Stationäre Prävention

Weitere spezielle Pflegekonzepte

Sie sind hier: Startseite » Stationäre Prävention » Weitere spezielle Pflegekonzepte
ZQP Logo2020

Pflegerische Prävention und Rehabilitation

Ein Angebot des ZQP



Stationäre Prävention

Weitere spezielle Pflegekonzepte

Überblick
Es können eingeschränkt allgemeingültige Aussagen zur Effektivität von Interventionen im Rahmen spezieller Pflegekonzepte getroffen werden. Die Ergebnisse einzelner Studien sowie die mittlere bis hohe Empfehlungsstärke deuten auf eine positive Wirksamkeit der Interventionen hin. Die systematischen Reviews weisen eine gute methodische Qualität auf, die RCTs hingegen verfügen noch über methodische Mängel, welche bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten sind.
Betrachtete Studien
1
Pilotstudie einer präventiven multikomponenten Pflegeintervention (MID-Nurse) zur Reduktion der Inzidenz und Schwere von Delirien bei hospitalisierten älteren Menschen
Signifikanz
vorhanden
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: vorhanden
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Avendano-Cespedes, A., Garcia-Cantos, N., Gonzalez-Teruel Mdel, M., Martinez-Garcia, M., Villarreal-Bocanegra, E., Oliver-Carbonell, J. L., & Abizanda, P. (2016):
Pilot study of a preventive multicomponent nurse intervention to reduce the incidence and severity of delirium in hospitalized older adults: MID-Nurse-P

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Durchführen einer Risikofaktoren-Analyse zum Entstehen eines Deliriums, reagieren auf mögliche Risikofaktoren.

Intervention

Pflegekräfte führen eine Risikofaktor-Analyse der Patienten/-innen zur Entwicklung eines Deliriums nach Krankenhauseinweisung durch. Die tägliche Delirium-Routine mit dem „Confusion Assessment Method Scale“ (CAM) soll das Auftreten eines Deliriums verhindern.
Auffällige Risikofaktoren sind: Orientierung, sensorische Defekte, Schlaf, Mobilisierung, Hydration, Ernährung, Medikation, Sauerstoffsättigung, Schmerz.
Bei positivem Befund der Risikofaktoren leiteten die Pflegekräfte Gegenmaßnahmen ein.
 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Oktober 2013- Februar 2014

Population

Hospitalisierte Patienten/-innen über 65 Jahren einer Acute Geriatrics Unit eines Universitätsklinikums in Spanien mit einem Durchschnittsalter von 86,5 Jahren.

Anzahl der Studienteilnehmer

50 Patienten/-innen
Interventionsgruppe (IG): 21 / Drop-out: 0
Kontrollgruppe (KG): 29 / Drop-out:0

Ergebnisdarstellung

Outcomes:
Primäroutcomes:

  • Delirium Inzidenz
  • Delirium Prävalenz
  • Anzahl der Tage mit vorhandem Delirium
  • Schwere des Delirium pro Patient insgesamt
  • Durchschnittliche Schwere des Delirium pro Patient und Tag
 
Sekundäroutcomes:
  • Mortalität während des Krankenhausaufenthaltes
  • Länge des Krankenhausaufenthaltes
  • Notwendigkeit freiheitsentziehender Maßnahmen
  • Notwendigkeit von Medikation zur Deliriumkontrolle

Ergebnis:
Die Deliriumprävalenz und –inzidenz konnte in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe gesenkt werden. Die Schwere der Delirien insgesamt war in der IG signifikant geringer als jene in der KG (35.0 vs. 65.0, p=0,040). Unterschiede bzgl. der Mortalität ergaben sich zwischen den beiden Versuchsgruppen jedoch nicht.
 

Anmerkungen

--

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low Risk
Randomisierung durch computergenerierte Zufallszahlen

Verborgene Zuweisung

Unclear
Unzureichende Informationen

Fehlende Verblindung

High
Unvollständige Verblindung nur des Datenerhebers

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low
Alle Patienten/-innen wurden in der statistischen Analyse berücksichtigt.
 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Weitere Limitationen

Unclear
Es handelt sich um eine Pilotstudie mit einem Biaspotenzial (relativ kleines Sample mit 50 Personen, die alle aus einer Klinik in Spanien rekrutiert wurden).

Zusammenfassung

Avendano-Cespedes et al. (2016) erörtern in ihrer Pilotstudie, inwieweit eine präventive, multikomponente, nicht-pharmakologische Intervention, durch Pflegende geleitet, die Inzidenz, Dauer und Schwere eines Deliriums reduziert.
Die Intervention basierte auf einem Assessment zur Analyse von Risikofaktoren zur Entstehung eines Deliriums bei Patienten/-innen einer akutgeriatrischen Station eines Krankenhauses in Spanien. Die Inzidenz und Prävalenz des Deliriums konnte dabei innerhalb der IG im Vergleich zur KG verringert werden. Die Schwere der Delirien war zudem in der IG leichter als jene in der KG, einen Unterschied der Mortalität zwischen den beiden Gruppen konnten die Autoren nicht verzeichnen. Die Ergebnisse der Studie lassen vermuten, dass mittels einer Multikomponentenintervention die Inzidenz, Prävalenz und Schwere von Delirien verringert werden kann, was jedoch mit weiterer Forschung validiert werden muss.

ID: 173

2
Effekt akuter geriatrischer stationärer Versorgung auf die akute Versorgung älterer Menschen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
gering
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: gering

Zitation

Fox, M. T., Persaud, M., Maimets, I., O`Brien, K., Brooks, D., Tregunno, D., & Schraa, E. (2012): Effectiveness of Acute Geriatric Unit Care Using Acute Care for Elders Components: A Systematic Review and Meta-Analysis

Studiendesign/-art

Review, Meta-Analyse

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Nicht genauer beschrieben

Intervention

Einsatz akuter geriatrischer stationärer Versorgung während eines Krankenhausaufenthaltes zur Reduktion iatrogener Komplikationen,  Abnahme funktionaler Fähigkeiten, Dauer des Krankenhausaufenthaltes, mangelhaften Entlassungsstatus, Mortalität, Kosten und Wiedereinweisungen bei älteren Erwachsenen (Anwendung einer oder mehrere Komponenten des ACE-Modells).
 
Fünf Komponenten des ACE Modells:
 

  1. Patient/-innenzentrierte Versorgung: Pflegeaktivitäten (Assessments und Protokolle) zur Verhinderung der Abnahme funktionaler Fähigkeiten in den ADLs Mobilität, Ernährungszustand, Hautstatus, Stimmung, Schlaf, Wahrnehmung
  2. Mehrfache medizinische Begutachtung: Aktivitäten um unerwünschte Ereignisse/ Nebenwirkungen der Behandlung älterer Menschen im Bereich Funktionalität zu vermeiden
  3. Frührehabilitation: Teilnahme von Physio- oder Ergotherapeut/-innen an täglichen Teamsitzungen, Einsatz dieser Berufsgruppen in der täglichen Therapie
  4. Frühzeitige Entlassungsplanung
  5. Anpassung der Umgebung: um physische und psychische Funktionalität zu unterstützen

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Keine Angaben

Population

Menschen ≥65 Jahre mit einem akuten Krankheits- oder Verletzungsereignis im Krankenhaus

Anzahl der Studienteilnehmer

Ergebnisdarstellung

Primäre Outcomes
Iatrogene Komplikationen

  • Signifikant weniger Sturzereignisse (RR = 0.51, 95% CI = 0.29–0.88; P = .02) und weniger Dekubitus (nicht signifikant, RR = 0.49, 95% CI = 0.23–1.04; P = .06) im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung
  • Signifikant selteneres Auftreten von Delirium im Vergleich zu herkömmlicher Versorgung (RR = 0.73, 95% CI = 0.61–0.88; P = .001)
Abnahme funktionaler Fähigkeiten
  • Im Vergleich zu 14 Tagen vor Krankenhausaufnahme und Entlassungszeitpunkt: Personen, war das Erleben von einer Abnahme der funktionalen Fähigkeiten 13% weniger wahrscheinlich als für Personen, die herkömmlich versorgt wurden (RR = 0.87, 95% CI = 0.78–0.97; P = .01)
  • Im Vergleich Aufnahme- und Entlassungszeitpunkt: kein signifikanter Unterscheid zwischen Personen und Personen, die herkömmlich versorgt wurden (RR = 0.83, 95% CI = 0.64–1.08; P = .16)
Sekundäre Outcomes
Dauer des Krankenhausaufenthaltes
  • Signifikant kürzere Krankenhausaufenthalte bei Personen, die akute geriatrische Versorgung erhielten (WMD = -1.28, 95% CI = -2.33 bis -0.22; P = .02). Effekt blieb auch unter Anpassung bei statistischer Heterogenität erhalten (WMD = -0.61, 95% CI = -1.16 bis -0.05; P = .03)
Entlassungsstatus
  • Für Personen, die akute geriatrische Versorgung erhielten, war die Wahrscheinlichkeit nach Hause entlassen zu werden 1.05mal höher, als bei herkömmlicher Versorgung (RR = 1.05, 95% CI = 1.01–1.10; P = .01).
  • Signifikant weniger wahrscheinlich, in ein Pflegeheim entlassen zu werden (RR = 0.82, 95% CI = 0.68–0.99; P = .04).
Mortalität
  • Keine signifikanten Unterschiede
Kosten
  • Nicht-signifikantes Ergebnis: akute geriatrische Versorgung mit weniger Kosten als herkömmliche Versorgung (WMD = -$431.37, 95% CI = -$933.15–$70.41; P = .09)
  • Nach Anpassung bei statistischer Heterogenität signifikant weniger Kosten bei akutgeriatrischer Versorgung (WMD = -$245.80, 95%CI = -$446.23 bis -$45.38; P = .02).
Wiedereinweisung
Kein signifikanter Unterschied nach 1 oder 3 Monaten
 
AMSTAR-Score
09 (11)
  • Keine statistische Evaluation eines Publikations-Bias erfolgt
  • Methodische Güter der eingeschlossenen Studien wurde bei den Schlussfolgerungen nicht thematisiert

Anmerkungen

---

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

---

Verborgene Zuweisung

---

Fehlende Verblindung

---

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

---

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

---

Weitere Limitationen

---

Zusammenfassung

Es liegt eine systematische Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse hoher methodischer Qualität vor. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine akute geriatrische Versorgung unter Einbezug einer oder mehr Komponenten des Acute-Care-for-Elders-Modells (ACE Modell) während eines akuten Krankheits- oder Verletzungsereignisses älterer Menschen im Krankenhaus signifikant vorteilhafte Effekte im Vergleich zu herkömmlicher Versorgung bei der Reduktion von Sturzereignissen und Delirium, der Abnahme funktionaler Fähigkeiten zwischen (Vor-)Aufnahme- und Entlassungszeitpunkt, der Dauer des Krankenhausaufenthaltes, der Entlassung in ein Altenheim und den entstehenden Kosten für die Patient/-innen erzielt. Gleichzeitig steigt die Wahrscheinlichkeit, nach Hause entlassen zu werden. So lassen sich mit der Implementierung einer oder mehrerer Komponenten des ACE-Modells positive Effekte sowohl auf die Patient/-innen, als auch auf Ebene der Organisation erwarten.

ID: 122

3
Effekt von "Therapeutic Touch" auf Verhaltensauffälligkeiten sowie das basale Cortisol-Level von Pflegeheimbewohner/-innen mit Demenz
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
mittel
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: mittel

Zitation

Woods, D. L., Beck, C., & Sinha, K. (2009): The effect of therapeutic touch on behavioral symptoms and cortisol in persons with dementia. In: Forschende Komplementärmedizin (2006) 16 (3), S. 181–189. 
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19657203.
 

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

nicht genauer beschrieben

Intervention

  • Anwendung von „Therapeutic Touch“ (streichelnd-massierende Berührungen) an Hals bzw. Nacken und Schultern in beiden Versuchsreihen (zwei unabhängige Behandlungstage) jeweils 3 Tage lang 2x täglich. über 5-7 Minuten
  • die Vergleichsgruppe erhält eine für Außenstehende ähnlich aussehende Intervention

 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

  • Baseline-Erhebungen an jeweils 4 Tagen vor der Behandlung
  • Intervention jeweils 3 Tage an zwei Behandlungstagen
  • Nachbeobachtung jeweils 5 Tage nach der Intervention

 

Population

65+, moderate oder schwere Demenz (DSM-IV und BARS ≥15)

Anzahl der Studienteilnehmer

3 Pflegeheime
Interventionsgruppe: 22 (keine Angabe von Drop-outs)
Vergleichsgruppe (alternative Intervention): 21 (keine Angabe von Drop-outs)
Kontrollgruppe: 21 (keine Angabe von Drop-outs)

 

Ergebnisdarstellung

  • signifikante Reduktion der Ruhelosigkeit nach der zweiten Interventionsphase (p=0.05) in der Interventionsgruppe
  • keine signifikanten Gruppenunterschiede in weiteren Verhaltensparametern 
  • kein signifikanter Einfluss auf das Cortisol-Level im Zusammenhang mit der Intervention 

 

Anmerkungen

3 Untersuchungsgruppen mit unterbrochenen Versuchszeitreihenserien (ABAB)

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Verborgene Zuweisung

Low risk
--

 

Fehlende Verblindung

Low risk
--

 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

High risk

  • geringe Proband/-innenzahl bei teilweise nicht ausreichender Power
  • kurze Interventions-/Untersuchungsdauer
  • keine Berücksichtigung von Confoundern, z. B. von Medikamenten (Antidepressiva)
  • Stichprobe beruht auf Freiwilligensample und Rekrutierung durch das Pflegepersonal

Zusammenfassung

Die Forschungsarbeit analysiert den Effekt von „Therapeutic Touch“ auf das Verhalten von demenziell erkrankten Pflegeheimbewohner/-innen und kommt zu dem Ergebnis, dass sich unter der Intervention nach der zweiten Interventionsphase die Ruhelosigkeit signifikant reduziert. Demnach deuten die Ergebnisse auch auf einen Zeitzusammenhang hin, d. h. es ist davon auszugehen, dass „Therapeutic Touch“ nach längerer Anwendung eine positive Wirkung auf die Ruhelosigkeit von dementen Pflegeheimbewohner/-innen erzielt. Die Validität dieser Ergebnisse muss insbesondere durch die geringe Stichprobengröße bei teilweise nicht ausreichender Power und den kurzen Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer als eingeschränkt eingestuft werden. Allerdings erscheint die kostengünstige (geringer Zeitbedarf, kein hoher Schulungsaufwand, kein Einsatz von Hilfsmitteln), nicht-pharmakologische Intervention als vielversprechend zur positiven Beeinflussung von verhaltensauffälligen Demenzkranken.

ID: 32

4
Effektivität von "integrated interdisciplinary team care" auf die Pflegequalität von Pflegeheimbewohner/-innen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Wu, M.-P., Lin, P.-F., Lin, K.-J., Sun, R.-S., Yu, W.-R., Peng, L.-N., & Chen, L.-K. (2010): Integrated care for severely disabled long-term care facility residents: Is it better? In: Archives of Ger-ontology and Geriatrics 50 (3), S. 315–318. 

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

nicht genauer beschrieben

Intervention

  • Betreuung der Pflegebedürftigen in einem interdisziplinären Versorgungsteam, bestehend aus einem/einer Geriater/-in, Pflegenden, Physiotherapeut/-in, Diätassistent/-in, Sozialarbeiter/-in und einem kooperierenden Krankenhaus
  • das interdisziplinäre Team besucht die Pflegebedürftigen des Pflegeheimes und deren betreuende Pflegenden einmal monatlich

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

12 Monate

Population

Pflegeheimbewohner/-innen, die komplexe Pflegeleistungen in Anspruch nehmen (z. B. bei parenteraler Ernährung, Wundversorgung, Katheterpflege etc.)

Anzahl der Studienteilnehmer

7 Pflegeheime
Interventionsgruppe (4 Pflegeheime): 45 (keine Angabe von Drop-outs)
Kontrollgruppe (3 Pflegeheime): 32 (keine Angabe von Drop-outs)
 

Ergebnisdarstellung

  • signifikant bessere Blutwerte (Albumin p=0.004 und Hämoglobin p=0.004) in der Interventionsgruppe 
  • signifikant häufigere Reduktion der Nahrungssonden (p=0.012) in der Interventionsgruppe
  • keine Unterschiede bzgl. einer unterschiedlichen Entwicklung des MNA
  • keine Unterschiede hinsichtlich der Reduktion von Kathetern, notfallbedingten Krankenhauseinweisungen, Krankenhausaufenthalten, Pneumonien oder Harnwegsinfekten
  • keine Veränderungen der funktionalen oder mentalen Fähigkeiten

 

Anmerkungen

---

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Verborgene Zuweisung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Fehlende Verblindung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
unzureichende Informationen

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen

 

Weitere Limitationen

High risk

  • leicht signifikante Baseline-Unterschiede in den Untersuchungsgruppen
  • verhältnismäßig geringe Proband/-innenzahl
  • Randomisierung der Einrichtungen und nicht der Proband/-innen (Rekrutierung der Proband/-innen erst nach Randomisierung)
  • keine Powerkalkulation
  • keine Kontrolle möglicher Confounder (Kompetenzen des Personals in den verschiedenen Einrichtungen)
  • Darstellung von Surrogatparametern
  • fragwürdige Drop-out-Zahl (in 12 Monaten kein Proband/-innenverlust trotz schwer pflegebedürftiger Untersuchungsteilnehmer/-innen)

Zusammenfassung

Ziel der Studie war die Evaluation der Effektivität von „integrated interdisciplinary team care“, einer monatlichen interdisziplinären Betreuung von Pflegebedürftigen mit komplexen Pflegebedarfen. Die Intervention erweist sich in diesem Setting als nicht effektiv. Es konnten lediglich kleine positive Effekte an Surrogatparametern (signifikant bessere Albumin- und Hämoglobinwerte) sowie eine signifikante Reduktion von Nahrungssonden in der Interventionsgruppe nachgewiesen werden. Es sind keine positiven Effekte hinsichtlich der Reduktion von Kathetern, notfallbedingten Krankenhauseinweisungen, Krankenhausaufenthalten, Pneumonien oder Harnwegsinfekten oder in Bezug auf die Stabilisierung von funktionalen und mentalen Fähigkeiten erkennbar. Die sehr knappe methodische Beschreibung der Studie erlaubt keine Aussage zur Güte der Evidenz.

ID: 31

5
Kurzzeit- und Langzeiteffekte (0-12 Wochen, 0-24 Wochen) von individuellen Maßnahmen, um die selbst wahrgenommene Autonomie von Pflegeheimbewohner/-innen gemäß ihrer persönlichen Wünsche zu erhöhen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Andresen, M., Runge, U., Hoff, M., & Puggaard, L. (2009): Perceived Autonomy and Activity Choices Among Physically Disabled Older People in Nursing Home Settings: A Randomized Trial. In: Journal of Aging and Health 21 (8), S. 1133–1158.

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Pflegende führen die in der Einrichtung bestehenden Pflegekonzepte und -praktiken (ohne genauere Bezeichnung) fort und führen wöchentliche Berichte bezüglich Dauer, Frequenz und Art der gewohnten Aktivitäten (diese können z. B. körperliches Training oder kognitive Übungen sein)

Intervention

  • Wünsche der Bewohner/-innen werden in Interviews erhoben und den Pflegenden der Einrichtungen übergeben, die verantwortlich für die Planung und/oder Durchführung von körperlichen, sozialen oder kreativen Gruppen- oder Einzelmaßnahmen sind
  • Maßnahmen richten sich nach den individuellen Wünschen der Bewohner/-innen und befassen sich mit den Aktivitäten des täglichen Lebens, die sie verbessern, erhalten oder wiedererlangen wollen
  • Wünsche der Kontrollproband/-innen wurden eingangs ebenfalls erhoben, sie erhalten die bisherige pflegerische Betreuung und Versorgung

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

24 Wochen

Population

65+, Einschränkungen in mind. einem ADL, verschiedene Krankheitsbilder (außer terminale Erkrankungen) und Unterstützungs- oder Pflegebedarfe, MMSE > 16

Anzahl der Studienteilnehmer

9 Pflegeheime
Interventionsgruppe (vorher/nach 12 Wochen/nach 24 Wochen): 28/23/21
Kontrollgruppe(vorher/nach 12 Wochen/nach 24 Wochen): 22/19/16

 

Ergebnisdarstellung

die selbstwahrgenommene Autonomie (in den Abstufungen niedrig < 3.15, mittel > 3.15-4.0, hoch > 4.0) der Bewohner/-innen wird zu Beginn, nach 12 Wochen der Intervention und nach weiteren 12 Wochen ohne Intervention gemessen:

  • signifikant veränderte sich lediglich der gemessene Score in der Kontrollgruppe nach den ersten 12 Wochen, indem er von 3.53 auf 4.03 anstieg (p<0.05, keine genauere Angabe)
  • nicht signifikant stieg der Score in der Interventionsgruppe von 3.53 auf 3.89 in den ersten 12 Wochen an
  • nicht signifikant sank nach weiteren 12 Wochen in beiden Gruppen die wahrgenommene Autonomie, wobei sie in der Interventionsgruppe stärker sank (IG: 3.71 (-0.18); KG: 3.94 (-0.09)) 

Anmerkungen

zusätzliche Erhebung der priorisierten Wünsche der Proband/-innen wird hier nicht dargestellt

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

High risk
unklar, inwieweit die Einrichtungen an der Gruppenzuordnung beteiligt waren

 

Verborgene Zuweisung

Low risk
--

 

Fehlende Verblindung

Unclear
unzureichende Informationen

 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Low risk
--

 

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear
unzureichende Informationen 

 

Weitere Limitationen

High risk

  • Freiwilligensample und Rekrutierung durch Personal der Einrichtungen
  • geringe Anzahl an Proband/-innen pro Einrichtung
  • unklare Angaben zur durchgeführten Powerkalkulation
  • kurze Untersuchungsdauer, um die eigens wahrgenommene Autonomie zu messen
  • keine Kontrolle möglicher Confounder (z. B. Qualifikation/Kompetenzen der Pflegenden)
  • keine Kontrolle der Intervention während der 12 Wochen, fragliche Überstimulation der Proband/-innen
  • Hawthorne-Effekt
  • fragliche Beteiligung der Einrichtungen an der Randomisierung bzw. Zuteilung in die beiden Studienarm
  • unklare Abgrenzung zwischen den Interventionen beider Gruppen

Zusammenfassung

Die Forscher erhoben die Kurzzeit- und Langzeiteffekte (0-12 Wochen, 0-24 Wochen) von individuellen, bereits in den Einrichtungen etablierten Maßnahmen, die darauf abzielen, die selbstwahrgenommene Autonomie von Pflegeheimbewohner/-innen zu erhöhen. Zu Beginn des Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauers wurden die Wünsche bezüglich zu verbessernder oder zu erhaltender Fähigkeiten von allen Proband/-innen erhoben. Sowohl die Kontroll- als auch die Interventionsproband/-innen zeigten nach 12 Wochen eine höhere, durchschnittliche Autonomie, wobei die Inhalte und Ausgestaltung der Interventionen in beiden Studienarmen nicht beschrieben werden. Nach weiteren 12 Wochen ohne Fortführen der Intervention konnten die Kontrollproband/-innen den Score annähernd halten, wohingegen der Wert der Interventionsgruppe wieder sank, aber nicht zurück auf den Anfangswert fiel. Da aber die Interventionen vornehmlich in der Kontrollgruppe auf positive Veränderungen hindeuteten (lediglich ein Effekt in der Kontrollgruppe lag im signifikanten Bereich) und die Interventionen in den einzelnen Einrichtungen und pro Studienarm nicht eindeutig beschrieben wurden, konnten die Forscher keine belastbaren Belege für die Effekte der individuell-orientierten, autonomiefördernden Maßnahmen liefern. Mehrere erhebliche methodische Einschränkungen schmälern weiterhin die Aussagekraft der Studie insoweit, dass ihre Ergebnisse nicht weiter berücksichtigt werden sollten.

ID: 33

6
Effekt von personenzentrierter Demenzbetreuung auf die Agitiertheit, neuropsychiatrische Symptome und Lebensqualität von Pflegeheimbewohner/-innen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Rokstad, A. M., Røsvik, J., Kirkevold, Ø., Selbaek, G., Benth, J. S., & Engedal, K. (2013): The effect of person-centred dementia care to prevent agitation and other neuropsychiatric symptoms and enhance quality of life in nursing home patients: a 10-month randomized controlled trial

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Pflegende wenden eine Personenzentrierte Demenzpflege unter Einsatz verschiedener Instrumente (DCM, VPM) an.

Intervention

DCM Intervention: Zwei Pflegende jedes Wohnbereiches nahmen an einem Basistraining DCM teil, welches sie für den Einsatz des DCM in ihrem Pflegeheim zertifizierte. Das übrige Personal wurde während einer 3-stündigen Schulung zu DCM und Personenzentrierter Demenzpflege durch das Studienteam geschult. Das Studienteam führte mit den zwei gesondert geschulten Pflegekräften Beobachtungen mit dem DCM Instrument durch. Dabei wurde das Verhalten und Wohlbefinden der Bewohner/-innen erfasst. Weiter wurden Interaktionen zwischen Pflegepersonal und Bewohner/-innen aufgezeichnet. Anschließend wurden die Ergebnisse in einer Feedback-Runde vom Pflegepersonal diskutiert und Maßnahmenpläne zur Verbesserung der pflegerischen Versorgung festgelegt. Die Maßnahmenpläne wurden vom Pflegepersonal in den Heimen implementiert. Nach einem halben Jahr wurden erneut Daten mit dem DCM erhoben und die Feedbackrunde wiederholt. Beobachtung und Feedback erfolgte durch externe Expert/-innen.
 
VPM Intervention: In einer wöchentlichen Konsensuskonferenz in den Wohnbereichen von 45-60 Minuten Dauer wurden anhand der Indikatoren des VIPS-Rahmens herausfordernde Bewohner/-innen-Pflegekraft-Interaktionen analysiert. Eine Pflegekraft moderierte die Treffen, eine Bezugspflegekraft vertrat die Position des/der Bewohner/-in und das übrige Pflegeteam trug Versorgungsrelevantes Wissen und Beobachtungen bei. Um die VPM-Methode zu lerne, nahmen jeweils die Wohnbereichsleitung und eine Fachpflegekraft (Coach) an einer 3-tägigen Schulung teil. Später stellte der Coach in einer 3-stündigen Sitzung die VPM-Methode innerhalb des Pflegeteam des Heimes vor. Alle Pflegenden erhielt ein VPM-Manual, in welchem zu Übungszwecken Fallbeispiele und Interventionsvorschläge erklärt wurden. Kein Einsatz externer Expert/-innen.
 
Kontrollgruppe: Keine gesonderte Intervention. DVDs mit Vorträgen zu Demenz wurde ausgehändigt.
 
Alle Gruppen: Alle Gruppen erhielten fünf DVDs mit 30-minütigen Vorträgen zu Demenz.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

12 Monate

Population

Menschen mit Demenz (alle Stufen, Assessment über die Clinical Dementia Rating Scale (CDR)) in 15 Pflegeheimen im Oslo, Norwegen.

Anzahl der Studienteilnehmer

Gesamt: n = 624. (Für die Effektivitätsanalyse ausgewertet n = 446)

DCM Intervention: n = 229 (n = 158)

VPM Intervention: n = 189 (n = 138)

Kontrollgruppe: n = 206 (n = 150)

Ergebnisdarstellung

Primäres Outcome: Veränderung des Summenscores auf der Brief Agitation rating Scale (BARS). Die BARS enthält als Subskala des  Cohen-Mansfield Agitation Inventorys (CMAI) in der norwegischen Version neun Items (Schlagen, Stoßen, Greifen, Wandering, Unruhe, wiederholende Sätze sprechen, wiederholendes Verhalten, sich Beschweren und merkwürdige Lautäußerungen). Ein höherer Summenscore deutet auf Zunahme der Agitation hin.
 
Sekundäre Outcomes: Veränderungen in den Summenscores auf Skalen zur Messung neuropsychiatrischer Symptome (NPS, gemessen mit dem Neuropsychiatric Inventory Questionnaire NPI-Q), Depression (gemessen mit der Cornell Scale for Depression in Dementia CSDD) und Lebensqualität (gemessen mit der Quality of Life in Late-Stage Dementia QUALID Skala).
 
Ergebnisse: Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Interventionsgruppen bezogen auf agitiertes Verhalten (primäres Outcome, gemessen mit BARS) im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Bei den sekundären Outcomes zeigten sich signifikante Abnahmen der Scorewerte im Bereich Agitation des NPI-Q: DCM im Vergleich zur Kontrollgruppe –0.9 (–1.7; –0.04) und VPM im Vergleich zur Kontrollgruppe –0.9 (–1.6; –0.1). Ebenso für den Gesamtanteil NPS in beiden Interventionsgruppen gemessen am NPI-Q Summenscore: DCM vs. Kontrollgruppe  –2.7 (–4.6; –0.7) und VPM vs. Kontrollgruppe –2.4 (–4.1; –0.6). Weiter für die NPI-Subskala psychotische Symptome: DCM vs. Kontrollgruppe –0.9 (–1.4; –0.3) und VPM vs. Kontrollgruppe –0.6 (–1.1; –0.04). Bei der Lebensqualität zeigten sich signifikante Unterschiede für DCM (gemessen mit QUALID Skala [DCM vs. Kontrollgruppe l –3.0 (–5.5; –0.6)] und für Depression für die VPM-Intervention (gemessen mit CSDD [VPM vs. Kontrollgruppe –2.6 (–4.8; –0.4)].

Anmerkungen

---

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear

  • Keine ausreichenden Informationen zum Vorgehen

Verborgene Zuweisung

Unclear

  • Keine ausreichenden Informationen zum Vorgehen

Fehlende Verblindung

High

  • Verblindung kam aufgrund der Komplexität der Intervention nicht in Frage, aber die Datenerheber wussten nicht, welchem Studienarm die von ihnen betrachteten Gruppen zugeteilt waren.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear

  • Keine Angaben zum Umgang mit fehlenden Daten bei einem Loss-to-follow up >20% (29%).
  • In die Analyse wurden nur Personen eingeschlossen, die auch zum Zeitpunkt des Follow-up Daten lieferten.

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

High

  • Studienprotokoll ist verfügbar (https://clinicaltrials.gov/ct2/show/study/NCT01280890?term=NCT+01280890&rank=1).
  • Es ergibt sich eine Abweichung bei den personalbezogenen, sekundären Outcomes. Diese sind im Studienprotokoll aufgeführt, in der Publikation jedoch nicht genannt.

Weitere Limitationen

  • Die Powerkalkulation basiert auf Annahme einer Dropoutrate von 20%, mit einer Dropoutrate von 29% ist die Studie unterpowert.
  • Die Berechnung des ICC vorab ist erwähnt, der ermittelte/ verwendete Wert jedoch nicht abgebildet. Die Autoren verweisen im Absatz zu den Einschränkungen/ Schwächen der Studie selbst auf den sich höher als vorab festgelegten ICC, der auf Unterschiede in den Bedingungen der teilnehmenden Wohnbereiche hinweist.

Zusammenfassung

Die Studie untersuchte die Effektivität von DCM und VPM zur Reduktion agitierten Verhaltes bei Menschen mit Demenz im Pflegeheim im Vergleich zur herkömmlichen Versorgung mit der Möglichkeit, eine Videoschulung zu Demenz in Anspruch zu nehmen. Die beiden Interventionsmethoden erwiesen sich bereits als geeignet, um Pflegepersonal in der stationären Langzeitpflege dabei zu unterstützen, im besten Interesse der Bewohner/-innen zu handeln und physische sowie soziale Rahmenbedingungen ausgerichtet an den Grundbedürfnissen der Bewohner/-innen positiv zu beeinflussen. Obwohl sich für das primäre Outcome kein signifikanter Effekt einer Personen-zentrierten Demenzversorgung nachweisen ließ, tragen die Ergebnisse in den sekundären Outcomes dazu bei, die zunehmende – jedoch nicht vollständig nachgewiesene - Evidenz für die Wirksamkeit von personenzentrierter Demenzversorgung zur Reduktion und Prävention agitierten Verhaltens und anderer neuropsychiatrischer Symptome zu unterstreichen.
Obgleich die Ergebnisse dieser Studie besonders vor dem Hintergrund der nicht erreichten statistischen Power kritisch hinterfragt werden müssen, liegt mit dieser Studie ein Hinweis auf die Eignung von VPM zur Reduktion von Depression bei Menschen mit Demenz und einer Verbesserung der Lebensqualität durch die Anwendung des DCM  vor.

ID: 123

7
Übt die Betreuung durch eine gerontologische Fachpflegekraft einen Unterschied in der Hospitalisierungsrate von Langzeitpflegeheimbewohnern/-innen aus? Ergebnisse einer randomisiert kontrollierten Studie
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Boyd, M., Armstrong, D., Parker, J., Pilcher, C., Zhou, L., McKenzie-Green, B., & Connolly, M. J. (2014). Do gerontology nurse specialists make a difference in hospitalization of long-term care residents? Results of a randomized comparison trial. Journal of the American Geriatrics Society 62, 1962-1967

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Durchführen des “Residential Aged Care Integration
Program (RACIP)”. Eine Intervention zur Steigerung der Qualität, erbracht von gerontologischen Fachpflegekräften (GNS)

Intervention

Die GNS erbringen klinische Unterstützung, Schulungen und klinisches Coaching bei ihren monatlichen Besuchen in den teilnehmenden Pflegeeinrichtungen. Die Mitarbeiter der Einrichtungen (Altenpflegekräfte und Assistenten) erhalten durch die GNS standardisierte gerontologische Schulungen.
Bei Bedarf werden Fallbesprechungen von einzelnen Bewohnern/-innen durchgeführt.
Ebenfalls, wenn nötigt führt die GNS für einzelne Bewohner/-innen geriatrische Assessements durch und übernimmt die Pflegekoordination der Bewohner/-innen übergreifend für alle Settings des Gesundheitssystems.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

12 Monate Beobachtungszeitraum vor der Intervention (1. Sep. 2006 – 31. Aug. 2007); sieben Monate Intervention (1. Sep. 2007 – 31. März 2008); 12 Monate Beobachtung nach der Intervention ( 1. April 2008 – 31.April 2009)

Population

Alle Bewohner/-innen der eingeschlossenen Pflegeeinrichtungen, die staatlich finanzierte Pflege erhalten in der Region Auckland, Neuseeland.
Ausgeschlossen wurden privatzahlende Bewohner/-innen.

Anzahl der Studienteilnehmer

54 Pflegeeinrichtungen
Interventionsgruppe (IG): 29 Einrichtungen / 1425 Betten
Kontrollgruppe (KG):25 Einrichtungen / 1128 Betten

Ergebnisdarstellung

Outcomes:

  • Anzahl der Krankenhauseinweisung pro 1000 Bett-Tage.
  • Subgruppenanalyse der Einweisungen in medizinisch und chirurgisch bedingte Krankenhauseinweisungen.
  • Rate Ratio (Vergleich der Einweisungsraten vor und nach der Intervention).

Ergebnis:
Keine statistisch signifikanten Gruppenunterschiede der Einweisungsraten in das Krankenhaus vor der Intervention (p= 0,07) und nach der Intervention.
Nach einer Adjustierung durch die Anzahl der Betten zeigte sich ein signifikantes Ergebnis bei der Zunahme der Einweisungen im Vergleich zwischen den Gruppen. So stieg die Rate der Krankenhauseinweisungen in der Kontrollgruppe stärker an als die in der Interventionsgruppe (p= <0,001).
Die Mittelwertdifferenz der Einweisungsrate war in der Interventionsgruppe signifikant geringer als in der Kontrollgruppe (p=0,04).
 
In der Subgruppenanalyse zeigte sich ein signifikanter Unterschied des Rate Ratio der Einweisungen aus medizinischen Gründen zu Gunsten der Interventionsgruppe (p <0,001).
Diesen Unterschied fanden Boyd et al. (2014) nicht bei den Einweisungen aus chirurgischen Gründen.

Anmerkungen

--

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

High
Keine weitere Beschreibung, wie die Randomisierung durchgeführt wurde. Eine Person war dafür zuständig.

Verborgene Zuweisung

Unclear
Die Zuteilung zu den Gruppen wurde von einem Mitarbeiter des Gesundheitsamtes durchgeführt, der unabhängig von der Studie war. Es fehlt jedoch eine Beschreibung des genauen Vorgehens.

Fehlende Verblindung

High
Sowohl die teilnehmenden Pflegeheime als auch die gerontologischen Fachpflegekräfte konnten nicht verblindet werden.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
Keine Angaben darüber inwieweit fehlende Daten vorliegen.

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Weitere Limitationen

Unclear

Zusammenfassung

Boyd et al. (2014) betrachteten in ihrer randomisierten Vergleichsstudie die Effekte auf die Krankenhauseinweisungen von Pflegeheimbewohner/-innen einer überregional arbeitenden geriatrischen Pflegefachkraft, welche die Mitarbeiter von stationären Pflegeeinrichtungen durch Coaching, Schulungen und Fallbesprechungen unterstützte.
Es zeigten sich keine statistisch signifikanten Unterschiede der Einweisungsraten in das Krankenhaus zwischen der Kontroll- und Interventionsgruppe sowohl vor als auch nach der Intervention.
Die Einweisungsrate der Kontrollgruppe stieg zwischen der ersten und zweiten Erhebung jedoch signifikant an. In der Interventionsgruppe konnte man diesen Zuwachs der Krankenhausaufenthalte auch beobachten, hier war der Anstieg jedoch nicht signifikant.
Boyd et al. können keine Erklärung für den Anstieg der Krankenhauseinweisungen in der gesamten Studienpopulation geben, sie vermuten jedoch einen Zusammenhang mit dem voranschreitenden Alter und der damit einhergehenden Zunahme der Pflegebedürftigkeit der älteren Menschen. Die im Rahmen ihre Studie evaluierte Intervention sehen die Autoren als eine Maßnahme an, die diesen Prozess zu verlangsamen scheint und zu einem geringeren Anstieg der Krankenhauseinweisungen führen kann.

ID: 170

8
Eine randomisiert kontrollierte Studie einer individualisierten positiven psychosozialen Intervention für affektive und verhaltensbezogene Symptome von Demenzkranken in Pflegeheimen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Haitsma, K. S., Curyto, K., Abbott, K. M., Towsley, G. L., Spector, A., & Kleban, M. (2015) A randomized controlled trial for an individualized positive psychosocial intervention for the affective and behavioral symptoms of dementia in nursing home residents. J Gerontol B Psychol Sci Soc Sci 70, 35-45

Studiendesign/-art

RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Zertifizierte Pflegeassistent/-innen führen eine individualisierte Intervention für Menschen mit Demenz durch.

Intervention

Individualisierte positive psychosoziale Intervention (IPPI):
Im Gespräch mit den Pflegeheimbewohnern/-innen oder mit Angehörigen und den Bezugspflegekräften wurden Aktivitäten ausgewählt, die den aktuellen Gewohnheiten und Vorlieben der Patienten/-innen entsprachen und ihnen im Rahmen der Intervention angeboten wurden. Fünf Basiskategorien der Aktivitäten standen zur Auswahl: physische Übungen wie Spazierengehen, Musik hören oder Singen, Tätigkeiten aus dem Bereich der ADLs wie Maniküre, Erinnerungen pflegen (z. B. Fotoalben anschauen) oder eine Massage der Hände im Sinne einer sensorischen Stimulation.
Die Pflegeassistenten/-innen führten die ausgewählten Aktivitäten an drei Tagen in der Woche für 10 Minuten mit den demenzkranken Bewohnern/-innen durch.
Aktive Kontrollgruppe (AC):
Pflegeassistenten/-innen sprechen mit dem/der Bewohner/-in über Artikel in einer Zeitschrift an drei Tagen in der Woche für 10 Minuten.
Kontrollgruppe (UC):
Standardpflege

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Dauer der Intervention: drei Wochen
Outcomes wurden durch Beobachtungen der Bewohner/-innen erhoben. Für 10 Minuten während der Intervention und bis zu fünf Minuten danach sowie 30 Minuten nach der Intervention für fünf Minuten.

Population

Bewohner/-innen eines Pflegeheims mit der Diagnose Demenz.

Anzahl der Studienteilnehmer

195 Bewohner/-innen

  • Erster Arm: Intervention: 49, Standardpflege: 49
  • Zweiter Arm: Aktive Kontrollgruppe:49, Standardpflege: 48

Ergebnisdarstellung

Outcomes:

  • Positive und negative verbale und nonverbale Verhaltensweisen.
  • Positive und negative Emotionen.

Ergebnis:
In den Gruppen AC und IPPI wurden mehr Freude (p= 0.00) und Aufmerksamkeit (P= 0,00) als in der UC- Gruppe beobachtet.
Die Gruppe AC zeigte signifikant mehr Ärger (p= 0,02) als die Gruppen UC und IPPI.
Es gab keine signifikanten Gruppenunterschiede in Angst und Traurigkeit.
Die Gruppen AC und IPPI zeigten signifikant bessere psychosoziale Fähigkeiten (p= 0,00) als die UC-Gruppe. Keine Gruppenunterschiede konnten zwischen IPPI und AC in diesem Bereich beobachtet werden.
Die UC-Gruppe zeigte signifikant häufiger geschlossenen Augen (p= 0,00) und eine generelle Unruhe (p= 0,06) als die Gruppen AC und IPPI.
Die Gruppe AC zeigte mehr unkooperatives Verhalten (p=0,022) sowie Aggressionen (p= 0,008) als die Gruppen UC und IPPI.
Die Gruppen AC und IPPI zeigten mehr positive zwischenmenschliche Berührungen (z.B. Umarmungen) (p= 0,00) als die Bewohner/-innen der Gruppe UC.
Mehr schwere negative verbale Verhaltensweisen (p= 0,00) wurden in der Gruppe AC beobachtet als in der Gruppe UC oder IPPI.
Die Bewohner/-innen der Gruppe AC zeigten signifikant häufiger positive Verhaltensweisen (p= 0,08) als die Bewohner/-innen der Gruppe IPPI.
Die Gruppen AC und IPPI zeigten häufiger positive Verhaltensweisen (p=0,00) als die Bewohner/-innen der UC-Gruppe.
In der IPPI-Gruppe wurde signifikant öfter sehr positive Verhaltensweise beobachtet (p=0,00) als in den anderen beiden Gruppen.

Anmerkungen

Umfang der Intervention insgesamt 90 Minuten. Drei Mal 10 Minuten pro Wochen über den Zeitraum von drei Wochen.

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Unclear
Unklare Beschreibung der Randomisierung

Verborgene Zuweisung

Unclear

Fehlende Verblindung

High
Die Pflegekraft erbringt sowohl die Intervention als auch die Kontrollintervention.
 

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

High
Keine Intention-To-Treat (ITT)

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Weitere Limitationen

High
Erhebung der Outcomes zum selben Zeitpunkt wie Erbringung der Intervention.

Zusammenfassung

Das RCT von Haitsma et al. (2015) untersuchte die Effekte einer individualisierten psychosozialen Intervention, durchgeführt von zertifizierten Pflegeassistenten/-innen, auf den Affekt und das Verhalten von demenziell erkrankten Pflegeheimbewohnern/-innen. Die Bewohner/-innen der Interventionsgruppe erhielten auf ihre persönlichen Vorlieben abgestimmte Aktivitäten, die Bewohner/-innen der aktiven Kontrollgruppe sprachen mit den Pflegeassistenten/-innen über Artikel aus Zeitschriften. Wohingegen die Kontrollgruppe die Standardpflege erhielt.
Es konnten sowohl in der Interventionsgruppe als auch in der aktiven Kontrollgruppe ein signifikanter Anstieg positiver Emotionen und Verhaltensweisen beobachtet werden. Jedoch auch ein Anstieg von aggressiven und unkooperativen Verhaltensweisen in der aktiven Kontrollgruppe. Haitsma et al. (2015) beschreiben die Effekte der Intervention auf die beobachteten negativen Emotionen und Verhaltensweisen geringer als von ihnen erwartet, geben jedoch zu bedenken, dass die Durchführbarkeit einer von Pflegeassistenten/-innen erbrachten Intervention als positiv bewertet werden kann. Mit geringem Schulungsaufwand und materiellen Ressourcen wäre die individualisierte positive psychosoziale Intervention in den Alltag eines Pflegeheims integrierbar.

ID: 171

9
Die Effekte von Thai-Chi und Thera-Band Übungen auf die körperliche Funktionsfähigkeit und Muskelkraft bei teilstationären älteren Patienten/-innen
Signifikanz
eingeschränkt
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: eingeschränkt
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Lin, S., Sung, H., Li, T., Hsieh, T., Lan, H., Perng, S., & Smith, G. D. (2015). "The effects of Tai-Chi in conjunction with thera-band resistance exercise on functional fitness and muscle strength among community-based older people." Journal of Clinical Nursing 24(9/10): 1357-1366.

Studiendesign/-art

Cluster RCT

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Anleitung der Interventionsgruppe in Thai-Chi und Thera-Band Übungen.

Intervention

60 Minuten Gruppenintervention:

  • 15 Minuten Aufwärmen mit Dehn- und Flexibilitätsübungen
  • 30 Minuten Thai-Chi Übungen in Verbindung mit dem Thera-Band in unterschiedlicher stärke, je nach Bedarf des Patienten/-innen
  • 15 Minuten Abkühlen mit Rotationen der Wirbelsäule, Arm schwingen und Springen.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Umfang der Intervention: 16 Wochen, zwei Mal in der Woche 60 Minuten
Follow-up: acht und 16 Wochen nach der Intervention

Population

Patienten/-innen einer Tagespflege im Alter von 65 Jahren oder älter, ohne kognitive Einschränkungen und ohne Hilfemittel zu Fortbewegung.

Anzahl der Studienteilnehmer

108 Patienten/-innen
Interventionsgruppe (IG): 54 / Drop-out: 6
Kontrollgruppe (KG): 54 / Drop-out: 7

Ergebnisdarstellung

Outcomes:

  • Funktionelle Fitness: Senior Fitness Test (SFT)
  • Muskelkraft: muscle dynamometer

Ergebnis:
Es werden keine Ergebnisse des SFT im Vergleich zwischen Interventions- und Kontrollgruppe berichtet.
Die Muskelkraft der oberen Extremität, gemessen an der Schulterflexion und der Ellbogenflexion, konnte in der Interventionsgruppe im Vergleich zu Kontrollgruppe signifikant gesteigert werden (p= <0,001; p=<0,001; p=0,02; p= 0,001).
Die Muskelkraft der unteren Extremität der Interventionsgruppe im Bereich der Hüftflexion links (p= <0,001), der linken Knieextension (p=0,01) und der rechten Knieextension (p= 0,01) stiegen signifikant an im Vergleich zur Muskelkraft der Kontrollgruppe.

Anmerkungen

--

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low
Gruppenzuteilung erfolgte per Randomisierung.

Verborgene Zuweisung

Unclear
Keine Beschreibung des Vorgehens im Text.

Fehlende Verblindung

High
Datenerheber war verblindet.
Pflegekraft, die die Intervention durchgeführt hat, war nicht verblindet.
Teilnehmer/-innen waren nicht verblindet.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
Keine Intention-To-Treat (ITT), geringer Drop-out

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

High
Es fehlen Ergebnisse des Gruppenvergleichs eines Assessments.

Weitere Limitationen

Unclear

Zusammenfassung

Lin et al. (2015) analysieren in ihrer RCT die Effekte einer durch Thera-Band Übungen ergänzte Thai-Chi Intervention auf die Muskelkraft und funktionelle Fitness älterer Patienten/-innen in Tageskliniken.
Die 60-minütigen Interventionen, welche zweimal in der Woche für einen Zeitraum von 16 Wochen durch eine Pflegekraft geleitet wurden, zeigten signifikante Effekte auf die Muskelkraft in den oberen und unteren Extremitäten der Patienten/-innen. Lin et al. (2015) berichten in ihrer Publikation keine Ergebnisse des Gruppenvergleichs bezogen auf die körperliche Fitness der Patienten/-innen, erhoben mit dem Senior Fitness Test (SFT). Sie zeigen hier lediglich die Verbesserungen innerhalb der Interventionsgruppe auf, die sich zwischen Baseline und der Follow-up Messung ergaben. In der Kontrollgruppe zeigte sich keine Verbesserung in den Follow-up Messungen.
Lin et al. sehen die Thai-Chi Intervention in Kombination mit Thera-Band Übungen als eine einfach für Pflegekräfte zu erbringende Intervention, welche älteren Patienten/-innen helfen kann, ihre Muskelkraft der oberen und unteren Extremität zu stärken.
Eine Empfehlung für diese Intervention kann jedoch auf Grund der methodischen Schwächen in der Studie sowie der fraglichen Übertragbarkeit der kultursensiblen Intervention nicht gegeben werden.

ID: 172

10
Anwendung von Special Care Units (SCU) bei Demenzkranken
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
gering
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: gering

Zitation

Lai, C. K., Yeung, J. H., Mok, V., & Chi, I. (2009): Special care units for dementia individuals with behavioural problems (Review). In: Cochrane database of systematic reviews (Online) (4). Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19821370.

Studiendesign/-art

Review

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Anwendung der SCU bei den Pflegebedürftigen

Intervention

Anwendung von Special Care Units (SCU) bei Demenzkranken

SCU beinhaltet spezielle Schulung der Pflegenden, besondere Aktivierung der Pflegebedürftigen und Einbeziehung der Angehörigen

 

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

3 - 18 Monate

Population

Demenziell oder Alzheimer Erkrankte, die keine geringen funktionalen Fähigkeiten haben

Anzahl der Studienteilnehmer

verschiedene (Review)

Ergebnisdarstellung

AMSTAR-Score

9 (11)

  • Studienauswahl und Datenextraktion nur durch eine Person
  • keine Beschreibung oder Berechnung des Publikationsbias

 

Anmerkungen

keine RCTs gefunden, deshalb kontrollierte Studien im Pre- und Postdesign ausgewertet

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

---

Verborgene Zuweisung

---

Fehlende Verblindung

---

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

---

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

---

Weitere Limitationen

---

Zusammenfassung

Es konnten keine RCTs gefunden werden. Schlechte Vergleichbarkeit der kontrollierten Studien und heterogen angewendete Interventionen lassen keine gesicherte Aussagen über die Wirksamkeit der SCU zu.

ID: 86

11
Multifaktorielles "Palliativ Care"(Assessment, Management der physischen, psychischen und spirituellen Symptome, Pflegeplanung)
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
gering
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: gering

Zitation

Hall, S., Kolliakou, A., Petkova, H., Froggatt, K., & Higginson, I. J. (2011): Interventions for improving palliative care for older people living in nursing care homes (Review). In: Cochrane database of systematic reviews (Online) 2011 (3). Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21412898.

Studiendesign/-art

Review

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

spezielles Training der Pflegenden hinsichtlich Palliativ Care

Intervention

Multifaktorielles „Palliativ Care“(Assessment, Management der physischen, psychischen und spirituellen Symptome, Pflegeplanung)

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

2 bis 6 Monate

Population

ältere Menschen in Pflegeheimen 

Anzahl der Studienteilnehmer

verschiedene (Review)

Ergebnisdarstellung

AMSTAR-Score

9 (11)    

  • keine Beschreibung oder Berechnung des Publikationsbias
  • die Ergebnisse der Einzelstudien ließen keine Berechnungen i. S. einer Metaanalyse zu

 

Anmerkungen

  • keine gepoolten Daten, da Studien zu heterogen (Interventionen und Populationen unterscheiden sich)
  • reine qualitative Datenbeschreibung, keine quantitativen Kennzahlen angegeben

 

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

---

Verborgene Zuweisung

---

Fehlende Verblindung

---

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

---

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

---

Weitere Limitationen

---

Zusammenfassung

Die drei eingeschlossenen Studien unterschieden sich hinsichtlich der Population, Intervention und gemessenen Outcomes. Die heterogenen Studien bei sehr schlechter Studienqualität lassen keine Aussagen zur Wirksamkeit von multifaktoriellem Palliativ Care zu.

ID: 87

12
Effektivität von Snoezelen als therapeutische Intervention für ältere Menschen mit Demenz
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
gering
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: gering

Zitation

Chung, J. C. C., & Lai, C. K. Y. (2009): Snoezelen for dementia. In: The Cochrane Library, Issue 4

Studiendesign/-art

Review

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Nicht genauer beschrieben

Intervention

Diese Aktualisierung eines Cochrane Reviews von 2002 untersuchte die Effektivität von Snoezelen als therapeutische Intervention für ältere Menschen mit Demenz.
Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien, die Snoezelen oder andere Maßnahmen der multisensorischen Stimulierung für ältere Menschen mit Demenz als Einzel- oder Gruppeninterventionen einsetzten. Als Outcomes wurden Verhalten, Stimmung, Kognitive Fähigkeiten, physiologische Parameter und Klient/-innen-Pflege-Kommunikation betrachtet.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

4 Wochen in den eingeschlossenen Studien.

Population

Menschen ≥ 60 Jahre mit allen Schweregraden einer Erkrankung aus dem demenziellen Formenkreis definiert nach DSM-IV, ICD-10 oder NINCDS-ADRDA.

Anzahl der Studienteilnehmer

Ergebnisdarstellung

Insgesamt liegt keine Evidenz für die Effektivität von Snoezelen bei Menschen mit Demenz vor.
 
Besonders kritisieren die Autoren die methodische Güte der zwei eingeschlossenen Studien als ungenügend: beide basierten nicht auf der Grundlage eines fehlerfreien Studienprotokoll und wurden – um eine optimale Fallzahlgröße zu erreichen - phasenweise durchgeführt, ohne die Ausfallrate der Bewohner/-innen bei der bei der Berechnung der Fallzahlgröße vor Studienbeginn zu berücksichtigen. Ebenfalls traten deutliche Einschränkungen bei der Rekrutierung, Randomisierung und Anwendung der Erhebungsinstrumente auf. Letztlich berichteten beide Studien Ergebnisse auf Ebene von Subskalen und orientierten sich damit eher an individuellen Symptomen und weniger am gesamten Status des Verhaltens oder der Stimmung der Bewohner/-innen
 
AMSTAR-Score
08 (11)

  • Keine statistische Evaluation eines Publikations-Bias erfolgt, nicht thematisiert
  • Keine Angaben zu Interessenkonflikt oder finanzieller Förderung
  • Angemessenheit der Darstellung gepoolter Daten: nicht anwendbar, keine Meta-Analyse

Anmerkungen

In die Analyse wurden zwei Studien eingeschlossen.

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

---

Verborgene Zuweisung

---

Fehlende Verblindung

---

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

---

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

---

Weitere Limitationen

---

Zusammenfassung

Es liegt eine systematische Übersichtsarbeit hoher methodischer Güte vor, die mit der Aktualisierung eines Cochrane Reviews aus dem Jahr 2002 keine Evidenz für die Effektivität von Snoezelen bei Menschen mit Demenz nachweisen konnte.

 

Die Autoren führen für die Pflegepraxis an, dass die in dieser Studie identifizierten Publikationen auf zwei häufig in der Praxis angewandte Formen des Snoezelen in der Pflege von Menschen mit Demenz hinweisen:

  1. Konventionelles, phasenweises Snoezelen
  2. Integriertes Snoezelen

Wobei das phasenweise Snoezelen leichter als therapeutische Intervention zu strukturieren ist und mit weniger Personalaufwand einhergeht. Jedoch ist diese Methode im Vergleich zum integrierten Snoezelen in Häufigkeit, Intensität und Dauer eingeschränkt. Damit erreicht die erste Methode nicht das Ziel, eine Pflegekultur zu etablieren, die es ermöglicht, kontinuierlich und andauernd sensorische Stimulation für Menschen mit Demenz zu gewährleisten.

 

Einrichtungen müssen sich daher für die Implementierung der Form des Snoezelen entscheiden, die am ehesten den verfügbaren Ressourcen und Rahmenbedingungen entspricht. Es besteht Bedarf nach verlässlicherer und aussagekräftiger, forschungsbasierter Evidenz um den Einsatz des Snoezelen in der Pflege von Menschen mit Demenz zu rechtfertigen.

ID: 121

13
"Sonas - Intervention": Eine Pilotstudie zur Effektivität einer Intervention für Menschen mit einer moderaten bis schweren Demenz
Signifikanz
niedrig
Verzerrungsrisiko
hoch
Signifikanz: niedrig
Verzerrungsrisiko: hoch

Zitation

Hutson, C., Orrell, M., Dugmore, O., & Spector, A. (2014) Sonas: a pilot study investigating the effectiveness of an intervention for people with moderate to severe dementia. American journal of Alzheimer's disease and other dementias 29, 696-703

Studiendesign/-art

RCT (Pilotstudie)

Rolle und Aufgabe der Pflegenden

Schulung in der Sonas – Intervention und Durchführung der Sonas- Interventionen bei den Pflegeheimbewohnern/-innen.

Intervention

Gruppenintervention, welche einer strukturierten Abfolge verschiedener Stimulation folgt:

  • Gemeinsamen singen und musizieren
  • Olfaktorische und gustatorische Stimulation
  • Nackenmassagen und körperliche Aktivität im Sitzen oder Stehen
  • Aktivitäten im Bereich der Reminiszenz wie Gedichte aufsagen und persönliche Gegenstände betrachten.

Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer

Keine Angaben im Text
Umfang der Intervention: zwei Mal á 45 bis 60 Minuten in der Woche für sieben bis acht Wochen.
Follow-up: eine Woche nach Intervention.

Population

Bewohner/-innen von Pflegeeinrichtungen über 65 Jahren mit der Diagnose Demenz. (Minimental Punkte 0 bis 17)

Anzahl der Studienteilnehmer

39 Bewohner/-innen
Interventionsgruppe (IG): 21
Kontrollgruppe (KG): 18

Ergebnisdarstellung

Outcomes:

  • Angst: Rating Anxiety in Dementia Scale (RAID)
  • Depression: Cornell Scale for Depression in Dementia (CSDD)
  • Neuropsychiatrische Symptome: Neuropsychiatric Inventory Questionnaire (NPI-Q)
  • Lebensqualität: Quality of Life-Alzheimer’s Disease Scale (QoL-AD)
  • Sozialverhalten und Kommunikation: Holden Communication Scale

Ergebnis:
In keinem der Outcomes konnte signifikante Ergebnisse beobachtet werden.

Anmerkungen

--

BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"

Methode der Randomisierung

Low
Computergestützte Randomisierung.

Verborgene Zuweisung

Low
Da die Randomisierung computergestützt erfolgte, ist eine verborgene Zuweisung wahrscheinlich.
 

Fehlende Verblindung

High
Bewohnern/-innen und Pflegekräften war die Gruppenzuteilung bekannt.
Datenerheber/-in war verblindet.

Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen

Unclear
Keine Intention-to-treat-Analyse (ITT), aber geringe Drop-out Rate.

Bias durch selektives Berichten von Endpunkten

Unclear

Weitere Limitationen

Unclear
Pilotstudie mit geringer Fallzahl.
Viele Teilnehmer/-innen haben die Intervention nicht im vollen Umfang erhalten.
In zwei Pflegeheimen wurde vom Studienprotokoll bei der Ausführung der Intervention durch zwei Pflegekräfte abgewichen.
 

Zusammenfassung

Hutson et al. (2014) untersuchten in ihrer RCT die Effekte der Sonas-Intervention auf demenziell erkrankte Pflegeheimbewohner/-innen. Die Sonas-Intervention ist eine strukturierte Gruppenintervention, die mit Hilfe von verschiedenen Materialien und Musik die sensorische Wahrnehmung und das Erinnerungsvermögen der demenziell Erkrankten ansprechen will. Speziell geschulte Mitarbeiter/-innen der teilnehmenden Pflegeheimbewohner/-innen führten diese Intervention für den Zeitraum von sieben Wochen, zwei Mal in der Woche für 45 bis 60 Minuten durch.
Hutson et al. konnte keine signifikanten Gruppenunterschiede zwischen der Interventionsgruppe und der Kontrollgruppe in den betrachteten Endpunkten aufzeigen. Aufgrund der zu geringen Effekte sind Hutson et al. der Meinung, dass auch ein größer angelegtes RCT mit höheren Fallzahlen keine signifikanten Ergebnisse aufzeigen würde. Sie empfehlen jedoch die Intervention, die in Irland entwickelt wurde und u.a. irische Gedichte und Musik enthält, an die englische Zielgruppe zu adaptieren.

ID: 168