Stationäre Prävention

Förderung funktionaler Fähigkeiten

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Überblick
Aufgrund der methodischen Ausrichtung und der Heterogenität der Studien lassen die Interventionen zur Förderung funktionaler Fähigkeiten in der stationären Prävention keine allgemeingültigen Aussagen zur Effektivität zu. Dennoch deuten die Ergebnisse einzelner Studien auf signifikant positive Effekte in Bezug auf die Verbesserung und Stabilisation funktionaler Fähigkeiten hin. Um die Effektivität in diesem Interventionsbereich zu beurteilen, sind weitere Untersuchungen notwendig.
Studienlage
  • Fünf randomisiert kontrollierte Studien (RCT)
  • Niedrige bis moderate Studienqualität und heterogenes Interventionsspektrum
Wirksame Interventionen
Stärke der Empfehlung  
 

Ergibt sich aus der Signifikanz der Intervention und des Verzerrungsrisikos der Studie.

sehr hoch Primäres Outcome ist eindeutig signifikant, niedriges oder mittleres Verzerrungsrisiko
hoch Primäres Outcome ist eindeutig signifikant, hohes Verzerrungsrisiko; Sekundäres Outcome ist eindeutig signifikant, niedriges oder mittleres Verzerrungsrisiko
mittel Sekundäres Outcome ist signifikant, hohes Verzerrungsrisiko; keine signifikanten primären oder sekundären Outcomes, niedriges oder mittleres Verzerrungsrisiko
niedrig Keine primären oder sekundären Outcomes sind signifikant, hohes Verzerrungsrisiko
Die Kombination aus körperlichem Krafttraining, Spaziergängen und individuellen sozialen Aktivierungsmaßnahmen führte zu einem signifikanten Anstieg der Schlafdauer und Schlafeffizienz der älteren Menschen.
Details
sehr hoch
Körperlich-funktionales Training und Nahrungsergänzung zeigten eine signifikant verbesserte Muskelkraft und Mobilität der älteren Menschen.
Details
sehr hoch
Die Förderung der Beweglichkeit und funktionalen Unabhängigkeit führte zu einer signifikanten Verbesserung der Beweglichkeit der Pflegebedürftigen. Bei weniger pflegebedürftigen Personen führte die Intervention jedoch zu einer signifikanten Verschlechterung der funktionalen Fähigkeiten.
Details
hoch
Stärkungs- und Flexibilitätsübungen bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen führten zu signifikanten Verbesserungen hinsichtlich der Stärkung funktionaler Fähigkeiten.
Details
hoch
Eine zielgerichtete körperliche Aktivierung älterer Menschen im Pflegeheim zeigte signifikant stabilere, instrumentelle Aktivitäten und stabilere Funktionen der unteren Extremitäten. Pflegebedürftige mit kognitiven Beeinträchtigungen wiesen  signifikant häufiger depressive Symptome auf.
Details
mittel


Betrachtete Studien
1
Vergleich der Wirksamkeit von körperlichem Krafttraining plus Spazierengehen und individuellen sozialen Aktivitäten sowie Aktivierungsmaßnahmen auf Schlaf

Autoren

Richards, K. C., Lambert, C., Beck, C. K., Bliwise, D. L., Evans, W. J., Kalra, G. K., Kleban M.H., Lorenz R., Rose K., Gooneratne N.S., & Sullivan D.H. (2011): Strength Training, Walking, and Social Activity Improve Sleep in Nursing Home and Assist-ed Living Residents: Randomized Controlled Trial. In: Journal of the American Geriatrics Society 59 (2), S. 214–223.

Forschungsgegenstand

Vergleich der Wirksamkeit von körperlichem Krafttraining plus Spazierengehen und individuellen sozialen Aktivitäten als auch die Wirksamkeit der Kombination aus körperlichem Krafttraining, Spazierengehen und individuellen sozialen Aktivierungsmaßnahmen in Bezug auf Schlaf

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

nach Einweisung und Training durch die Forscher/-innen begleiten Pflegefachkräfte beide Interventionstypen, sprich die physikalischen Übungen und die Sozialaktivitäten

Intervention

Der Untersuchungsaufbau verlief in drei Studienarmen:

  • 3x wöchentliches Körpertraining und 2x pro Woche für 45 Minuten spazieren gehen (E-Gruppe)
  • oder 5x in der Woche einstündige, individuell ausgerichtete soziale Aktivierungsmaßnahmen (z. B. Brettspiele, Musik, Kochen) (SA-Gruppe)
  • oder Kombination aus den körperlichen und sozial-individuellen Maßnahmen (ESA-Gruppe)
  • die Kontrollproband/-innen erhielten keinerlei Intervention

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

7 Wochen

Population

ältere Bewohner/-innen (55+) in stationären Pflegeeinrichtungen oder Einrichtungen des Betreuten Wohnens, jeglicher kognitiver und funktioneller Konstitution und mit einer nächtlichen Schlafdauer von weniger als 7 Stunden und mind. 30-minütiger Schlafdauer tagsüber

Anzahl der Studienteilnehmer

10 Pflegeheime und 3 Einrichtungen des Betreuten Wohnens
Interventionsgruppen (vorher/nachher):

  • E-Gruppe (Körpertraining plus Spazierengehen): 55/46
  • SA-Gruppe (individuelle, soziale Aktivitäten): 50/41
  • ESA-Gruppe (Kombination aus beidem): 41/32

Kontrollgruppe (vorher/nachher): 47/46

 

Ergebnisdarstellung

  • ausgehend von der Baseline-Erhebung stieg die totale nächtliche Schlafdauer in der ESA-Gruppe signifikant (p=0.01) gegenüber der Kontrollgruppe, d. h. die Proband/-innen, die sowohl das körperliche Training als auch die individuelle, soziale Aktivierung erhielten, schliefen 35.3 Minuten pro Nacht länger bzw. ihre totale nächtliche Schlafdauer verbesserte sich um 16.4%. Von klinischer Relevanz (≥60 Minuten) verbesserte sich die totale nächtliche Schlafdauer in der E-Gruppe bei 16 (29.1%), in der SA-Gruppe ebenfalls bei 16 (32%), in der ESA-Gruppe bei 19 (46.3%) Proband/-innen, wohingegen in der Kontrollgruppe nur bei 9 (19.1%) Proband/-innen eine klinisch relevante Verbesserung auftrat
  • die durchschnittliche Schlafeffizienz erhöhte sich in der ESA-Gruppe ebenfalls signifikant (p=0.02) gegenüber den Kontrollproband/-innen um 5 %, sie stieg in der ESA-Gruppe um 19.1% (p=0.002) und in der E-Gruppe um 7.8% (p<0.001)
  • die Non-rapid eye movements-Schlafphasen (NREM) der Proband/-innen verbesserten sich am stärksten in der ESA-Gruppe (p<0.001), hier stieg sie im Vergleich zu den übrigen Untersuchungsgruppen um 23.1% an
  • keine signifikanten Veränderungen im Hinblick auf die rapid eye movements-Phasen (REM) durch die Interventionen

Anmerkungen

  • Nebenergebnis: durch das physikalische Training plus Spazierengehen verbesserte sich die körperliche Konstitution der Probanden und die Muskelstärke in Brust- und Hüftbereich
  • unerwünschte Ereignisse im Verlauf der Untersuchung werden offengelegt und mögliche Zusammenhänge zwischen diesen und den Interventionen beleuchtet

 

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low risk
--

 

Verborgene Zuweisung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Fehlende Verblindung

Low risk
--

 

unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

Low risk
--

 

Fazit

Die Studie vergleicht die Wirksamkeit von körperlichem Krafttraining plus Spazierengehen, individuellen sozialen Aktivitäten und der Kombination aus beiden Maßnahmen. Die zu untersuchenden Endpunkte betreffen vor allem den Schlaf der Proband/-innen, die entweder in Pflegeeinrichtungen oder Einrichtungen des Betreuten Wohnens leben. Im Ergebnis deutet allein das kombinierte Angebot, bestehend aus körperlichem Training und individualorientierter, sozialer Aktivierung, auf positive Effekte hin. Denn gegenüber den Vergleichsgruppen nahmen die nächtliche Schlafdauer, die Schlafeffizienz und die Schlafphasen mit den so genannten non-rapid eye movements stärker bei denjenigen Proband/-innen zu, die an allen Interventionsmaßnahmen teilnahmen. Die Studie birgt keine bemerkenswerten methodischen Schwächen, sodass die Aussagekraft und Übertragbarkeit der Studienergebnisse als hoch bewertet werden kann.

ID: 21

Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
mittel
2
Effekte von körperlich-funktionalem Training und Nahrungsergänzung auf Muskelkraft und Mobilität von älteren Menschen, die entweder zu Hause oder in einem Pflegeheim leben oder im Krankenhaus in Behandlung sind

Autoren

Zak, M., Swine, C., Grodzicki, T. (2009): Combined effects of functionally-oriented exercise regimes and nutritional supplements on both the institutionalised and free-living frail elderly (double-blind, randomised clinial trial). In: BMC Public Health 9 (1); 39.
 

Forschungsgegenstand

Effekte von körperlich-funktionalem Training und Nahrungsergänzung auf Muskelkraft und Mobilität von älteren Menschen, die entweder zu Hause oder in einem Pflegeheim leben oder im Krankenhaus in Behandlung sind

Studiendesign/-art

Quasi-Experimentelles Design

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

nicht genauer beschrieben

Intervention

  • 5-mal pro Woche Durchführung des körperlich-funktionalen Trainings („Functionally-oriented exercises“ FOE) à 45 Minuten durch Physiotherapeut/-innen
  • das Training beinhaltet Balanceübungen und multisensorische Übungen und wird in unterschiedlichen Ausführungen angeboten: „Progressive resistance exercises (PRE)“ oder „Structured standard exercises (SE)“. SE umfasst einfache Übungen im Sitzen auf einem Stuhl oder auf dem Sitzfahrrad, Proband/-innen der PRE-Gruppe benutzten überdies ein Thera-Band.
  • die Interventionstypen wurden weiter in 4 Untersuchungsgruppen differenziert:
•    Gruppe 1: PRE + FOE + Nahrungsergänzung NUTRIDRINK®
•    Gruppe 2: PRE + FOE + Placebo-Nahrungsergänzung
•    Gruppe 3: SE + FOE + Nahrungsergänzung NUTRIDRINK®
•    Gruppe 4: SE + FOE + Placebo-Nahrungsergänzung
 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

7 Wochen

Population

Pflegeheimbewohner/-innen und zu Hause lebende Menschen, die frühere Patient/-innen eines Krankenhauses der Gegend waren und bereit waren, an der Studie teilzunehmen
60+, BMI > 19, BBS (Berg Balance)-Score > 21, MMSE > 20, keine akuten Erkrankungen

Anzahl der Studienteilnehmer

Gesamt (vorher/nachher): 91/80
Interventionsgruppe 1 (vorher/nachher): 22/19
Interventionsgruppe 2 (vorher/nachher): 23/21
Interventionsgruppe 3 (vorher/nachher): 23/19
Interventionsgruppe 4 (vorher/nachher): 23/21

 

Ergebnisdarstellung

  • signifikant verbesserte Muskelkraft in Gruppe 1 (p=0.01) und Gruppe 2 (p=0.04), ohne Auswirkungen auf die individuelle Mobilität der Proband/-innen
  • signifikant verbesserte Mobilität in Gruppe 3 und 4 (p=0.002), ohne Auswirkungen auf die individuelle Muskelkraft der Proband/-innen

Anmerkungen

die Studie enthält eine sehr ausführliche Ergebnisdarstellung, die hier nicht im Detail aufgeführt worden ist

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

keine externe Randomisierung

 

Verborgene Zuweisung

Low risk 
--

 

Fehlende Verblindung

Low risk 
--

 

unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk 
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

Unclear

  • verhältnismäßig kleine Stichproben in den Untersuchungsarmen bei erreichter Power vor der Intervention (Bedarf an Proband/-innen nach Powerkalkulation betrug 22-23 Proband/-innen)
  • kurze Untersuchungsdauer
  • Freiwilligensample
  • schwache Dosierung des Nahrungsergänzungsdrinks
  • multifaktorielle Intervention
  • fragliche Eignung der Zielgruppe (gesundes Sample)
  • unklare Verteilung der Proband/-innen unterschiedlicher Herkunft in die Interventionsgruppen

Fazit

Zak et al. untersuchten die Effekte von körperlich-funktionalem Training in Kombination mit Nahrungsergänzungsmitteln auf die Muskelkraft und Mobilität bei einer gemischten Proband/-innengruppe aus Pflegeheimbewohner/-innen und zu Hause lebenden, älteren Menschen. Für die Gruppen 1 und 2 (PRE + FOE mit oder ohne Nahrungsergänzung) hat sich die Muskelkraft in den Beinen der Proband/-innen signifikant verbessert, was aber keine direkten Rückschlüsse auf die Mobilität erlaubt. Demgegenüber hat sich in den Gruppen 3 und 4 (SE + FOE mit oder ohne Nahrungsergänzung) die Mobilität signifikant erhöht, ohne dass positive Effekte auf die individuelle Muskelkraft feststellbar waren. Aufgrund methodischer Schwächen und der damit verbundenen als eingeschränkt zu bewertenden Validität ist zu empfehlen, die Intervention in größeren und länger andauernden Untersuchungen in den verschiedenen Settings weiterhin zu testen. Der Mix der Untersuchungspersonen erlaubt keine Aussagekraft für die spezifischen Charakteristika von Pflegeheimbewohner/-innen.

ID: 23

Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
mittel
3
Effektivität von Takizawa auf Beweglichkeit (gemessen mit "ROM") und funktionale Unabhängigkeit (gemessen mit "FIM")

Autoren

Makita, M., Nakadaira, H., & Yamamoto, M. (2006): Randomized controlled trial to evaluate effectiveness of exercise therapy (Takizawa Program) for frail elderly. In: Environmental Health and Preventive Medicine 11 (5), S. 221–227.

Forschungsgegenstand

Effektivität von Takizawa auf Beweglichkeit (gemessen mit „ROM“) und funktionale Unabhängigkeit (gemessen mit „FIM“)

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

nicht genauer beschrieben

Intervention

  • 3x wöchentlich Takizawa, ein Programm zur Förderung der Beweglichkeit und funktionalen Unabhängigkeit
  • es werden insbesondere die Flexion verschiedener Gelenke, das Gleichgewicht und das Laufen trainiert
  • die Übungen sind im Sitzen oder Stehen durchzuführen und können durch den zusätzlichen Einsatz verschiedener Trainingsinstrumente verstärkt werden 
  • Durchführende sind Physiotherapeut/-innen

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

3 Monate 

Population

pflegebedürftige Frauen mit stabilem Gesundheitszustand

Anzahl der Studienteilnehmer

3 Pflegeheime
Interventionsgruppe(vorher/nachher): 74/71
Kontrollgruppe(vorher/nachher): 75/74

 

Ergebnisdarstellung

  • signifikante Veränderung der Beweglichkeit in der Interventionsgruppe in einzelnen Gelenken: z. B. Beugung der rechten (p=0.001) und linken Schulter (p=0.005), linke dorsale Flussbewegung (p=0.018) u. a.
  • signifikante (p=0.033) Reduktion des FIM-Score in der Gruppe der Pflegebedürftigen mit geringerem Pflegeaufwand (care level 1 und 2), d. h. bei geringerer Pflegebedürftigkeit verschlechterten sich die funktionalen Fähigkeiten eher
  • keine signifikanten Veränderungen im Sinne einer Verbesserung der funktionalen Abhängigkeit (FIM) in der Interventionsgruppe 

Anmerkungen

reduzierte Datenerhebungen bei ROM: statt 71 in der Interventionsgruppe nur 67 und in der Kontrollgruppe nur 58 statt 74 Datensätze

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear
keine genaue Angabe zur Durchführung der Randomisierung

 

Verborgene Zuweisung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Fehlende Verblindung

Unclear
Datenerheber/-innen wurden nur für einen Teil der Datenerhebungen verblindet
 

unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

  • keine ITT
  • in einem Datenbereich (ROM) konnten Daten nicht vollständig erhoben werden

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

Unclear
tlw. Daten nicht vollständig erhoben

tlw. widersprüchliche Ergebnispräsentation

 

Fazit

Die Studie untersuchte den Einfluss von Takizawa – einem speziellen Trainingsprogramm – auf die verbesserte Beweglichkeit und funktionale Unabhängigkeit von weiblichen Pflegeheimbewohnerinnen. Die Forscher/-innen kommen zu dem Ergebnis, das sich durch die Intervention die Beweglichkeit in einigen Gelenken (z. B. Knie, Fußgelenk und tlw. Schulter) signifikant verbessert, die funktionale Abhängigkeit jedoch nicht. Die Intervention hat somit keinen positiven Einfluss auf die funktionalen Fähigkeiten. Die Validität der Studienergebnisse muss als eingeschränkt bewertet werden, da die Methodik durch fehlende Angaben im Studiendesign nicht positiv zu beurteilen ist. 

ID: 20

Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
4
Effektivität eines Gruppenprogramms, bestehend aus Stärkungs- und Flexibilitätsübungen bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen, hinsichtlich der Stärkung funktionaler Fähigkeiten

Autoren

Baum, E. E., Jarjoura, D., Polen, A. E., Faur, D., & Rutecki, G. (2003): Effectiveness of a group exercise program in a long-term care facility: a randomized pilot trial. In: Journal of the American Medical Directors Association 4 (2), S. 74–80. 
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12807578.
 

Forschungsgegenstand

Effektivität eines Gruppenprogramms, bestehend aus Stärkungs- und Flexibilitätsübungen bei älteren Menschen in Langzeitpflegeeinrichtungen, hinsichtlich der Stärkung funktionaler Fähigkeiten

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Pflegende sind an der Durchführung des Interventionsprogrammes durch einen/eine Physiotherapeut/-in beteiligt

Intervention

  • 3x wöchentlich 60 Minuten über 6 Monate
  • das Training ist in sitzender Position mit Einbeziehung von einfachem Trainingsmaterial, wie Theraband und Medizinball, durchzuführen

 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

3, 6, 9 und 12 Monate

Population

65+, Pflegebedürftige im Pflegeheim oder Betreuten Wohnen für mind. 3 Monate, ohne akute Erkrankung oder instabilen Gesundheitszustand oder Verhaltensauffälligkeiten

Anzahl der Studienteilnehmer

1 Pflegeheim und angeschlossenes Betreutes Wohnen
Interventionsgruppe: 11
Kontrollgruppe: 9, die Kontrollgruppe erhält nach 6 Monaten die Intervention (semi-cross over Design)
 

Ergebnisdarstellung

  • in der Interventionsgruppe signifikanter (p=0.013) „overall impact“ über alle vier Outcomes: time-up-and-go-Test (TUG), physical performance test (PPT), Berg balance test und mini-mental status examination (MMSE)
  • keine signifikanten Effekte mehr nach 3 und 6 Monaten

 

Anmerkungen

randomisiert-kontrollierte, „semi-cross over“-Pilotstudie

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low risk
--

 

Verborgene Zuweisung

Unclear
Gruppenzuweisung über „opening sealed envelopes”

 

Fehlende Verblindung

Unclear
nur Verblindung der Datenerheber/-innen, nicht der weiteren Forschungsgruppe
 

unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear 
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

High risk

  • Freiwilligensample
  • sehr kleine Stichprobe (11 in der Interventions- und 9 in der Kontrollgruppe)
  • Bedarf an Proband/-innen laut Powerkalkulation mit 20 Untersuchungsteilnehmer/-innen erreicht
  • verkürzte Beobachtungszeit der Kontrollgruppe (6 statt 12 Monate)
  • sehr kleine Effekte und Zusammenfassung von Effekten, die nicht vergleichbar sind (funktionale und kognitive Fähigkeiten)
  • Möglichkeit von hoher Einflussnahme der Forscher/-innen während der Untersuchung
  • unklar, zu welchem Messzeitpunkt die Hauptergebnisse erhoben wurden
  • unklare Ergebnisdarstellung

Fazit

Forschungsgegenstand dieser Studie ist die Evaluation eines Gruppentrainings, bestehend aus Stärkungs- und Flexibilitätsübungen bei älteren Menschen im Pflegeheim, in Bezug auf die Verbesserung der funktionalen Fähigkeiten. Die Untersucher/-innen kommen in ihrer Pilotstudie (Semi-Crossover-Design) zu dem Ergebnis, dass die Intervention in der Summe einen signifikant positiven Effekt auf die funktionalen und kognitiven Fähigkeiten der Studienteilnehmer/-innen zeigt. Trotz guter methodischer Konzeption der Studie, ist die Validität der Ergebnisse aufgrund einer sehr kleinen Stichprobe, kleiner Effekte, der Zusammenfassung von Effekten sowie einer unklaren Ergebnisdarstellung als stark eingeschränkt einzustufen und sollte weiterhin nicht berücksichtigt werden.

ID: 22

Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
5
Effektivität einer zielgerichteten körperlichen Aktivierung älterer Menschen im Pflegeheim zur Verbesserung der funktionalen Fähigkeiten, Lebensqualität und Reduktion von Stürzen

Autoren

Kerse, N., Peri, K., Robinson, E., Wilkinson, T., Randow, M. v., Kiata, L., Parsons, J., Latham, N., Parsons, M., Willingale, J., Brown, P., & Arrol, B. (2008): Does a functional activity programme improve function, quality of life, and falls for residents in long term care? Cluster randomised controlled trial. In: British Medical Journal (BMJ) 337; oct09 3; a1445.

Forschungsgegenstand

Effektivität einer zielgerichteten körperlichen Aktivierung älterer Menschen im Pflegeheim zur Verbesserung der funktionalen Fähigkeiten, Lebensqualität und Reduktion von Stürzen

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

speziell ausgebildete Pflegende („gerontology nurses“, GN) erstellen eine Planung zur Aktivierung körperlicher Fähigkeiten, Pflegende setzen die Intervention um und erhalten dabei Unterstützung durch die GN

Intervention

  • GN (gerontology nurse) führt ein geriatrisches Assessment pro Studienteilnehmer/-in durch
  • darauf basierend wird eine Planung zur Aktivierung der körperlichen Aktivitäten entwickelt
  • die Interventionen sollen leicht in den Alltag integrierbar sein (einfache Übungen wie Aufstehen aus einem Stuhl, mehrmalige über den Tag verteilte Wiederholungen)
  • die Zielsetzung der Planung wird mit den Studienteilnehmer/-innen gemeinsam vereinbart und muss von ihnen verstanden und akzeptiert werden
  • der Plan wird im Zimmer der Studienteilnehmer/-innen ausgehängt
  • die GN leitet die Pflegenden bei der Pflege der Studienteilnehmer/-innen an und entwickelt ggf. den Plan weiter

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

6 und 12 Monate

Population

65+, Unterstützungsbedarf bei den ADLs 

Anzahl der Studienteilnehmer

41 Pflegeheime
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 330/225
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 352/248

 

Ergebnisdarstellung

  • kein signifikanter Effekt auf die funktionalen Fähigkeiten, Lebensqualität und Stürze durch die Intervention
  • Subgruppenanalyse:
  • bei Pflegebedürftigen mit guten kognitiven Fähigkeiten zeigten sich signifikant stabilere instrumentelle Aktivitäten (p=0.024) und stabilere Funktionen der unteren Extremitäten (p=0.015)
  • Pflegebedürftige mit beeinträchtigen kognitiven Fähigkeiten zeigten keine Entwicklung der funktionalen Fähigkeiten, dagegen traten aber bei diesen Bewohner/-innen signifikant häufiger depressive Symptome auf (p=0.004)

Anmerkungen

---

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low risk
--

 

Verborgene Zuweisung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Fehlende Verblindung

Low risk
--

 

unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
keine Durchführung einer ITT, Studie jedoch methodisch und statistisch gut konzipiert

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

Unclear
tlw. unklare Ergebnispräsentation

 

Fazit

Den Forschungsgegenstand bildete eine Intervention, bestehend aus einer zielgerichteten körperlichen Aktivierung, die in den Alltag und die Pflege der Pflegebedürftigen zu integrieren ist. Ziel war es, zu überprüfen, inwieweit diese Intervention funktionale Fähigkeiten, Lebensqualität und Stürze älterer Menschen positiv beeinflusst. Die methodisch sehr gute Studie mit sehr hohen Fallzahlen (41 Einrichtungen, über 220 Studienteilnehmer/-innen im Follow-up) und längerer Beobachtungzeit (12 Monate) belegt, dass diese Intervention keine Wirkung zeigt. Allerdings zeigte sich bei Pflegebedürftigen mit kognitiven Beeinträchtigungen im Studienverlauf eine signifikante Zunahme an depressiven Symptomen.

ID: 19

Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch