Pflegerische Prävention und Rehabilitation
Ein Angebot des ZQP
Förderung funktionaler Fähigkeiten
Zitation
Richards, K. C., Lambert, C., Beck, C. K., Bliwise, D. L., Evans, W. J., Kalra, G. K., Kleban M.H., Lorenz R., Rose K., Gooneratne N.S., & Sullivan D.H. (2011): Strength Training, Walking, and Social Activity Improve Sleep in Nursing Home and Assist-ed Living Residents: Randomized Controlled Trial. In: Journal of the American Geriatrics Society 59 (2), S. 214–223.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
nach Einweisung und Training durch die Forscher/-innen begleiten Pflegefachkräfte beide Interventionstypen, sprich die physikalischen Übungen und die Sozialaktivitäten
Intervention
Der Untersuchungsaufbau verlief in drei Studienarmen:
- 3x wöchentliches Körpertraining und 2x pro Woche für 45 Minuten spazieren gehen (E-Gruppe)
- oder 5x in der Woche einstündige, individuell ausgerichtete soziale Aktivierungsmaßnahmen (z. B. Brettspiele, Musik, Kochen) (SA-Gruppe)
- oder Kombination aus den körperlichen und sozial-individuellen Maßnahmen (ESA-Gruppe)
- die Kontrollproband/-innen erhielten keinerlei Intervention
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
7 Wochen
Population
ältere Bewohner/-innen (55+) in stationären Pflegeeinrichtungen oder Einrichtungen des Betreuten Wohnens, jeglicher kognitiver und funktioneller Konstitution und mit einer nächtlichen Schlafdauer von weniger als 7 Stunden und mind. 30-minütiger Schlafdauer tagsüber
Anzahl der Studienteilnehmer
10 Pflegeheime und 3 Einrichtungen des Betreuten Wohnens
Interventionsgruppen (vorher/nachher):
- E-Gruppe (Körpertraining plus Spazierengehen): 55/46
- SA-Gruppe (individuelle, soziale Aktivitäten): 50/41
- ESA-Gruppe (Kombination aus beidem): 41/32
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 47/46
Ergebnisdarstellung
- ausgehend von der Baseline-Erhebung stieg die totale nächtliche Schlafdauer in der ESA-Gruppe signifikant (p=0.01) gegenüber der Kontrollgruppe, d. h. die Proband/-innen, die sowohl das körperliche Training als auch die individuelle, soziale Aktivierung erhielten, schliefen 35.3 Minuten pro Nacht länger bzw. ihre totale nächtliche Schlafdauer verbesserte sich um 16.4%. Von klinischer Relevanz (≥60 Minuten) verbesserte sich die totale nächtliche Schlafdauer in der E-Gruppe bei 16 (29.1%), in der SA-Gruppe ebenfalls bei 16 (32%), in der ESA-Gruppe bei 19 (46.3%) Proband/-innen, wohingegen in der Kontrollgruppe nur bei 9 (19.1%) Proband/-innen eine klinisch relevante Verbesserung auftrat
- die durchschnittliche Schlafeffizienz erhöhte sich in der ESA-Gruppe ebenfalls signifikant (p=0.02) gegenüber den Kontrollproband/-innen um 5 %, sie stieg in der ESA-Gruppe um 19.1% (p=0.002) und in der E-Gruppe um 7.8% (p<0.001)
- die Non-rapid eye movements-Schlafphasen (NREM) der Proband/-innen verbesserten sich am stärksten in der ESA-Gruppe (p<0.001), hier stieg sie im Vergleich zu den übrigen Untersuchungsgruppen um 23.1% an
- keine signifikanten Veränderungen im Hinblick auf die rapid eye movements-Phasen (REM) durch die Interventionen
Anmerkungen
- Nebenergebnis: durch das physikalische Training plus Spazierengehen verbesserte sich die körperliche Konstitution der Probanden und die Muskelstärke in Brust- und Hüftbereich
- unerwünschte Ereignisse im Verlauf der Untersuchung werden offengelegt und mögliche Zusammenhänge zwischen diesen und den Interventionen beleuchtet
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low risk
--
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Low risk
--
Zusammenfassung
Die Studie vergleicht die Wirksamkeit von körperlichem Krafttraining plus Spazierengehen, individuellen sozialen Aktivitäten und der Kombination aus beiden Maßnahmen. Die zu untersuchenden Endpunkte betreffen vor allem den Schlaf der Proband/-innen, die entweder in Pflegeeinrichtungen oder Einrichtungen des Betreuten Wohnens leben. Im Ergebnis deutet allein das kombinierte Angebot, bestehend aus körperlichem Training und individualorientierter, sozialer Aktivierung, auf positive Effekte hin. Denn gegenüber den Vergleichsgruppen nahmen die nächtliche Schlafdauer, die Schlafeffizienz und die Schlafphasen mit den so genannten non-rapid eye movements stärker bei denjenigen Proband/-innen zu, die an allen Interventionsmaßnahmen teilnahmen. Die Studie birgt keine bemerkenswerten methodischen Schwächen, sodass die Aussagekraft und Übertragbarkeit der Studienergebnisse als hoch bewertet werden kann.
ID: 21
Zitation
Zak, M., Swine, C., Grodzicki, T. (2009): Combined effects of functionally-oriented exercise regimes and nutritional supplements on both the institutionalised and free-living frail elderly (double-blind, randomised clinial trial). In: BMC Public Health 9 (1); 39.
Studiendesign/-art
Quasi-Experimentelles Design
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
nicht genauer beschrieben
Intervention
- 5-mal pro Woche Durchführung des körperlich-funktionalen Trainings („Functionally-oriented exercises“ FOE) à 45 Minuten durch Physiotherapeut/-innen
- das Training beinhaltet Balanceübungen und multisensorische Übungen und wird in unterschiedlichen Ausführungen angeboten: „Progressive resistance exercises (PRE)“ oder „Structured standard exercises (SE)“. SE umfasst einfache Übungen im Sitzen auf einem Stuhl oder auf dem Sitzfahrrad, Proband/-innen der PRE-Gruppe benutzten überdies ein Thera-Band.
- die Interventionstypen wurden weiter in 4 Untersuchungsgruppen differenziert:
• Gruppe 2: PRE + FOE + Placebo-Nahrungsergänzung
• Gruppe 3: SE + FOE + Nahrungsergänzung NUTRIDRINK®
• Gruppe 4: SE + FOE + Placebo-Nahrungsergänzung
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
7 Wochen
Population
Pflegeheimbewohner/-innen und zu Hause lebende Menschen, die frühere Patient/-innen eines Krankenhauses der Gegend waren und bereit waren, an der Studie teilzunehmen
60+, BMI > 19, BBS (Berg Balance)-Score > 21, MMSE > 20, keine akuten Erkrankungen
Anzahl der Studienteilnehmer
Gesamt (vorher/nachher): 91/80
Interventionsgruppe 1 (vorher/nachher): 22/19
Interventionsgruppe 2 (vorher/nachher): 23/21
Interventionsgruppe 3 (vorher/nachher): 23/19
Interventionsgruppe 4 (vorher/nachher): 23/21
Ergebnisdarstellung
- signifikant verbesserte Muskelkraft in Gruppe 1 (p=0.01) und Gruppe 2 (p=0.04), ohne Auswirkungen auf die individuelle Mobilität der Proband/-innen
- signifikant verbesserte Mobilität in Gruppe 3 und 4 (p=0.002), ohne Auswirkungen auf die individuelle Muskelkraft der Proband/-innen
Anmerkungen
die Studie enthält eine sehr ausführliche Ergebnisdarstellung, die hier nicht im Detail aufgeführt worden ist
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
keine externe Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Low risk
--
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
- verhältnismäßig kleine Stichproben in den Untersuchungsarmen bei erreichter Power vor der Intervention (Bedarf an Proband/-innen nach Powerkalkulation betrug 22-23 Proband/-innen)
- kurze Untersuchungsdauer
- Freiwilligensample
- schwache Dosierung des Nahrungsergänzungsdrinks
- multifaktorielle Intervention
- fragliche Eignung der Zielgruppe (gesundes Sample)
- unklare Verteilung der Proband/-innen unterschiedlicher Herkunft in die Interventionsgruppen
Zusammenfassung
Zak et al. untersuchten die Effekte von körperlich-funktionalem Training in Kombination mit Nahrungsergänzungsmitteln auf die Muskelkraft und Mobilität bei einer gemischten Proband/-innengruppe aus Pflegeheimbewohner/-innen und zu Hause lebenden, älteren Menschen. Für die Gruppen 1 und 2 (PRE + FOE mit oder ohne Nahrungsergänzung) hat sich die Muskelkraft in den Beinen der Proband/-innen signifikant verbessert, was aber keine direkten Rückschlüsse auf die Mobilität erlaubt. Demgegenüber hat sich in den Gruppen 3 und 4 (SE + FOE mit oder ohne Nahrungsergänzung) die Mobilität signifikant erhöht, ohne dass positive Effekte auf die individuelle Muskelkraft feststellbar waren. Aufgrund methodischer Schwächen und der damit verbundenen als eingeschränkt zu bewertenden Validität ist zu empfehlen, die Intervention in größeren und länger andauernden Untersuchungen in den verschiedenen Settings weiterhin zu testen. Der Mix der Untersuchungspersonen erlaubt keine Aussagekraft für die spezifischen Charakteristika von Pflegeheimbewohner/-innen.
ID: 23
Zitation
Liu, T., Wang, C., Sun, J., Chen, W., Meng, L., Li, J., Cao, M., Liu, Q., & Chen, C. (2022). The Effects of an Integrated Exercise Intervention on the Attenuation of Frailty in Elderly Nursing Homes: A Cluster Randomized Controlled Trial. The journal of nutrition, health & aging, 26(3), 222–229. https://doi.org/10.1007/s12603-022-1745-4
Studiendesign/-art
Cluster randomisierte kontrollierte Studie (cRCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die geschulten Pflegefachpersonen (engl. local nurses) führen nach einer Schulung ein Programm mit Übungen zur körperlicher Aktivität in Gruppensitzungen durch.
Intervention
Name der Intervention
integriertes Bewegungsprogramm
Ziel der Intervention
Abmilderung von Gebrechlichkeit
Komponenten und Aktivitäten
Gruppenübungen
Aufwärmübungen:
- Brust-/Körperdrehung
- doppelte Armdrehung
- Kniedreung (links und rechts)
- Fußtritt nach vorne (links und rechts)
Hauptteil:
- Thai-Chi
- Körper-Geist-Aktivitäten
- Brust- und Rumpfdehnung
- Marschieren
- Hocken
- Kniestrecken
- tiefe Atmung
- Stillstehen
- Schulterklopfen
- Muskelmassagen
- Fußtritt (links und rechts)
- Schütteln des ganzen Körpers
Modus und Ablauf der Durchführung
- vor Ort im Pflegeheim
- Gruppenintervention
Dosis
- 40-minütige Gruppensitzungen 5 mal pro Woche über 12 Wochen
- Aufwärm- und Entspannungsübungen davon je 5-10 Minuten
Hauptzielgröße (Primärer Endpunkt)
- Veränderung des summativen Ordinalscores des Frailty-Phenotyps (FP), gemessen mit 5 Kriterien (unbeabsichtigter Gewichtsverlust, selbsberichtete Fatigue, schwache Greifkraft, langsame Gehheschwindigkeit, niedriger Energieverbrauch)
Nebenzielgröße (Sekundärer Endpunkt)
- Gangparameter: Schrittgeschwindigkeit
- Gangparameter: Schrittlänge
- Gangparameter: Schrittfrequenz
- Gangparameter: Schrittzeit
- kognitive Fähigkeiten
- Lebensqualität
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
12 Wochen
Population
Ältere Menschen in Pflegeheimen, die fähig sind, normal zu kommunizieren sowie sich ohne fremde Hilfe zu bewegen, sind und unter beginnender Gebrechlichkeit leiden.
Ausgeschlossen wurden Menschen mit selbstberichteten chronischen oder psychischen Erkrankungen (schwere kardiovaskuläre oder pulmonale Erkrankungen, musko-skelettale Erkrankungen oder schwere Depression), kognitiven Beeinträtigungen, sensorischen Beeinträchtgungen (Sehen oder Hören), Frakturen oder Operationen der Wirbelsäule oder Hüfte in den letzten zwei Monaten oder die nicht in der Lage waren, mehr als 10 Meter selbständig zu gehen.
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn
143 (Interventionsgruppe: 72, Kontrollgruppe: 71)
zum Ende der Studie
135 (Interventionsgruppe: 67, Kontrollgruppe: 68)
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- signifikante Reduktion der Gebrechlichkeit (Frailty)
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II: Verzerrungsrisiko mit Bedenken behaftet
Randomisierungsprozess: niedriges Risiko
Abweichungen von den vorgesehenen Interventionen: niedriges Risiko
Fehlende Outcome-Daten: niedriges Risiko
Messung des Endpunkts: niedriges Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: einige Bedenken
Zusammenfassung
Die cluster randomiserte kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit eines integrierten Bewegungsprogramms auf die Hauptzielgröße Gebrechlichkeit (engl. Frailty) bei älteren Menschen mit beginnender Gebrechlichkeit in Pflegeheimen. Gangparameter, kognitive Funktion sowie Lebensqualität sind Nebenzielgrößen. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte auf die Hauptzielgröße. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass das integrierte Bewegungsprogramm die Gebrechlichkeit abmildern und die Gangparameter, die kognitive Funktion und die Lebensqualität wirksam verbessern kann. Die Ergebnisse der Studie können daher als Referenz für die Gestaltung von Aktivitäten für ältere Menschen in Pflegeheimen genutzt werden, um ihnen geeignete Übungen anzubieten, ihre körperlichen Funktionen und ihren Gebrechlichkeitsgrad zu verbessern oder Einschränkungen zu verzögern. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein mit einigen Bedenken behaftetes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt. Die Intervention ist detailiert beschrieben, so dass eine Umsetzung der Intervention erfolgen kann.
ID: 206
Zitation
Makita, M., Nakadaira, H., & Yamamoto, M. (2006): Randomized controlled trial to evaluate effectiveness of exercise therapy (Takizawa Program) for frail elderly. In: Environmental Health and Preventive Medicine 11 (5), S. 221–227.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
nicht genauer beschrieben
Intervention
- 3x wöchentlich Takizawa, ein Programm zur Förderung der Beweglichkeit und funktionalen Unabhängigkeit
- es werden insbesondere die Flexion verschiedener Gelenke, das Gleichgewicht und das Laufen trainiert
- die Übungen sind im Sitzen oder Stehen durchzuführen und können durch den zusätzlichen Einsatz verschiedener Trainingsinstrumente verstärkt werden
- Durchführende sind Physiotherapeut/-innen
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3 Monate
Population
pflegebedürftige Frauen mit stabilem Gesundheitszustand
Anzahl der Studienteilnehmer
3 Pflegeheime
Interventionsgruppe(vorher/nachher): 74/71
Kontrollgruppe(vorher/nachher): 75/74
Ergebnisdarstellung
- signifikante Veränderung der Beweglichkeit in der Interventionsgruppe in einzelnen Gelenken: z. B. Beugung der rechten (p=0.001) und linken Schulter (p=0.005), linke dorsale Flussbewegung (p=0.018) u. a.
- signifikante (p=0.033) Reduktion des FIM-Score in der Gruppe der Pflegebedürftigen mit geringerem Pflegeaufwand (care level 1 und 2), d. h. bei geringerer Pflegebedürftigkeit verschlechterten sich die funktionalen Fähigkeiten eher
- keine signifikanten Veränderungen im Sinne einer Verbesserung der funktionalen Abhängigkeit (FIM) in der Interventionsgruppe
Anmerkungen
reduzierte Datenerhebungen bei ROM: statt 71 in der Interventionsgruppe nur 67 und in der Kontrollgruppe nur 58 statt 74 Datensätze
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine genaue Angabe zur Durchführung der Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Unclear
Datenerheber/-innen wurden nur für einen Teil der Datenerhebungen verblindet
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
- keine ITT
- in einem Datenbereich (ROM) konnten Daten nicht vollständig erhoben werden
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
tlw. Daten nicht vollständig erhoben
tlw. widersprüchliche Ergebnispräsentation
Zusammenfassung
Die Studie untersuchte den Einfluss von Takizawa – einem speziellen Trainingsprogramm – auf die verbesserte Beweglichkeit und funktionale Unabhängigkeit von weiblichen Pflegeheimbewohnerinnen. Die Forscher/-innen kommen zu dem Ergebnis, das sich durch die Intervention die Beweglichkeit in einigen Gelenken (z. B. Knie, Fußgelenk und tlw. Schulter) signifikant verbessert, die funktionale Abhängigkeit jedoch nicht. Die Intervention hat somit keinen positiven Einfluss auf die funktionalen Fähigkeiten. Die Validität der Studienergebnisse muss als eingeschränkt bewertet werden, da die Methodik durch fehlende Angaben im Studiendesign nicht positiv zu beurteilen ist.
ID: 20
Zitation
Baum, E. E., Jarjoura, D., Polen, A. E., Faur, D., & Rutecki, G. (2003): Effectiveness of a group exercise program in a long-term care facility: a randomized pilot trial. In: Journal of the American Medical Directors Association 4 (2), S. 74–80.
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12807578.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Pflegende sind an der Durchführung des Interventionsprogrammes durch einen/eine Physiotherapeut/-in beteiligt
Intervention
- 3x wöchentlich 60 Minuten über 6 Monate
- das Training ist in sitzender Position mit Einbeziehung von einfachem Trainingsmaterial, wie Theraband und Medizinball, durchzuführen
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3, 6, 9 und 12 Monate
Population
65+, Pflegebedürftige im Pflegeheim oder Betreuten Wohnen für mind. 3 Monate, ohne akute Erkrankung oder instabilen Gesundheitszustand oder Verhaltensauffälligkeiten
Anzahl der Studienteilnehmer
1 Pflegeheim und angeschlossenes Betreutes Wohnen
Interventionsgruppe: 11
Kontrollgruppe: 9, die Kontrollgruppe erhält nach 6 Monaten die Intervention (semi-cross over Design)
Ergebnisdarstellung
- in der Interventionsgruppe signifikanter (p=0.013) „overall impact“ über alle vier Outcomes: time-up-and-go-Test (TUG), physical performance test (PPT), Berg balance test und mini-mental status examination (MMSE)
- keine signifikanten Effekte mehr nach 3 und 6 Monaten
Anmerkungen
randomisiert-kontrollierte, „semi-cross over“-Pilotstudie
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low risk
--
Verborgene Zuweisung
Unclear
Gruppenzuweisung über „opening sealed envelopes”
Fehlende Verblindung
Unclear
nur Verblindung der Datenerheber/-innen, nicht der weiteren Forschungsgruppe
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- Freiwilligensample
- sehr kleine Stichprobe (11 in der Interventions- und 9 in der Kontrollgruppe)
- Bedarf an Proband/-innen laut Powerkalkulation mit 20 Untersuchungsteilnehmer/-innen erreicht
- verkürzte Beobachtungszeit der Kontrollgruppe (6 statt 12 Monate)
- sehr kleine Effekte und Zusammenfassung von Effekten, die nicht vergleichbar sind (funktionale und kognitive Fähigkeiten)
- Möglichkeit von hoher Einflussnahme der Forscher/-innen während der Untersuchung
- unklar, zu welchem Messzeitpunkt die Hauptergebnisse erhoben wurden
- unklare Ergebnisdarstellung
Zusammenfassung
Forschungsgegenstand dieser Studie ist die Evaluation eines Gruppentrainings, bestehend aus Stärkungs- und Flexibilitätsübungen bei älteren Menschen im Pflegeheim, in Bezug auf die Verbesserung der funktionalen Fähigkeiten. Die Untersucher/-innen kommen in ihrer Pilotstudie (Semi-Crossover-Design) zu dem Ergebnis, dass die Intervention in der Summe einen signifikant positiven Effekt auf die funktionalen und kognitiven Fähigkeiten der Studienteilnehmer/-innen zeigt. Trotz guter methodischer Konzeption der Studie, ist die Validität der Ergebnisse aufgrund einer sehr kleinen Stichprobe, kleiner Effekte, der Zusammenfassung von Effekten sowie einer unklaren Ergebnisdarstellung als stark eingeschränkt einzustufen und sollte weiterhin nicht berücksichtigt werden.
ID: 22
Zitation
Ojo, E. O., & Thiamwong, L. (2022). Effects of Nurse-Led Fall Prevention Programs for Older Adults: A Systematic Review. Pacific Rim international journal of nursing research, 26(3), 417–431. ohne DOI
Studiendesign/-art
systematische Übersichtsarbeit ohne Metaanalyse
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die Pflegefachpersonen (engl. nurse) führen Maßnahmen zur Sturzprävention durch, indem sie eine Einschätzung des Sturzrisikos vornehmen, individuelle Traningspläne erstellen, Bewegungsübungen sowie Schulungen durchführen und die physische Funktion der beobachten.
Intervention
Name der Intervention
Interventionsprogramme zur Sturzprävention unter der Leitung von Pflegefachpersonen
Ziel der Intervention
Prävention von Stürzen
Komponenten und Aktivitäten
- Einschätzung des Risikos für Stürze, Beurteilung des Gleichgewichts
- Schulungen zur Sturzprävention einschließlich Thematisierung von Risikofaktoren (z. B. Einnahme bestimmter Medikamente)
- Bewegungsübungen
- Beobachtung der physischen Funktion
- Erstellung individueller Pläne auf Basis der Assessments
- vor Ort im jeweiligen Setting
- nicht beschrieben
- Sturzrisiko/Angst vor Stürzen, gemessen mit FAB scale, Morse Fall Scale, Missouri Alliance for Home Care 10 (MAHC-10) question survey
- Sturzinzidenz und Komplikationen
- Änderung des Verhaltens
- keine
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
1 bis 44 Monate
Population
ältere Meschen mit Pflegebedarf, die in einem Krankenhaus, in Pflegeheimen, der Gemeinde oder zuhause leben
Anzahl der Studienteilnehmer
Gesamtzahl aus allen Einzelstudien: 49965
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- signifikante Reduktion des Sturzrisikos/der Angst vor Stürzen
- signifikante Reduktion der Sturzinzidenz und Komplikationen
- signifikante Verbesserung der Änderung des Verhaltens
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
AMSTAR 2
- 3/13 zutreffende Items
- 1/13 teilweise zutreffende Items
- 3 Items nicht zutreffend, da keine Metaanalyse
Zusammenfassung
Die systematische Übersichtsarbeit untersucht die Wirksamkeit von Interventionsprogrammen zur Sturzprävention unter der Leitung von Pflegefachpersonen auf die Hauptzielgrößen Sturzrisiko, Sturzangst, Sturzinzidenz und Komplikationen und Änderung des Verhaltens bei Pflegebedürftigen in verschiedenen Settings. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Pflegefachpersonen durch die Beurteilung des Gleichgewichts, die Einschätzung des Sturzrisikos, die Durchführung von Bewegungsübungen und Schulungen zum Thema Sturz einen positiven Einfluss auf das Sturzrisiko und mögliche Komplikationen und Ängste der Betroffenen haben können. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein kritisch niedriges Gesamtvertrauen in die Ergebnisse hin. Die Intervention ist nicht detailliert beschrieben, so dass eine Umsetzung in der Praxis nicht ohne weitere Informationen erfolgen kann.
ID: 209
Zitation
Logan, P. A., Horne, J. C., Allen, F., Armstrong, S. J., Clark, A. B., Conroy, S., Darby, J., Fox, C., Gladman, J. R., Godfrey, M., Gordon, A. L., Irvine, L., Leighton, P., McCartney, K., Mountain, G., Robertson, K., Robinson, K., Sach, T. H., Stirling, S., Wilson, E. C., … Sims, E. J. (2022). A multidomain decision support tool to prevent falls in older people: the FinCH cluster RCT. Health technology assessment (Winchester, England), 26(9), 1–136. https://doi.org/10.3310/CWIB0236
Studiendesign/-art
Cluster randomisierte kontrollierte Studie (cRCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die geschulten Pflegenden (engl. care home staff) führen Maßnahmen zur Schärfung des Bewusstseins für Stürze sowie eine Sturzrisikobewertung mit den Menschen im Pflegeheim durch.
Intervention
Name der Intervention
systematische Anwendung einer Entscheidungshilfe und die Durchführung von Maßnahmen zur Sturzprävention auf Basis von Schulungen des Pflegepersonals nach dem Handlungsleitfaden/Programm für die Sturzprävention in Pflegeheimen (GtACH)
Ziel der Intervention
Sturzprävention
Komponenten und Aktivitäten
- Schulung des Personals (Pflege, Physiotherapie, Ergotherapie) durch den örtlichen NHS-Sturzbeauftragten zur Sturzprävention
- Bestimmung einer Sturzbeauftragten/eines Sturzbeauftragten je Pflegeheim mit der Aufgabe, das Bewusstsein für Stürze zu schärfen und als Bindeglied zwischen den Mitarbeitenden und dem NHS-Sturzbeauftragten zu fungieren
- Durchführung eines Screenings und Sturzrisikobewertung mittels des GtACH-Screenings- und Bewertungsinstruments mit Bewohnerinnen und Bewohnern innerhalb von zwei Wochen nach der Schulung unter im Vier-Augen-Prinzip (ggf. unter Einbezug der Familie, Freunde oder Mitarbeitenden des Pflegeheims)
- Aufnahme der Ergebnisse des Bewertungstools in die Pflegeplanung
- ggf.Wiederholung der Bewertung bei einem Sturzereignis oder bei einer Änderung des Gesundheitszustandes oder alle drei bis sechs Monate
Modus und Ablauf der Durchführung
- vor Ort im Pflegeheim
- Interventionsdurchführung in Kooperation mit Ergotherapie und Physiotherapie
- Einzelintervention
Dosis
- einmalige initiale Sturzrisikobewertung
- Wiederholung der Bewertung bei einem Sturzereignis oder bei einer Änderung des Gesundheitszustandes oder alle drei bis sechs Monate
Hauptzielgröße (Primärer Endpunkt)
- Sturzrate, gemessen mit Auszügen aus Daten der Pflegeakte
Nebenzielgröße (Sekundärer Endpunkt)
- Stürze
- körperliche Aktivität
- Aktivitäten des täglichen Lebens
- Lebensqualität
- Medikation
- Hospitalisierung
- Frakturen
- Mortalität
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
12 Monate
Population
Ältere Menschen in Pflegeheimen mit Geriatrie- oder Demenzschwerpunkt für die eine routinemäßige Aufzeichnung von Stürzen in der Dokumentation erfolgt.
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn
1657 (Interventionsgruppe: 775, Kontrollgruppe: 882)
zum Ende der Studie
1205 (Interventionsgruppe: 558, Kontrollgruppe: 647)
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- signifikante Reduktion der Sturzrate
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II: Verzerrungsrisiko hoch
Randomisierungsprozess: niedriges Risiko
Abweichungen von den vorgesehenen Interventionen: niedriges Risiko
Fehlende Outcome-Daten: niedriges Risiko
Messung des Endpunkts: hohes Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: niedriges Risiko
Zusammenfassung
Die cluster randomisierte kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit eines bereichsübergreifenden Entscheidungshilfsinstruments auf die Hauptzielgröße Sturzrate bei Menschen in Pflegeheimen mit Geriatrie- oder Demenzschwerpunkt. Stürze, körperliche Aktivität, Aktivitäten des täglichen Lebens, Lebensqualität, Medikation, Hospitalisierung, Frakturen sowie Mortalität sind Nebenzielgrößen. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte auf die Hauptzielgröße. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Sturzrate durch diese Intervention um 43% gesenkt wurden konnte. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein hohes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt. Die Intervention ist nicht detailliert beschrieben, so dass eine Umsetzung in der Praxis nicht ohne weitere Informationen erfolgen kann.
ID: 207
Zitation
Su, Y. L., Chen, H. L., Han, S. L., Lin, Y. K., Lin, S. Y., & Liu, C. H. (2022). Effectiveness of Elastic Band Exercises on the Functional Fitness of Older Adults in Long-Term Care Facilities. The journal of nursing research : JNR, 30(5), e235. https://doi.org/10.1097/jnr.0000000000000511
Studiendesign/-art
Randomisiert kontrollierte Studie (RCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die Pflegefachpersonen (engl. nurses) leiten Übungen mit elastischen Bändern an.
Intervention
Name der Intervention
Übungen mit elastischen Bändern
Ziel der Intervention
Förderung der funktionalen Fitness
Komponenten und Aktivitäten
5 Aufwärmübungen:
- Atemübungen
- Nacken Dehnungsübungen
- Dehnungen der Brust
- Dehnung des Rückens
- Dehnung der Beine
- Fußgelenksdorsalflexion
- Kniebeugung
- Hüftabduktion/Adduktion
- Seitenbeugen [Lateralflexion]
- Sitzbeuge [für Rumpf Streckung]
- Ellbogenstreckung
- Bizepscurl
- Schulteraußenrotation Schulter-Außenrotation
- Schulter Diagonalbeugung [Schulterbeugung]
- seitliches Schulterheben
- Atmung
- Dehnungen
- vor Ort im Pflegeheim
- Interventionsdurchführung in Kooperation mit geschultem
- Schulung der Anleitenden (Fach- und Hilfskräfte aus der Pflege, Personal aus der Ernährungsberatung oder der Sozialarbeit) durch einen Physiotherapeuten/ eine Physiotherapeutin
- 40-minütige Sitzungen 3 mal pro Woche über 3 Monate
- davon Aufwärmübungen 5 Minuten, Aerobic-Übungen 30 Minuten und Cool-Down 5 Minuten
- Anthropomentrische Bewertung gemessen mittels
- Blutdruck (BP), Puls, Körpergröße, Körpergewicht
- Gewicht und Body-Mass-Index (BMI, kg/m2)
- Aktivitäten des täglichen Lebens, gemessen mit dem Barthel-Index (BI)
- Griffkraft, gemessen mit Kraftmessgerät
- statisches Gleichgewicht, gemessen mit Berg Scale
- Muskelkraft in den unteren Gliedmaßen, gemessen mit 30-second chair-stand test
- keine
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3 Monate
Population
ältere Menschen in Pflegeheimen, die in der Lage sind, selbständig oder mit Hilfe von Hilfsmitteln zu gehen und die die Kriterien der Richtlinien des American College of Sports Medicine für Übungstests und Verschreibung erfüllen
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn
62 (Interventionsgruppe: 31, Kontrollgruppe: 31)
zum Ende der Studie
61 (Interventionsgruppe: 31, Kontrollgruppe: 30)
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- keine signifikante Verbesserung der anthropometrische Bewertung
- signifikante Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens
- signifikante Verbesserung der Griffkraft
- signifikante Verbesserung des statischen Gleichgewichts
- keine signifikante Verbesserung der Muskelkraft in den unteren Gliedmaßen
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II: Verzerrungsrisiko hoch
Randomisierungsprozess: einige Bedenken
Abweichungen von den vorgesehenen Interventionen: einige Bedenken
Fehlende Outcome-Daten: niedriges Risiko
Messung des Endpunkts: hohes Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: niedriges Risiko
Zusammenfassung
Die randomisierte kontrollierte Studie untersucht bei älteren Menschen in Pflegeheimen die Wirksamkeit von Übungen mit elastischen Therapiebändern auf die Hauptzielgrößen körperliche Funktion, anthropomentrische Parameter, Aktivitäten des täglichen Lebens, Griffkraft, Gleichgewicht sowie Muskelkraft der unteren Gliedmaßen. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte bezogen auf eine Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens, der Griffkraft und des Gleichgewichts, jedoch keine Effekte für weitere Hauptzielgrößen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Übungen mit elastischen Therapiebändern zugänglich, kostengünstig und zuverlässig sind. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein hohes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt. Die Intervention ist detailliert beschrieben, so dass eine Umsetzung in der Praxis erfolgen kann.
ID: 211
Zitation
Kerse, N., Peri, K., Robinson, E., Wilkinson, T., Randow, M. v., Kiata, L., Parsons, J., Latham, N., Parsons, M., Willingale, J., Brown, P., & Arrol, B. (2008): Does a functional activity programme improve function, quality of life, and falls for residents in long term care? Cluster randomised controlled trial. In: British Medical Journal (BMJ) 337; oct09 3; a1445.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
speziell ausgebildete Pflegende („gerontology nurses“, GN) erstellen eine Planung zur Aktivierung körperlicher Fähigkeiten, Pflegende setzen die Intervention um und erhalten dabei Unterstützung durch die GN
Intervention
- GN (gerontology nurse) führt ein geriatrisches Assessment pro Studienteilnehmer/-in durch
- darauf basierend wird eine Planung zur Aktivierung der körperlichen Aktivitäten entwickelt
- die Interventionen sollen leicht in den Alltag integrierbar sein (einfache Übungen wie Aufstehen aus einem Stuhl, mehrmalige über den Tag verteilte Wiederholungen)
- die Zielsetzung der Planung wird mit den Studienteilnehmer/-innen gemeinsam vereinbart und muss von ihnen verstanden und akzeptiert werden
- der Plan wird im Zimmer der Studienteilnehmer/-innen ausgehängt
- die GN leitet die Pflegenden bei der Pflege der Studienteilnehmer/-innen an und entwickelt ggf. den Plan weiter
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
6 und 12 Monate
Population
65+, Unterstützungsbedarf bei den ADLs
Anzahl der Studienteilnehmer
41 Pflegeheime
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 330/225
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 352/248
Ergebnisdarstellung
- kein signifikanter Effekt auf die funktionalen Fähigkeiten, Lebensqualität und Stürze durch die Intervention
- Subgruppenanalyse:
- bei Pflegebedürftigen mit guten kognitiven Fähigkeiten zeigten sich signifikant stabilere instrumentelle Aktivitäten (p=0.024) und stabilere Funktionen der unteren Extremitäten (p=0.015)
- Pflegebedürftige mit beeinträchtigen kognitiven Fähigkeiten zeigten keine Entwicklung der funktionalen Fähigkeiten, dagegen traten aber bei diesen Bewohner/-innen signifikant häufiger depressive Symptome auf (p=0.004)
Anmerkungen
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BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low risk
--
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
keine Durchführung einer ITT, Studie jedoch methodisch und statistisch gut konzipiert
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
tlw. unklare Ergebnispräsentation
Zusammenfassung
Den Forschungsgegenstand bildete eine Intervention, bestehend aus einer zielgerichteten körperlichen Aktivierung, die in den Alltag und die Pflege der Pflegebedürftigen zu integrieren ist. Ziel war es, zu überprüfen, inwieweit diese Intervention funktionale Fähigkeiten, Lebensqualität und Stürze älterer Menschen positiv beeinflusst. Die methodisch sehr gute Studie mit sehr hohen Fallzahlen (41 Einrichtungen, über 220 Studienteilnehmer/-innen im Follow-up) und längerer Beobachtungzeit (12 Monate) belegt, dass diese Intervention keine Wirkung zeigt. Allerdings zeigte sich bei Pflegebedürftigen mit kognitiven Beeinträchtigungen im Studienverlauf eine signifikante Zunahme an depressiven Symptomen.
ID: 19
Zitation
Apóstolo, J., Dixe, M.D.A., Bobrowicz-Campos, E., Areosa, T., Santos-Rocha, R., Braúna, M., Ribeiro, J., Marques, I., Freitas, J., de Lurdes Almeida, M., Couto, F. (2019). Effectiveness of a Combined Intervention on Psychological and Physical Capacities of Frail Older Adults: A Cluster Randomized Controlled Trial. International journal of environmental research and public health, 16(17), 3125. https://doi.org/10.3390/ijerph16173125
Studiendesign/-art
Cluster randomisierte kontrollierte Studie (cRCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die Pflegenden (engl. nurse) führen Gruppensitzungen zur kognitiven Stimulation und Gruppensitzungen mit physischen Übungen durch
Intervention
Name der Intervention
Kombinierte Intervention bestehend aus kognitiver Stimulierung (engl. Cognitive stimulation program [CSP]) und physischen Übungen (engl. physical exercise program [(PEP)]
Ziel der Intervention
Verbesserung der kognitiven und körperlichen Fähigkeiten bezogen auf die Aktivitäten des täglichen Lebens
Komponenten und Aktivitäten
CSP:
- angepasstes "Making a Difference"-Programm (evidenzbasierte Gruppenintervention zur kognitiven Stimulation von Menschen mit Demenz) durchgeführt von Pflege und Ergotherapie
- tiergestützte Aktivitäten durchgeführt von Pflegefachpersonen mit Zertifikat zur Hundeführung in Form von begleiteter informeller Aktivitäten und Interaktionen mit einem Hund
- Übungen u. a. zur Stabilisierung der Haltung, Balance und mittels Krafttraining durchgeführt von zertifizierten Bewegungstrainern
Modus und Ablauf der Durchführung
- vor Ort im Pflegeheim
- Interventionsdurchführung in Kooperation mit Ergotherapie
- Gruppenintervention
- Multikomponentenintervention
Dosis
- 12 CSP: zehn 60-minütige wöchentliche Gruppensitzungen mit dem angepassten "Making a Difference"-Programm und zwei 30-minütige tiergestützte Aktivitäten
- 24 PEP: 24 30-minütige Gruppensitzungen 2 mal pro Woche
Hauptzielgrößen (Primärer Endpunkt)
- Kognitive Funktion, gemessen mit Montreal Cognitive Assessment (MoCA)
- Depressive Symptome, gemessen mit Geriatric Depression Scale (GDS)
- Ganggeschwindigkeit, gemessen mit Gait Speed Test mit Stopuhr
- Sturzrisiko basierend auf Gangbild und Balance, gemessen mit Tinetti Index (TI)
- Biomechanische Gangparameter (Sohlendruck und Kraftaufwand), gemessen mit Novel EMED-X Pressure Plattform und Software
Nebenzielgrößen (Sekundärer Endpunkt)
- Aktivitäten des täglichen Lebens
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
12 Wochen
Population
Ältere Menschen in Pflegeheimen oder Tagespflegen ohne:
- schwere kognitive Beeinträchtigungen
- schwere depressive Symptome
- hohes Sturzrisiko
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn:
44 (Interventionsgruppe: 23, Kontrollgruppe: 21)
zum Ende der Studie:
39 (Interventionsgruppe: 23, Kontrollgruppe: 16)
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- keine signifikante Verbesserung der kognitiven Funktion
- signifikante Reduktion depressiver Symptome
- keine signifikante Verbesserung der Ganggeschwindigkeit
- keine signifikante Reduktion des Sturzrisikos
- keine signifikante Verbesserung der biomechanischen Gangparameter
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II gesamt: Verzerrungsrisiko hoch
Randomisierungsprozess: niedriges Risiko
Abweichungen von vorgesehenen Interventionen: niedriges Risiko
Fehlende Outcome-Daten: niedriges Risiko
Messung des Endpunkts: niedriges Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: hohes Risiko
Zusammenfassung
Die cluster randomisierte kontrollierte Studie untersuchte die Wirksamkeit einer kombinierten Intervention, bestehend aus einem kognitiven Stimulationsprogramm (CSP) und einem körperlichen Trainingsprogramm (PEP) für ältere Menschen in Pflegeheimen und Tagespflegen. Hauptzielgrößen waren kognitive Fähigkeiten, depressive Symptome, die Ganggeschwindigkeit, das Sturzrisiko und biomechanische Gangparameter. Nebenzielgrößen waren Aktivitäten des täglichen Lebens. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte bezogen auf die Reduktion depressiver Symptome, jedoch keine Effekte für weitere Hauptzielgrößen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die kombinierte Intervention wirksam für das Management der psychischen und physischen Fähigkeiten ist. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein hohes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt. Die Intervention ist detailliert beschrieben, so dass eine Umsetzung in der Praxis erfolgen kann.
ID: 193