Pflegerische Prävention und Rehabilitation
Ein Angebot des ZQP
Stärkung kognitiver Ressourcen
Zitation
İnel Manav, A., & Simsek, N. (2019). The Effect of Reminiscence Therapy With Internet-Based Videos on Cognitive Status and Apathy of Older People With Mild Dementia. Journal of geriatric psychiatry and neurology, 32(2), 104–113. https://doi.org/10.1177/0891988718819864
Studiendesign/-art
Randomisiert kontrollierte Studie (RCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die Pflegefachpersonen mit psychiatrischer Weiterbildung (engl. specialist psychiatric nurse) führen in Gruppensitzungen eine Reminiszenstheraphie unterstützt mit internet-basierten Videos durch.
Intervention
Name der Intervention
Reminiszenztherapie mit internetbasierten Videos
Ziel der Intervention
Verbesserung von kognitiver Funktion und Apathie
Komponenten und Aktivitäten
- Durchführung von Gruppensitzungen in Anlehnung an den Durchführungsleitfaden von Schweitzer & Bruce (2008)*
- Sitzungen basieren auf wichtigen Lebensereignissen: Teilnehmende sind gebeten, Fotos oder Bilder mitzubringen, Pflegefachperson bringt Bilder oder Objekte ein
- ergänzend: Anschauen von YouTube-Videos, die die verschiedenen zeithistorischen Perioden darstellen, die die Teilnehmenden einbringen (etwa Kindheit, Schuljahre, Hochzeit)
- Auswahl der YouTube-Videos unter Berücksichtigung der Kultur entsprechend der Herkunftsregionen der Teilnehmenden
- Themen der Sitzungen: Einführung, Kindheit, Familienleben, Schuljahre, Beginn des Arbeistlebens, Unterhaltung, Hochzeit, Haus- und Gartenarbeit, Reisen, Feierlichkeiten und Evaluation
Modus und Ablauf der Durchführung
- Gruppensitzungen im Sitzkreis im Gemeinschaftsraum vor Ort im Pflegeheim
- Gewährleistung von Stille, geschützter Atmosphäre, passender Beleuchtung und Wärme
- Gruppenintervention
Dosis
- wöchentliche 60-minütige Gruppensitzung über 3 Monate
Hauptzielgröße (Primärer Endpunkt)
- kognititve Fähigkeiten, gemessen mit Standardized Mini-Mental State Examination test (SMMSE)
- Apathie, gemessen mit Apathy Rating Scale (ARS)
Nebenzielgrößen (Sekundärer Endpunkt)
- keine
*Schweitzer, P., & Bruce, E. (2008). Remembering Yesterday, Caring Today. Reminiscence in Dementia Care a Guide to Good Practice. Jessica Kingsley Publishers. London.
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Interventionszeitraum: 12 Wochen
Follow-Up: 3 Monate nach Beginn der Intervention
Population
Ältere Menschen mit einer leichten Alzheimerdemenz in Pflegeheimen, die über ausreichende Seh- und Hörfunktionen verfügen, um an einer Gruppenintervention teilzunehmen ohne mentale oder physische Gesundheitsprobleme oder Depression.
Ausgeschlossen wurden Menschen, die die Harmonie und Integrität in Gruppenaktivitäten stören würden.
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn
32 (Interventionsgruppe: 16, Kontrollgruppe: 16)
zum Ende der Studie
32 (Interventionsgruppe: 16, Kontrollgruppe: 16)
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- signifikante Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten
- siginifikante Reduktion der Apathie
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II: Verzerrungsrisiko hoch
Randomisierungsprozess: niedriges Risiko
Abweichungen von den vorgesehenen Interventionen: niedriges Risiko
Fehlende Outcome-Daten: niedriges Risiko
Messung des Endpunkts: hohes Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: einige Bedenken
Zusammenfassung
Die randomisierte kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit einer gruppenbasierten Erinnerungstherapie in Kombination mit internetbasierten Videos auf die Hauptzielgrößen kognitive Funktion sowie Apathie bei älteren Menschen mit leichter Demenz im Pflegeheim. Die Ergebnisse zeigen positive Effekte. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass sich die kognitive Funktion und die Apathie durch die Intervention wirksam verbessern. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein hohes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt. Die Intervention ist detailliert beschrieben, so dass eine Umsetzung der Intervention in der Praxis erfolgen kann.
ID: 208
Zitation
Boockvar, K.S., Judon, K.M., Eimicke, J.P., Teresi, J. A., Inouye, S.K. (2020). Hospital Elder Life Program in Long‐Term Care (HELP‐LTC): A Cluster Randomized Controlled Trial. Journal of the American Geraitrics Society, 68(10), 2329-2335. https://doi.org/10.1111/jgs.16695
Studiendesign/-art
Cluster-randomisierte kontrollierte Studie (cRCT)
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Die Pflegehilfspersonen (engl. certified nursing assistants, CNA) führen eine Multikomponentenintervention in so genannten Visiten im Pflegeheim durch
Intervention
Name der Intervention:
Multikomponentenintervention (Prevent Delirium and Reduce Complications of Acute Illness in Long Term Care [HELP-LTC Visite])
Ziel der Intervention
Reduktion von Delirium-Risikofaktoren, einschließlich kognitiver Beeinträchtigung, Immobilität, Dehydrierung und Mangelernährung
Komponenten und Aktivitäten
- Visite: Begrüßung, Orientierung zu Person und Zeit, einen Becher Wasser trinken, kognitive Übung (Reminiszenz, Musik und/oder Spiel), physische Übungen (gehen, stehen, Bewegung der oberen Extremitäten), ein Snack, zweiten Becher Wasser trinken
- Austausch mit dem Personal des Pflegeheimes, um Aktivitäten individuell zuzuschneiden und Bewohner:innensicherheit zu gewährleisten (z. B. beim Schlucken) und Überschneidungen mit anderen Pflegeaktivitäten zu vermeiden
- ergänzend Sichtung der Medikation durch klinische Expertinnen und Experten und Empfehlungen zur Medikationsanpassung für die Primärversorgung entlang der BEERS-Kriterien der Leitlinien der amerikanischen geriatrischen Gesellschaft
Modus und Ablauf der Durchführung
- vor Ort im Pflegeheim im Rahmen von Visiten
- eine Pflegeperson ist für maximal 12 Bewohnerinnnen und Bewohner zuständig (meist 5-7 Personen, mit insgesamt 10-14 Besuche während einer 8-stündigen Schicht)
- Interventionsdurchführung in Kooperation mit Ärztinnen und Ärzten
- Einzelintervention
- Multikomponentenintervention
Dosis
- Visite 2 mal täglich an 7 Tagen/Woche
- 30-minütige wöchentliche Besprechung mit klinischer Expertise für Medikationsreview und Empfehlungen
Hauptzielgröße (Primärer Endpunkt)
- Deliriuminzidenz, gemessen mit Confusion Assessment Method (CAM) long form
- Deliriumschweregrad, gemessen mit CAM severity score (CAM-S)
Nebenzielgröße (Sekundärer Endpunkt)
- Krankheitsschweregrad
- Dehydration
- Unterernährung
- kognitive Leistungsfähigkeit
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
30 Tage Nachbeobachtung (Interventionsdauer individuell je nach Dauer der akuten Erkrankung)
Population
Ältere Menschen in Pflegeheimen mit einer Lebenswerwartung von mindestens 2 Monaten ohne der Absicht der Entlassung, die in den letzten 24-48 Stunden eine akute Erkrankung entwickelten oder eine Veränderung ihres Zustands entlang vordefinierter Kriterien erfuhren.
Ausgeschlossen wurden:
- Menschen, die palliativ versorgt wurden
- Menschen, die nur nonverbale kommunizieren konnten
- Menschen, die nicht in der Lage sind, einfachen Aufforderungen nachzukommen
- Menschen, für die keine Verbesserung ihres Zustandes nach einer Ersteinschätzung zu erwarten ist.
Anzahl der Studienteilnehmer
zu Studienbeginn
219 (Interventionsgruppe: 114, Kontrollgruppe: 105)
zum Ende der Studie
184 (Interventionsgruppe: 101, Kontrollgruppe: 83)
Ergebnisdarstellung
Vergleich der Interventionsgruppe zur Kontrollgruppe:
- keine signifikante Reduktion der Deliriuminzidenz
- keine signifikante Verbesserung im Deliriumschweregrad
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
RoB II: Verzerrungsrisiko mit Bedenken behaftet
Randomisierungsprozess: niedriges Risiko
Abweichungen von den vorgesehenen Interventionen: einige Bedenken
Fehlende Outcome-Daten: niedriges Risiko
Messung des Endpunkts: niedriges Risiko
Selektives Berichten von Ergebnissen: einige Bedenken
Zusammenfassung
Die cluster randomiserte kontrollierte Studie untersucht die Wirksamkeit einer Multikomponentenintervention mit dem Fokus auf kognitive Funktion, Immobilität, Dehydration und Mangelernährung auf die Hauptzielgröße Deliriumentstehung bei delirgefährdeten Menschen mit Verdacht auf akute Krankheits- oder Zustandsveränderung in einem Pflegeheim. Krankheitsschweregrad, Dehydration, Unterernährung sowie kognitive Leistungsfähigkeit sind Nebenzielgrößen. Die Ergebnisse zeigen keine Effekte auf die Hauptzielgröße. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Intervention weder ein Delirium verhinderte noch Delirium-Symptome reduzierte. Ausgangsunterschiede in den kognitiven Funktionen zwischen den Gruppen, größere als erwartete Verbesserungen in beiden Gruppen, qualitätsverbessernde Maßnahmen wie gleichmäßige Zuweisung für beide Gruppen und Anpassungen der Intervention könnten die Ergebnisse verzerrt haben. Die methodische Qualität der Studie weist auf ein mit einigen Bedenken behaftetes Verzerrungsrisiko der Ergebnisse hin, welches das Vertrauen in die Ergebnisse abschwächt.
Die Intervention ist detailliert beschrieben, so dass eine Umsetzung der Intervention erfolgen kann.
ID: 197