Einrichtungen, wären die Ergebnisse jedoch zudem nicht auf andere Einrichtungen übertragbar. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der Studie nur eingeschränkt als valide einzuschätzen und der Ansatz daher nicht zu verwerfen. Weitere umfassende Forschung ist hier notwendig.

ID: 114