Pflegerische Prävention und Rehabilitation
Ein Angebot des ZQP
Aktivierende Pflege als Konzept
Zitation
Chen, C. C.-H., Li, H.-C., Liang, J.-T., Lai, I.-R., Purnomo, J. D. T., Yang, Y.-T., Lin, B.-R., Huang, J., Yang, C.-Y., Tien, Y.-W., Chen, C.-N., Lin, M.-T., Huang, G.-H., & Inouye, S.K. (2017): Effect of a Modified Hospital Elder Life Program on Delirium and Length of Hospital Stay in Patients Undergoing Abdominal Surgery - A Cluster Randomized Clinical Trial
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Pflegende (mit mind. 2 Jahren Erfahrung im medizinisch-chirurgischen Bereich und einmonatiger Schulung vor Interventionsbeginn)
- Durchführung einer Intervention zur Orientierung, Kommunikation, oralen und ernährungsspezifischen Assistenz und Frühmobilisierung
- Durchführung des Protokolls zur mHELP Intervention durch Pflegende zur Vermeidung eines Deliriums postoperativ
Intervention
Interventionsgruppe (IG): dreiteiliges postoperatives mHELP Programm bis zur Entlassung
- Orientiereng und Kommunikation
- Unterstützung bei Ernährung und Mundpflege
- frühe Mobilisierung
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Studiendauer: 1. August 2009 bis 31. Oktober 2012 (Durchführung je 6-10 Tage, Median 7 Tage)
Population
Über 65-jährige Patienten und Patientinnen mit einer Operation im Bauchbereich (Gastrektomie, Duodenopankreatektomie oder Kolektomie)
Durchschnittsalter: IG 74,3 Jahre, KG 74,8 Jahre
Männliche und weibliche Probanden und Probandinnen
Anzahl der Studienteilnehmer
Studienbeginn: 377 Patienten und Patientinnen (IG: 197, KG: 180)
Studienende: 368 Patienten und Patientinnen (IG: 192, KG: 176)
Ergebnisdarstellung
In der Interventionsgruppe traten statistisch signifikant weniger Fälle von Delirien auf als in der Kontrollgruppe (6,6% zu 15,1%). Die Intervention führte zu einer Reduktion des Auftretens von Delirien in Höhe von 56%
Outcomes
- Auftreten eines postoperativen Deliriums bei 13/196 (=6,6%) in IG und 27/179 (=15,1%) in der KG
- Mittlere Verweildauer : 12 Tage in IG, 14 Tage in KG (p=0,04)
- Reduktion der Chance auf Delirium um 56% in der IG
- Verweildauer um zwei Tage in IG reduziert
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low Risk
Cluster-Randomisierung nach Zimmernummern
Verborgene Zuweisung
Low Risk
auch wenn die Zuweisung nach Zimmernummern geschah, wurden diese noch einmal randomisiert, um das Randomisierungsschema nicht aufzudecken.
Fehlende Verblindung
Low Risk
Verblindung der datenerhebenden Pflegenden durch Confusion Assessment Method (CAM) und Untersucher
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low Risk
Intention-to-treat-Analyse wurde durchgeführt
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
Unzureichende Informationen
Zusammenfassung
Chen et al. (2017) untersuchten die Wirkung der mHELP Intervention, durchgeführt durch Pflegende an über 65-jährigen Patienten und Patientinnen einer gastrointestinalen Krankenhausstation in Taiwan. Die Intervention sollte das Entstehen eines postoperativen Deliriums verhindern. Pflegende führen eine Intervention zur Orientierung, Kommunikation, oralen und ernährungsspezifischen Assistenz und Frühmobilisierung durch. Die Intervention wurde so früh wie möglich postoperativ durchgeführt. Die Kontrollgruppe erhielt usual care. In der Interventionsgruppe traten statistisch signifikant weniger Fälle von Delirien auf als in der Kontrollgruppe (6,6% zu 15,1%). Die Intervention führte zu einer Reduktion des Auftretens von Delirien in Höhe von 56%
ID: 181
Zitation
Resnick, B., Galik, E., Gruber-Baldini, A., & Zimmerman, S. (2011): Testing the effect of function-focused care in assisted living. In: Journal of the American Geriatrics Society (JAGS) 59 (12), S. 2233–2240.
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm. nih.gov/pubmed/22091790.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
- Pflegende („Funktion Focused-Care nurse“) begleitet und qualifiziert Pflegehilfskräfte („direct care workers“ DCW) nach den Prinzipien des FFC-Konzepts
- die DCW’s betreuen und versorgen die Menschen im Betreuten Wohnen
Intervention
die Intervention „Function Focused Care“ umfasst:
- Assessment der Pflegebedarfe
- mit den Pflegebedürftigen gemeinsame Erstellung eines Pflegeplanes
- Diskussion der Pflegeplanung im interdisziplinären Team
- Durchführung der Pflegeplanung unter besonderer Motivierung des Pflegebedürftigen durch die DCW‘s
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
4 und 12 Monate
Population
65+, im Betreuten Wohnen lebend, MMSE-Score ≤ 11
Anzahl der Studienteilnehmer
4 Einrichtungen des Betreuten Wohnens
Interventionsgruppe(vorher/nach 4 Monaten/nachher): 93/78/54
Kontrollgruppe(vorher/nach 4 Monaten/nachher): 78/56/47
Ergebnisdarstellung
- signifikant (p=0.01) weniger starke Verschlechterung der funktionalen Fähigkeiten in der Interventionsgruppe
- signifikanter (p=0.03) Anstieg der durchschnittlichen Gehstrecke (nach 12 Monaten der Intervention konnten Proband/-innen mit Hilfe eines Rollstuhls wieder 50 yards (ca. 45 m) zurücklegen)
- tendenziell (p=0.08) verbringt die Interventionsgruppe nach 4 und 12 Monaten mehr Zeit mit physischen Aktivitäten
- signifikant (p=0.05) geringere, nicht notfallbedingte Krankenhauseinweisungen in der Interventionsgruppe
- keine Effekte der Intervention auf Selbstvertrauen, Erwartungen an die Intervention, Stimmung, Resilienz, Balance, Gangbild, Notfälle (Stürze, Verletzungen) und Mortalität
Anmerkungen
die Studie stellt zudem das breit angelegte Schulungsprogramm des FFC-Konzepts für die DCW‘s sowie diverse Datenerhebungen zum Schulungsprogramm dar, die hier nicht aufgeführt worden sind
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
unzureichende Informationen, evtl. fehlerhafte Randomisierung sichtbar an signifikanten Baseline-Unterschieden
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Unclear
keine Hinweise auf eine Verblindung
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- signifikante Baseline-Unterschiede und fehlende Daten
- Freiwilligensample
- in der Interventionsgruppe höherer Anteil an Studienteilnehmer/-innen in der Kategorie „transfered“
- Bildung und Verwendung von Clustern
Zusammenfassung
Die Studie untersuchte den Effekt von „Function Focused-Care“ (FFC) durch Pflegende auf die funktionalen Fähigkeiten und die Zeit, die ältere Menschen im Betreuten Wohnen auf physische Aktivitäten verwenden. Im Ergebnis zeigten sich eine signifikant geringere Verschlechterung der funktionalen Fähigkeiten, eine geringere, nicht notfallbedingte Krankenhauseinweisungsrate und ein höherer Zeitanteil, den Pflegebedürftige mit körperlichen Aktivitäten verbringen. Ein Schwerpunkt der Publikation liegt in der Präsentation des Schulungsprogrammes für die Pflegenden, was zu Lasten einer sehr knappen methodischen Beschreibung und einem teilweise suboptimalen Design der Wirksamkeitsstudie geht. Demnach ist die Validität der Studienergebnisse als eingeschränkt einzustufen, die Intervention allerdings als aussichtsreich zu bewerten. Sie sollte in weiteren methodisch guten Studien differenzierter untersucht werden.
ID: 28
Zitation
Liu, A., Kang, P., Liu, J., Li, D., & Zhang, L. (2017): Effectiveness of comprehensive geriatric assessment in elderly patients with coronary heart disease
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Durchführung des umfangreichen geriatrischen Assessments an Patienten und Patientinnen mit Herzinsuffizienz
- Identifikation von Charakteristika der Patienten und Patientinnen (Stärken, Schwächen, Pflege- und Behandlungsbedarf)
- Auflistung der Probleme
- Erstellung eines Pflegemanagements unter Berücksichtigung der geriatrischen Beurteilung, Pflegezielen und Bildung
- Freiwillige Nachprüfung der Patienten und Patientinnen innerhalb von sechs Monaten nach Entlassung, zusätzlich telefonisches Follow-up einmal in sechs Monaten
Intervention
Interventionsgruppe (IG): Umfassendes geriatrisches Assessment mit anschließendem Management der Pflegesituation.
Kontrollgruppe (KG) erhielt usual care und normale medikamentöse Betreuung zur Krankenhaus-Einweisung sowie ein bis zwei telefonische Interviews 6 Monate nach Krankenhausentlassung
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
März 2014 bis September 2015
Population
Patienten und Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit aus einem Krankenhaus, mindestens 60 Jahre alt
Durchschnittsalter IG: 73,85 Jahre; KG 72,96 Jahre
Männliche und weibliche Probanden und Probandinnen
Anzahl der Studienteilnehmer
140 Patienten und Patientinnen zu Studienbeginn (IG: 70, KG: 70)
Ergebnisdarstellung
Die Studie zeigt statistisch signifikant höhere Werte auf dem CQQC-Score bei allen sechs Kategorien der Lebenszufriedenheit, wobei die größten Unterschiede bei psychischer Stärke, Krankheitsstatus und sozialer Mentalität zu erkennen sind. Hinsichtlich der Bewältigungsstrategien zeigte sich eine signifikante Tendenz der Interventionsgruppe zu Konfrontationsstrategien im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Länge des Aufenthaltes sowie die Gesamtkosten waren in der Interventionsgruppe durchschnittlich signifikant geringer. Im Vergleich zur Kontrollgruppe waren die Werte zur Lebensqualität und des gesundheitlichen Status höher, bezüglich der Nutzung von Copingstrategien zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Probanden und Probandinnen der IG neigten eher dazu, die Konfrontation mit einem Stressor zu suchen, Probanden und Probandinnen der KG vermieden eine Auseinandersetzung dagegen eher. Die Zufriedenheit mit der Behandlung war in der IG deutlich höher als in der KG.
Outcomes
- Lebensqualität nach dem Chinese questionnaire of quality of life in patients with cardiovascular diseases (CQQC)
- IG: 42,36 (SD=9,68) Punkte
- KG: 25,97 (SD=5,38) Punkte
- Bewältigungsstrategien nach dem medical coping modes questionnaire (MCMQ)
- IG: Präferenz von Konfrontationsstrategien (18,38); Vermeidung und Akzeptanz-Resignation je 14,74 Punkte
- KG: Präferenz von Vermeidungsstrategien (17,57); Konfrontation 16,26 und Akzeptanz-Resignation 6,94 Punkte
- Zufriedenheit IG vs. KG
- Behandlung: 84,29% vs. 70%
- Pflege: 97,14% vs. 81,43%
- Aufenthaltsdauer und Kosten IG vs. KG
- Dauer: 11,65 vs. 15,06 Tage
- Kosten: 4221,54 vs. 4489,06 Yuan
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low Risk
Zufallseinteilung
Verborgene Zuweisung
Unclear
Unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
High
Verblindung des/der durchführenden Arztes/Ärztin, keine Angaben zur weiteren Verblindung der Patienten und Patientinnen
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
Unzureichende Informationen
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
Unzureichende Informationen
Zusammenfassung
Liu et al. (2017) untersuchten die Effektivität eines umfassenden geriatrischen Assessments mit anschließender Entwicklung eines individuellen Pflege- und Behandlungsplans bei älteren Patienten und Patientinnen mit koronarer Herzkrankheit auf der kardiologischen Intensivstation eines Krankenhauses in China. Um die Lebensqualität zu verbessern, Bewältigungsstrategien zu fördern und die Aufenthaltsdauer und Kosten zu senken, wurden auf Basis der geriatrischen Beurteilung zuerst Stärken, Schwächen und Bedarfe der Patienten und Patientinnen ermittelt, um auf Basis dieser ein individuelles Pflegemanagement (Problemanalyse auf Grundlage des geriatrischen Assessments, Festlegung von Pflegezielen, Berücksichtigung der Biographie wie z.B. Bildung) zu erstellen. Außerdem wurde eine einmalige Nachsorge innerhalb von sechs Monaten nach Entlassung angeboten.
Die Studie zeigt statistisch signifikant höhere Werte auf dem CQQC-Score bei allen sechs Kategorien der Lebenszufriedenheit, wobei die größten Unterschiede bei psychischer Stärke, Krankheitsstatus und sozialer Mentalität zu erkennen sind. Hinsichtlich der Bewältigungsstrategien zeigte sich eine signifikante Tendenz der Interventionsgruppe zu Konfrontationsstrategien im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Länge des Aufenthaltes sowie die Gesamtkosten waren in der Interventionsgruppe durchschnittlich signifikant geringer. In diesem Kontext unterstreicht die Studie die Bedeutung von Pflegeexperten und -expertinnen im Rahmen eines Pflegemanagements mit individuellen Behandlungsplänen.
Die Kontrollgruppe erhielt usual care und normale medikamentöse Betreuung zu Beginn der Krankenhausbehandlung sowie ein bis zwei telefonische Interviews 6 Monate nach Krankenhausentlassung.
Das umfangreiche geriatrische Assessment erwies sich als äußerst effektiv, um die klinischen, psychologischen und funktionalen Aspekte bei kardiologischen Patienten und Patientinnen evaluieren und über ein gezieltes Pflegemanagement verbessern zu können.
ID: 182
Zitation
Woods, B., Aguirre, E., Spector, A. E., & Orrell, M. (2012): Cognitive stimulation to improve cognitive functioning in people with dementia (Review). In: Cochrane database of system-atic reviews (Online) 2.
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22336813.
Studiendesign/-art
Review
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Pflegende führen neben anderen Professionen auch die kognitive Stimulation durch
Intervention
Kognitive Stimulation an Demenz erkrankter Menschen
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
1 - 24 Monate
Population
Patient/-innen mit Alzheimer oder Demenz oder anderer demenzieller Erkrankung, in verschiedenen Pflegesettings (zu Hause, durch ambulante Pflege betreut, in Tagespflege oder in stationärer Langzeitpflege)
Anzahl der Studienteilnehmer
verschiedene (Review)
Ergebnisdarstellung
AMSTAR-Score
11 (11)
keine Abzüge bei diesem Review mit Metaanalyse
Anmerkungen
Einbeziehung von RCTs mit moderatem oder geringen „risk of bias“
Effekt ist auch schon durch frühere Reviews bestätigt worden
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
---
Verborgene Zuweisung
---
Fehlende Verblindung
---
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
---
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
---
Weitere Limitationen
---
Zusammenfassung
Methodisch gute, aber teilweise heterogene Studien belegen die Wirksamkeit kognitiver Stimulation von an Demenz erkrankten Menschen hinsichtlich einer signifikanten Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, Kommunikation und sozialen Interaktion sowie einer verbesserten Lebensqualität.
ID: 85
Zitation
Resnick, B., Gruber-Baldini, A. L., Zimmerman, S., Galik, E., Pretzer-Aboff, I., Russ, K., & Hebel, J. R. (2009): Nursing home resident outcomes from the Res-Care intervention. In: Journal of the American Geriatrics Society (JAGS) 57 (7), S. 1156–1165. Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19570158.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Durchführung der Intervention durch Pflegehilfskräfte („nursing assistants“), Schulung der Pflegehilfskräfte durch eine „advanced practice nurse“
Intervention
- 6-wöchige Inhouse-Schulung der Pflegehilfskräfte zu Res-Care durch eine „advanced practice nurse“ (Inhalt: z. B. Training zur Integration körperlicher Aktivierung in alltägliche Pflegeinterventionen, Strategien zur Motivation von Pflegebedürftigen)
- Begleitung der Pflegehilfskräfte bei der Umsetzung der Schulungsinhalte durch eine „research nurse“
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
4 und 12 Monate
Population
65+, MMSE ≥ 11, Lebenserwartung von mind. 6 Monaten, keine Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen
Anzahl der Studienteilnehmer
12 Pflegeheime
Interventionsgruppe (vorher/nach 4 Monaten/nachher): 256/218/168
Kontrollgruppe (vorher/nach 4 Monaten/nachher): 231/195/158
Ergebnisdarstellung
- Kurzzeiteffekt (nach 4 Monaten): signifikante Verbesserung des Tinetti-mobility Score (p=0.02) und des Tinetti-balance Score (p=0.02) in der Interventionsgruppe
- Langzeiteffekt (nach 12 Monaten) signifikant geringere Verschlechterung des Gangbildes (p=0.02) in der Interventionsgruppe
- nicht signifikante (p=0.06) Verbesserung des Tinetti-Gait und Tinetti-balance measure in der Interventionsgruppe
- kein signifikanter Effekt der Intervention auf Kontrakturen, Händedruck (Griffkraft), Lebensqualität, Selbstvertrauen und Erwartungen an den Therapieerfolg
Anmerkungen
---
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine genaue Angabe zur Durchführung der Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- möglicher Bias durch Selbstaussagen der Proband/-innen
- tlw. widersprüchliche Ergebnisse zwischen Ergebnispräsentation und Zusammenfassung
Zusammenfassung
In der Studie wurde der Effekt einer von Pflegehilfskräften erbrachten Aktivierung (Res-Care) auf Pflegeheimbewohner/-innen hinsichtlich einer Verbesserung von funktionalen Fähigkeiten, Muskelkraft, Kontrakturen, Lebensqualität, Selbstvertrauen und Erwartungen an den Therapieerfolg untersucht. Res-Care wirkt sich im Langzeiteffekt signifikant positiv auf das Gangbild der Untersuchten aus. Im Kurzzeiteffekt zeigen sich signifikant verbesserte Mobilitätswerte des Tinetti-Scores (Gangbild und Balance). Die Intervention bewirkt jedoch keine Veränderungen bezogen auf Kontrakturen, Händedruck (Griffkraft), Lebensqualität, Selbstvertrauen und Erwartungen den Therapieerfolg. Im Zuge der Intervention benötigen die Pflegenden durchschnittlich 70 Minuten mehr Pflegezeit täglich. Die Studie schließt eine große Anzahl an Einrichtungen (12 Pflegeheime) mit recht hoher Teilnehmer/-innenzahl (über 150 im Follow-up pro Gruppe) ein und ist als methodisch gut zu bewerten.Die Validität der Ergebnisse ist damit als hoch einzustufen.
ID: 27
Zitation
Resnick, B., Wells, C., Galik, E., Holtzman, L., Zhu, S., Gamertsfelder, E., Laidlow, T., & Boltz, M. (2016): Feasibility and Efficacy of Function-Focused Care for Orthopedic Trauma Patients
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
eine als Study-Nurse agierende Pflegekraft ist verantwortlich für:
- Ausbildung von Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen mit der Aufgabe, gemeinsam mit den Patienten und Patientinnen Ziele zu entwickeln, ihre Motivation zu stärken und die körperliche Aktivität der Patienten und Patientinnen zu fördern (Mobilisation).
- Assessment der räumlichen Umgebung und Initiierung von entsprechenden Veränderungen
- Training und Motivation der Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen durch die Study-Nurse zur Anwendung des neuen Behandlungsmodells an allen Patienten und Patientinnen
- Überwachung der Aufnahme aller wichtigen Daten der Patienten und Patientinnen bei Krankenhausaufnahme
- Setzen von patienteneigenen Behandlungszielen
- Etablieren von Motivationsstrategien, um Funktionsfähigkeit und körperliche Aktivität zu stärken,
- Beseitigen von bekannten Barrieren, die die körperliche Aktivität behindern, wie Ängste, Schmerzen und Sedierung.
Intervention
Funktionsorientierte Pflege für die Akutversorgung: eine motivationale Intervention, die Überzeugungen und Verhalten des Pflegepersonals verändern und so die Förderung der Funktionen in den Alltag der Routineversorgung von älteren Unfallpatienten und Unfallpatientinnen integrieren soll. Vor der Rekrutierung der Probanden und Probandinnen erfolgte in einem Zeitraum von vier Monaten die Interventionsstufen 1 und 2.
Die Intervention besteht aus drei Komponenten:
- Komponente I: Schulung des Pflegepersonals
- Komponente II: Begutachtung/ Bewertung der Umwelt und Politik
- Komponente III: Laufendes Training und Motivation des Pflegepersonals
Interventionsgruppe (IG): Teil 1 und 2 der Intervention
Kontrollgruppe (KG): ausschließlich Teil 1 der Intervention.
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Implementierungszeitraum: 16 Monate
Näheres ist nicht bekannt
Population
Orthopädische, hospitalisierte Traumapatienten und Traumapatientinnen oberhalb des 65. Lebensjahres aus 2 Traumaeinrichtungen
Durchschnittsalter: 80 Jahre
Männliche und weibliche Probanden und Probandinnen
Anzahl der Studienteilnehmer
Studienbeginn: 89 Patienten und Patientinnen (IG: 50, KG: 39)
Studienende: 63 Patienten und Patientinnen (IG: 31, KG: 32)
66% der Probanden und Probandinnen waren weiblich, 92% weiß
Ergebnisdarstellung
Zur Entlassung sowie nach 30-tägigem Follow-up wiesen die Probanden und Probandinnen der Interventionsgruppe eine Verbesserung der körperlichen Funktionsfähigkeit, geringere Angst vor Stürzen und bessere körperliche Widerstandsfähigkeit im Vergleich zur Kontrollgruppe auf.
Outcomes:
- Bei Krankenhausentlassung:
- keine signifikanten Unterschiede der Untersuchungsgruppen bzgl. körperlicher Funktion oder Mobilität.
- IG zeigt sich körperlich aktiver
- Während der 30 Tage nach Krankenhausentlassung:
- 11 Rehospitalisierungen, 5 Besuche der Notaufnahme und 7 Infektionen; es zeigten sich diesbezüglich keine Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen
- Nach 30 Tagen:
- Signifikante Ergebnisse bei der Verbesserung der Funktionen (p=0.04), bei der körperlichen Resilienz (p=0.04) sowie bei der Abnahme von typischen Symptomen für Depressionen (p=0.01)in der IG
- In der Interventionsgruppe konnte eine Verringerung der Angst vor dem Fallen nachgewiesen werden (keine Signifikanz)
- Es gab keine signifikanten Unterschiede bei der Häufigkeit des Auftretens von Schmerz sowie bei der Schmerzintensität.
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low Risk
zufallsartige Verteilung der zwei Krankenhäuser, Näheres ist nicht bekannt.
Verborgene Zuweisung
Unclear
Unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Unclear
Unzureichende Informationen
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
Unzureichende Informationen
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
Unzureichende Informationen
Zusammenfassung
Resnick et al. (2016) beschreiben die Machbarkeit und Wirksamkeit der Functional Focused Care Versorgung von orthopädischen Traumapatienten und Traumapatientinnen in der Akutversorgung, bestehend aus drei Komponenten. Die Kontrollgruppe erhielt ausschließlich den Teil 1 der Intervention. Die als Study-Nurse agierende Pflegekraft führte eine Edukation von Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen ein sowie ein Assessment der Umgebung und ein Training zur Motivation der Pflegeexperten und Pflegeexpertinnen durch. Zur Entlassung, sowie nach 30-tägigem Follow-up konnten signifikante Unterschiede in der Verbesserung der körperlichen Funktion, im Auftreten von Symptomen von Depressionen und der körperlichen Resilienz zu Gunsten der Interventionsgruppe festgestellt werden. Die Angst vor Stürzen ist in der Interventionsgruppe geringer als in der Kontrollgruppe, jedoch ist dieses Ergebnis nicht signifikant. Die Schlussfolgerungen können nicht einfach verallgemeinert werden, weil einige Limitationen die Qualität der Studie beeinflussen. So ist die Studienpopulation sehr klein und die Studie wurde nur in zwei spezifischen Einrichtungen durchgeführt.
ID: 184
Zitation
Kolanowski, A., Litaker, M., Buettner, L., Moeller, J., & Costa, P. T. (2011): A randomized clinical trial of theory-based activities for the behavioral symptoms of dementia in nursing home residents. In: Journal of the American Geriatrics Society (JAGS) 59 (6), S. 1032–1041.
Online verfügbar unter http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21649633.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
nicht genauer beschrieben
Intervention
NDB bietet zwei verschiedene Aktivierungsmodelle an:
• Personality-Style-Group (PSI): Aktivierung entsprechend den persönlichen Interessen der Pflegebedürftigen
• Functional-Level-Group (FL): Aktivierung nach physischen und kognitiven Ressourcen der Pflegebedürftigen
die Aktivierung erfolgte pro Gruppe für 20 Minuten, 2x wöchentlich, 5 Tage pro Woche
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3 Wochen plus 1 Woche Nachbeobachtungszeit
Population
65+, Diagnose Demenz, MMSE ≥8, von Pflegenden dokumentierte Verhaltensprobleme
Anzahl der Studienteilnehmer
9 Pflegeheime
drei Interventionsgruppen:
- FL-Group (vorher/nachher): 33/33
- PSI-Group (vorher/nachher): 31/30
- FL+PSI-Group (vorher/nachher): 31/30
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 32/31
Ergebnisdarstellung
- Aktivierung nach persönlichen Interessen zeigt einen positiven Einfluss auf das Engagement und die Aufmerksamkeit
- Aktivierung nach persönlichen Interessen und funktionalen Fähigkeiten erhöht den Spaß
- unabhängig von der Intervention sind Stimmung, Ängstlichkeit und Passivität eine Woche nach Beendigung der Intervention besser als zur Baseline-Erhebung
- keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen in Bezug auf die Outcomes agitiertes Verhalten, Passivität, Ängstlichkeit und Stimmung
Anmerkungen
„2x2 factorial“-Studiendesign
Studie mit drei verschiedenen Interventionsgruppen
auch die Kontrollgruppe erhält eine Aktivierung („functional challenging“)
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low risk
--
Verborgene Zuweisung
Low risk
--
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Low risk
--
Weitere Limitationen
Low risk
--
Zusammenfassung
Die Studie untersuchte die Wirksamkeit von NDB auf verschiedene Verhaltensauffälligkeiten bei demenzkranken Pflegeheimbewohner/-innen. Im Vordergrund stand die Frage, inwieweit eine Aktivierung nach persönlichen Interessen und individuellen Ressourcen zu besseren Effekten führt. Die Ergebnisse bestätigen, dass eine Aktivierung nach persönlichen Interessen und Fähigkeiten keine besseren Outcomes hervorruft. Insgesamt haben sich die Studienteilnehmer7-innen (auch die Kontrollgruppe) in nahezu allen Bereichen verbessert, allerdings werden diese Effekte nicht als signifikant beschrieben. Die Ergebnisse dieser methodisch guten und aufwändigen Studie sind abgesehen von der verhältnismäßig geringen Studienpopulation (ca. 30 Proband/-innen pro Gruppe), die aber der Powerkalkulation entspricht, als valide einzustufen.
ID: 29
Zitation
Forrester, L.T., Orrel, M., Spector, A. E., Buchan, L. D., & Soares-Weiser, K. (2014): Aromatherapy for dementia. In: The Cochrane Library Published.
Studiendesign/-art
Review
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Pflegende massieren oder reiben 2x am Tag für 1-2 Minuten Aroma-Öle auf Gesicht, Hände, Arme der Patient/-innen. In einer anderen Studie platzieren Pflegende mit 2 Tropfen getränkte Kosmetikpads in Aroma-Diffuser neben dem Kissen der Studienteilnehmer/-innen für 1 Stunde während des Schlafs.
Intervention
Einsatz von pflanzlichen Düften in Interventionen, die definiert sind als Aromatherapie
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3 bis 12 Wochen
Population
Menschen mit der Diagnose irgendeiner demenziellen Erkrankung nach ICD-10, DSM-IV, MMSE oder ADAS-Cog in spezialisierten oder nicht spezialisierten Langzeitpflegeheimen
Anzahl der Studienteilnehmer
Unterschiedlich (je nach Studie): 18 bis 114; insgesamt (über alle Studien hinweg): 428
Ergebnisdarstellung
Nur 2 der 7 im Review analysierten Studien beinhalten brauchbare Daten.
- Diese weisen jedoch inkonsistente Effekte bzgl. des Einsatzes von Aromatherapie auf Symptome wie Agitiertheit, herausforderndes Verhalten sowie die Lebensqualität von Patient/-innen mit Demenz auf
- Zudem erscheint die Ausgangslage der Studienteilnehmer/-innen in beiden Studien unterschiedlich: In Ballard 2002 waren Teilnehmer/-innen eingeschlossen, welche unterschiedliche Medikamente bekamen (z.B. Antipsychotika oder Neuroleptika), während die Teilnehmer/-innen in Burns 2011 wenigstens zwei Wochen vor Beginn der Studie keine Medikamente zu sich nahmen. Mögliche Confounder müssten diesbezüglich also noch untersucht werden.
- Beide Studien weisen nur eine kurze follow-up-Phase auf und sind aufgrund ihrer Durchführung in Pflegeheimen in Großbritannien nicht generalisierbar auf andere Länder und Settings.
- In beiden Untersuchungen sind zudem Variationen in den Erhebungsprozeduren und Outcomeprozeduren erkennbar, wobei manche Aspekte nicht im Hinblick auf weitere mögliche Variablen wie z.B. Medikamenteneinnahme untersucht wurden.
AMSTAR-Score
11 (11)
Keine Abzüge bei diesem Review
Anmerkungen
Einbeziehung von insgesamt 7 RCTs mit überwiegend geringem bis moderatem „risk of bias“
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
---
Verborgene Zuweisung
---
Fehlende Verblindung
---
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
---
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
---
Weitere Limitationen
---
Zusammenfassung
Das Review zeigt auf, dass aufgrund der methodisch schlechten Studienlage (nur 2 der 7 im Review analysierten Studien beinhalten brauchbare Daten, welche jedoch inkonsistente Effekte bzgl. des Einsatzes von Aromatherapie aufweisen und zudem und aufgrund ihrer Konzeption nicht vergleichbar sind und methodisch eher moderat erscheinen) wenig Rückschlüsse auf die Evidenz von Aromatherapie in der Pflege von Demenzkranken möglich sind. Ergebnis des Reviews ist daher, dass der Einsatz von Aromatherapie, wie auch der Einsatz von Anti-Demenz-Präparaten unterschiedliche Effekte bei Menschen mit unterschiedlich stark ausgeprägter Demenz bewirken könnte. Weitere Forschung zum Einsatz von Düften bzw. Aromen-Ölen ist notwendig.
ID: 112
Zitation
Kolanowski, A., Buettner, L. (2005): Efficacy of Theory-Based Activities for Behavioral Symptoms of Dementia. In: Nursing Research. 54(4):219–228,
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
nicht genauer beschrieben
Intervention
Aktivierung nach dem NDB-Modell mit folgenden Ansätzen:
• Treatment-A Group: Aktivierung nach physischen und kognitiven Ressourcen der Pflegebedürftigen
• Treatment-B Group: Aktivierung entsprechend der persönlichen Interessen der Pflegebedürftigen
• Treatment-C Group: Aktivierung nach physischen und kognitiven Ressourcen und persönlichen Interessen der Pflegebedürftigen
die Aktivierung erfolgte täglich für 20 Minuten über 12 Tage
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
12 Tage
Population
keine Altersspezifizierung, diagnostizierte Demenz, von Pflegenden dokumentierte Verhaltensauffälligkeiten
Anzahl der Studienteilnehmer
4 Pflegeheime
Crossover-Design mit 33 Studienteilnehmer/-innen zur Baseline-Erhebung und 30 zum Stu-dienende, jeder Studiengruppe sind jeweils 5 Studienteilnehmer/-innen zugeordnet
Ergebnisdarstellung
aufgrund widersprüchlicher Ergebnispräsentation keine präzise Ergebniszusammenfassung möglich, dennoch lassen sich mögliche Tendenzen wie folgt zusammenfassen:
- Aktivierung nach persönlichen Interessen zeigt positiven Einfluss auf das Engagement, den Affekt und die Passivität der Pflegebedürftigen
- Aktivierung nach persönlichen Interessen und funktionalen Fähigkeiten hat positiven Einfluss auf die Reduktion der Passivität von Pflegebedürftigen
- kein Einfluss der verschiedenen Interventionen auf Stimmung und agitiertes Verhalten
Anmerkungen
Crossover-Design
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine genaue Angabe zur Durchführung der Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Unclear
Unklar, wie die verschiedenen Erhebungen erfolgten
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
keine untersuchungsgruppenspezifische Beschreibung der Drop-outs
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- Crossover-Design
- sehr kurze Auswaschungsphase von nur 2 Tagen
- kurze Beobachtungszeit von 12 Tagen
- nur 5 Proband/-innen pro Untersuchungsgruppe, Stichprobengröße entspricht jedoch der Powerkalkulation
- keine Kontrolle von Confoundern
- widersprüchliche Ergebnisdarstellung in Ergebnissen, Zusammenfassung und Diskussion
Zusammenfassung
Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit der verschiedenen Behandlungsoptionen von NDB auf das Verhalten von Pflegeheimbewohner/-innen mit Demenz zu untersuchen. Die sehr kleine Stichprobengröße (5 Studienteilnehmer pro Gruppe), eine kurze Auswaschungsphase zwischen den verschiedenen Interventionsphasen der Crossover-Studie, sowie die widersprüchliche Ergebnisdarstellung und -zusammenfassung durch die Autoren lassen keine klare Aussage über die Effekte der Untersuchung zu. Scheinbar können sich alle drei Interventionen positiv auf verschiedene und/oder einzelne Verhaltensweisen auswirken. Die Validität der Studie ist als stark eingeschränkt zu beurteilen.
ID: 30
Zitation
Harris, M., Culpepper Richards, K., & Grando, V. T. (2012): The Effects of Slow-Stroke Back Massage on Minutes of Nighttime Sleep in Persons With Dementia and Sleep Disturbances in the Nursing Home: A Pilot Study
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
- Pflegende der Einrichtung wählen potentielle Studien-Teilnehmer/-innen aus
- Speziell ausgebildete Pflegekraft führt die die langsame Rückenmassage (Slow-Stroke-Back-Massage) durch
Intervention
- Interventionsgruppe erhielt 3-minütige langsame Rückenmassage neben der regulären Pflege vor dem Schlaf an 2 Abenden
- Kontrollgruppe erhält keine Rückenmassage neben der regulären Pflege vor dem Schlaf
- in beiden Gruppen wurde mittels Aktigraph (kleiner Bewegungssensor am Handgelenk) das Schlaf-Wach-Verhalten in der Nacht aufgezeichnet (Einschlafzeit, Schlafdauer, Schlaferhalt – WASO: wake after sleep onset (Aufwachen nach dem Einschlafen), Tagesinaktivität)
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
48 Stunden
Population
≥ 65 Jahre alt, Demenzdiagnose aus der Krankenakte, Fähigkeit simplen Befehlen zu folgen, ≥ 90 Tage Pflegeheimbewohner/-in, Schlafstörung (weniger als 7 Stunden Schlaf in der Nacht, gemessen mit dem Aktigraph in einem Zeitraum von 48 Stunden)
Anzahl der Studienteilnehmer
Studienteilnehmer/-innen gesamt : 40
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 20
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 20
Ergebnisdarstellung
- Keine großen Effekte auf die Schlafdauer (in Minuten) zwischen Interventionsgruppe und Kontrollgruppe feststellbar
- Keine signifikanten Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe bzgl. der Einschlafzeit, Schlafdauer, Schlaferhalt und der Tagesinaktivität
- dennoch große Verbesserung innerhalb der Interventionsgruppe (Vergleich Ausgangssituation und nach der Intervention)
- Gesamtschlafdauer hat sich um 46,1 Minuten verbessert (in der Kontrollgruppe nur um 10.32 Minuten; eine Differenz von 36 Minuten)
- Schlaf-Effizienz hat sich um 13,8% verbessert (in der Kontrollgruppe nur um 9.7 %, ein Unterschied von 4.1%)
- Positive Rückmeldung zur langsamen Rückenmassage von Teilnehmer/-innen der Interventionsgruppe (besser als bisherige Massage, fühlten sich mehr „geliebt“)
Anmerkungen
Unzureichende Studien-Power
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
- mittels Statistik-Software generierte randomisierte Nummerierung und Planung der Zuweisung
Verborgene Zuweisung
Unclear
- Keine Angaben zur Zuweisung
Fehlende Verblindung
Unclear
- Keine Angaben zur Verblindung
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
- bei freiwilligem Ausscheiden aus Studie wurde Sample aufgefüllt, um Sample von mind. 40 Personen zu erreichen
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
- Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
- Intervention wurde von externer Pflegekraft mit Spezialisierung durchgeführt
- Zu kurze Erhebung des Schlafverhaltens (nur 48 Stunden) --> besser wären mind. 14 Tage bzw. Nächte
- Zu ungenaue Erhebung des Schlafverhaltens --> zusätzlich zu Aktigraph wäre Verwendung von Schlaftagebuch zu empfehlen, um die Reliabilität zu steigern
- Zu seltene Intervention (an 2 Abenden)
- Keine Kontrolle der Nachtroutine in dieser Studie --> Schlaf könnte durch nicht erfasste Umgebungsfaktoren in den Pflegeheimen gestört worden sein
- Studie sollte auf Personen, die weniger als insgesamt 5 Std. in der Nacht schlafen beschränkt werden
- es ist möglich, dass die Reaktion auf die langsame Rückenmassage in diesem Sample neurodegenerative Veränderungen in Verbindung mit dem Krankheitsfortschritt abgeschwächt ist.
- unzureichende Power
- lediglich deskriptive Darstellung der Verbesserung des Schlafs innerhalb der Interventionsgruppe beim Vergleich Ausgangs- und Folge-Erhebung
Zusammenfassung
Obwohl die Interventionsgruppe keinen signifikanten Unterschied in der Verbesserung ihres Schlafes gegenüber der Kontrollgruppe zeigte, konnte im Vergleich zur Ausgangs-Erhebung deskriptiv ein Anstieg der Schlafdauer um 36 Minuten innerhalb der Interventionsgruppe durch die langsame Rückenmassage festgestellt werden. Aufgrund der methodischen Mängel ist jedoch keine Generalisierbarkeit und Zuverlässigkeit der Ergebnisse gewährleistet. Es lassen sich jedoch Hinweise für die Notwendigkeit einer umfassenden Untersuchung ableiten, die die langsame Rückenmassage als eine Form der nichtpharmakologischen Intervention in der Pflege von Demenzkranken mit Schlafstörungen als eine Strategie etablieren könnte.
ID: 113
Zitation
Sidani, S., Streiner, D., & LeClerc, C. (2012): Evaluating the effectiveness of the abilities-focused approach to morning care of people with dementia. In: International Journal of Older People Nursing, No. 7.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
- Pflegende führen AFMC in der Morgenpflege bei Bewohner/-innen mit Demenz durch
- eine ausgebildete Advanced Practice Nurse führt Schulungssitzungen durch
Intervention
- Implementation des AFMC: unter Selektion und Berücksichtigung von Pflegeinterventionen, die mit den individuellen Fähigkeiten der Bewohner/-innen übereinstimmen, sollen Patient/-innen mit Demenz zur Teilhabe an der Morgenpflege befähigt werden
- Inhalte des AFMC = 6 Komponenten: Begrüßung des/der Bewohner/-in, Unterhaltung mit Bewohner/-in, Pflegeansatz, Orientierung zum/zur Bewohner/-in, Gebrauch von Hilfsmitteln und Baden, Anziehen und Körperpflege
- Interessierendes Outcome: Unruhe-Level, Beteiligung an der Morgenpflege, physische und psychosoziale Funktionsfähigkeit
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3 Jahre (2 Erhebungszeitpunkte)
Population
Bewohner von Pflegeheimen mit primärer degenerativer Demenz nach ICD-10-Klassifikation, MMSE-Score ≤ 24
Anzahl der Studienteilnehmer
Bewohner/-innen von 8 Langzeit-Pflegeheimen (4 städtische und 4 ländliche)
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 84/65
Ergebnisdarstellung
- Keine statistisch signifikanten Effekte auf das Unruhe-Level, die Beteiligung an der Pflege und physischer und mentaler Funktionsfähigkeit im Pretest-Posttest-Vergleich
- Statistische Signifikanz bzgl. der Entspannung und Gelassenheit
Anmerkungen
Vorher-Nachher-Design
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
High
- Keine Randomisierung aufgrund des Studiendesigns
Verborgene Zuweisung
High
- Keine Hinweise auf Zuweisung (bzw. es gibt nur 1 Gruppe)
Fehlende Verblindung
Unclear
- keine Hinweise auf eine Verblindung
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
- Patient/-innen- und Endpunkt-Ergebnisse wurden vollständig erfasst
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
- Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
- Kleines Sample
- Keine Kontrollgruppe
- Keine genaue Altersangabe der Proband/-innen
- Keine Berücksichtigung von Confounder (unterschiedliche Bedingungen in den Einrichtungen)
- Kurzer Evaluationszeitraum
Zusammenfassung
Gegenstand der Untersuchung war es den Effekt, des Fähigkeiten-fokussierten Ansatzes (abilities-focused approach to morning care – AFMC) bei der täglichen Morgenpflege von Menschen mit Demenz zu evaluieren. Mittels Pretest-Posttest-Design sollten Veränderungen bzgl. des Patient/-innen-Outcomes (des Unruhe-Levels, der Beteiligung an der Morgenpflege und der physischen und psychosozialen Funktionsfähigkeit) von Bewohner/-innen von acht Pflegeheimen, erhoben werden. Als Ergebnis zeigte sich kein signifikanter Effekt des AFMC auf das Patient/-innen-Outcome. Als ein Grund dafür gilt der kurze Evaluationszeitraum. Neben der kleinen Stichprobengröße und der geringen Berücksichtigung von Confoundern in den unterschiedlichen Einrichtungen, wären die Ergebnisse jedoch zudem nicht auf andere Einrichtungen übertragbar. Vor diesem Hintergrund sind die Ergebnisse der Studie nur eingeschränkt als valide einzuschätzen und der Ansatz daher nicht zu verwerfen. Weitere umfassende Forschung ist hier notwendig.
ID: 114