Pflegerische Prävention und Rehabilitation
Ein Angebot des ZQP
Schulung und Beratung
Zitation
Phelan, E., Williams, B., Penninx, B. W., LoGerfo, J. P., & Leveille, S. G. (2004): Activities of daily living function and disability in older adults in a randomized trial of the health enhancement program. In: Journal of Gerontology: Medical Sciences 59 (8), S. 838–843.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
- Kontaktieren des Hausarztes/der Hausärztin der Teilnehmer/-innen und Einholen der Gesundheitsproblematiken dieser
- Erstmaliges Treffen mit den Teilnehmer/-innen
- Erstellen eines Baseline-Assessments und Entwicklung eines „Gesundheitsförderungs-Planes“ nach den Zielen und Wünschen der Teilnehmer/-innen
- Aufzeigen von verschiedenen Risikofaktoren:
- Unadäquate Kontrolle oder zweckloses Selbstmanagement der chronischen Erkrankungen
- Aufklärung über unnötigen Gebrauch von Psychopharmaka
- Wenig körperliche Betätigung
- Soziale Isolation
- Ermutigen der Teilnehmer/-innen in einer oder allen Angeboten zu partizipieren:
- Evidencebasierte Trainingsklasse
- Selbstmanagement von Chronischen Erkankungen
- Peer Support durch einen trainierten Senior
- Die APN (Advanced Practiced Nurse) motivierte die Teilnehmer/-innen, die nicht an einem Trainingsprogramm teilnehmen wollten, zumindest zu Hause oder in anderen Gruppen Übungen zu vollziehen
- Berichten des aktuellen Zustandes und der bisherigen Partizipation der Teilnehmer/-innen bei dem Hausarzt /der Hausärztin
Intervention
Effekt eines Gesundheitsförderungsprogrammes auf die ADLs und körperliche Beeinträchtigungen bei älteren Menschen. Pflegende („gerontologic nurse practitioner“, GNP) führen die Intervention durch.
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Februar 1995 – Juni 1996
Follow-Up: 6 und 12 Monate nach der Einschreibung
Population
70+, ≥ 1 chronische Erkrankung, ADL-Einschränkungen ohne Inanspruchnahme von Unterstützungsleistungen und ohne schwerwiegende kognitive Beeinträchtigungen, zu Hause lebend
Setting:
Senior-Citizen Center in Seattle
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 101/96
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 100/98
Ergebnisdarstellung
- Studienteilnehmer/.innen mit bestehenden ADL-Einschränkungen zum Studienbeginn haben in der Interventionsgruppe eine signifikant (p=0.02) höhere Wahrscheinlichkeit zur Verbesserung der ADL nach 6 sowie 12 Monaten
- tendenziell, aber nicht signifikante Verschlechterung der bestehenden ADL-Einschränkungen in der Kontrollgruppe im Vergleich zu eher stabileren Entwicklung in der Interventionsgruppe
- tendenziell, aber nicht signifikant häufigere zusätzliche ADL-Einschränkungen in der Kontrollgruppe nach 12 Monaten, wogegen die ADL in der Interventionsgruppe stabil blieben
Anmerkungen
- Studie wurde nur in einer Region (Norden von Seattle) durchgeführt
- Limitierte Populationsgröße im Vergleich zu Studien mit ähnlicher Thematik
- Ausmaß an den teilgenommenen Angeboten nicht ersichtlich
- Generalisierung der Ergebnisse auf andere Populationen schwierig
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
--
Verborgene Zuweisung
Low
--
Fehlende Verblindung
Low
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- Subgruppenanalysen auf Basis reduzierter Teilstichproben
- Datenerhebung mittels Fragebögen und über den Postweg
- möglicher Hinweis auf fehlerhafte Randomisierung, da Baseline-Unterschiede
- möglicher Hawthorne-Effekt
- homogene, gesunde Stichprobe
- unklare Therapietreue der Proband/-innen
Zusammenfassung
Das „Health Enhancement Program“ (HEP) ist eine komplexe Intervention unter Einsatz von wahlweise verschiedenen funktionalen Trainingseinheiten und einem „gerontologic nurse practitioner“ (GNP), der sowohl den Zustand der älteren Menschen erfasst, als auch Gesundheitsziele festlegt und plant sowie die Studienteilnehmer/-innen in der Umsetzung betreut. Inwieweit sich HEP positiv auf funktionale Fähigkeiten älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen auswirkt, bildete den Untersuchungsgegenstand dieser Studie. Die Studienergebnisse zeigen eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit der Interventionsgruppe in Bezug auf die Verbesserung von ADL und eine tendenziell stabilere Entwicklung der bestehenden ADL-Einschränkungen im Vergleich zu der sich hier stärker verschlechternden Vergleichsgruppe. Unter Berücksichtigung der methodischen Einschränkungen deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass mittels funktionalen Trainings unter gleichzeitiger Betreuung durch eine qualifizierte Pflegende eine Stabilisierung oder gar Verbesserung von ADL erreichbar ist.
ID: 64
Zitation
Chao, J., Wang, Y., Xu, H., Qing, Y., Jiang, L., Tian, L., Xie, W., & Liu, P. (2012): The effect of community-based health management on the health of the elderly: a randomized controlled trial from China. In: BMC Health Services Research, 12: 449.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
nicht näher beschrieben
Intervention
Interventionsgruppe erhielt Gesundheitsmanagement-Programm mit folgenden Komponenten:
1) Gesundheits-Bestandaufnahme
2) Gesundheitsevaluation
3) Gesundheitsmanagement mit Ernährungsberatung, psychologischer Beratung,
Schulung/Fähigkeiten-Training zum Gesundheits-Selbstmanagement, Telefonberatung,
Vorträge zur Gesundheit, Bereitstellung von Gesundheitsinformationsmaterialien.
- die über 18 Monate hinweg mind. 1x im Monat von speziell geschultem Personal
bereitgestellt wurden
- Die Intervention und die Compliance mit den gegeben Informationen wurden überwacht
Kontrollgruppe erhielt gewöhnliche Pflege
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
18 Monate
Population
>=60-jährige, die keine kognitive oder schwere psychische Störung bzw. Erkrankung, schwere chronische Erkrankung aufweisen (z.B. Herzfehler, Atembeschwerden, Leberzirrhose, Niereninsuffizienz), pflegebedürftig sind oder physische Einschränkungen besitzen
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 1163/957
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 1198/1005
Ergebnisdarstellung
- In der Interventionsgruppe zeigen sich bei allen subjektiven Bewertungs-Items signifikant (p<0.01) bessere Ergebnisse als in der Kontrollgruppe (höheres Wissen über Gesundheit, höheren mentalen Gesundheit-Score, besseren subjektiven Gesundheitsstatus, besseren Ernährung-Score, höhere Zahl auf physischer Aktivität pro Woche und bessere Kontrolle über ihren Blutdruck)
- Bezüglich der objektiv gemessenen Bewertungs-Items lässt sich in der Interventionsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe ebenfalls eine signifikante Verbesserung (p<0.01) des Taille-Hüft-Verhältnisses, systolischen Blutdrucks und Nüchternblutzucker feststellen
- Bezüglich der Nutzung von Gesundheits-Services, z.B. der Anzahl von ambulanten Klinikbesuchen in den vorangegangenen 6 Monaten, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der Baseline-Untersuchung bei beiden Gruppen (p=0.60), die Zahl war jedoch signifikant geringer in der Interventionsgruppe als in der Kontrollgruppe nach der Intervention (p<0.01), obwohl die Zahl der Krankenhauseinweisungen in den vorangegangenen 6 Monaten sich nicht signifikant von der in der Kontrollgruppe unterschied (p=0.36)
Anmerkungen
80% Power
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
- Tabelle mit zufälligen Zahlen
Verborgene Zuweisung
Low
- Randomisierungssequenz ist dem Personal zuvor nicht bekannt (unabhängige Person generierte eine Liste von zufälligen Nummern mit Hilfe einer Zufallszahlentabelle
Fehlende Verblindung
Unclear
- keine Angaben zur Verblindung
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
- Gründe für das Fehlen von Daten unabhängig von Behandlungsergebnis
- Fehlende Daten über Gruppen gleich verteilt bei ähnlichen Gründen
- Fehlender Anteil oder anzunehmende Effektstärke haben wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Ergebnisse, der klinisch relevant wäre
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
- Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Low
- Enger Studienrahmen und enge Betrachtungsweise, mangelnder systematischer Ansatz
- Kleiner Übertragungsbereich (medizinische Institutionen)
- Zu kurzes Follow-Up
Zusammenfassung
Ein gemeindebasiertes Gesundheitsmanagement-Programm mit verschiedenen Komponenten, die auf individueller Ebene ansetzen und zum Selbstmanagement befähigen, kann subjektive und objektive Gesundheitsparameter von älteren Menschen beeinflussen und ihren Anteil an ambulanten Klinikbesuchen reduzieren.
ID: 99
Zitation
Shao, J.-H., Chang, A. M., Edwards, H., Lotus, Y.-I., & Chen, S.-H. (2013): A randomized controlled trial of self-management programme improves health-related outcomes of older people with heart failure
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
- Durchführung der üblichen Pflege während des Klinikaufenthaltes
- Patient/-innenschulungen zum Umgang mit Herzfehlern mit Fokus auf Verbesserung des Allgemeinwissens zu Herzfehlern inklusive Ursachen, Symptome, Komplikationen, Medikation und Aktivitäts- und Ernährungsempfehlungen.
Intervention
Die Intervention wurde zur Verbesserung des Selbst-Managements entworfen, indem die Selbstwirksamkeit durch vier primäre Informationsquellen verbessert werden sollte: Meistern von Erfahrungen, soziale Modellierung, soziale Überzeugung und Awareness der physischen und emotionalen Zustände. Diese Informationsquellen wurden in jede der 5 Sitzungen integriert: Hausbesuche innerhalb von 3 Tagen nach Einschreibung, Telefon Follow-Ups nach 1, 3, 7 und 11 Wochen, Dokumentation der täglichen Einnahme von Natrium und Flüssigkeit und tägliche eigenständige Dokumentation des Gewichts.
- Interventionsgruppe erhielt neben der üblichen Pflege einen Hausbesuch und 4 Telefonanrufe mit Selbstmanagement-Schulung
- Kontrollgruppe erhielt neben der üblichen Pflege, 3 Telefonanrufe ohne Selbstmanagement-Schulung
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
12 Wochen
Population
Ab 65-jährige mit einer primären oder sekundären Herzinsuffizienz, ohne vorhandene tödliche/unheilbare Krankheit (z.B. Krebs) oder psychiatrische Diagnose, die in keiner stationären Einrichtung leben
Anzahl der Studienteilnehmer
Insgesamt: 108
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 54/47
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 54/46
Ergebnisdarstellung
Patient/-innen in der Interventionsgruppe wiesen signifikant häufiger Selbst-Management Verhaltensweisen auf, wie z.B. Aktionspläne, Zielsetzungen, die Dokumentation der Flüssigkeitsaufnahme, tägliches Wiegen etc. umsetzen (SeFC: p<0.001; HFSmB: p<0.000; HFSD: p<0.020).
Anmerkungen
80% Power
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
- randomisierte Zuweisung in Interventions- oder Kontrollgruppe
Verborgene Zuweisung
Unclear
- Unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low
- die Posttest-Datenerhebung des bei den Zuweisungen der Patient/-innen zu den Gruppen verblindeten Forschungsassistent/-innen reduzierte die Wahrscheinlichkeit eines Bias (Autor beteiligte sich nicht an der Datenerhebung)
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
- Gründe für das Fehlen von Daten unabhängig von Behandlungsergebnis
- Fehlende Daten über Gruppen gleich verteilt bei ähnlichen Gründen
- Fehlender Anteil oder anzunehmende Effektstärke haben wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Ergebnisse, der klinisch relevant wäre
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
- Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
- Bei Interventionen mit mehreren Komponenten ist es immer schwierig herauszufinden, welcher Bestandteil mehr zum positiven Effekt beiträgt
- Relativ kurzer Follow-Up-Zeitraum
- Fehlen von objektiven Messungen zur Unterstützung der Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppen
- Eingeschränkte Generalisierbarkeit der Ergebnisse, da Studienteilnehmer/-innen aus zwei medizinischen Zentren in Taiwan stammen
Zusammenfassung
Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass Patient/-innen mit Herzfehlern, welche die Selbstmanagement Intervention erhielten ihre Selbstwirksamkeit zur Kontrolle von Salz und Flüssigkeitsaufnahme verbesserten. Zudem änderten sie ihre auf die Herzfehler bezogenen Verhaltensweisen und erfuhren weniger entsprechende Symptome. Auch bei den bestehenden Limitationen weist die Studie auf einen positiven Einfluss der Selbstmanagement-Programme auf die Selbstwirksamkeitserwartungen in der Population hin. Auswirkungen sind hier in den Bereichen der unterstützenden Faktoren für gesundheitsbewusstes Verhalten, soziale Unterstützung und Ermutigung zur Krankheitsbewältigung, Betreuung und Austausch über erfolgreiche Bewältigung und im Erfassen der physischen und emotionalen Fähigkeiten der Patient/-innen erkennbar. Insgesamt zeigt die Studie (wenn auch mit Limitationen) auf, dass Pflegende im Kontext der Selbstmanagement Programme helfen können, die Awareness der Patient/-innen zum Umgang mit den Herzerkrankungen und die frühzeitige Erkennung von möglichen Komplikationen zu fördern.
ID: 100
Zitation
Dorresteijn, T. A. C., Zijlstra, G. A. R., Ambergen, A. W., Delbaere, K., Vlaeyen, J. W. S., & Kempen, G. I. J. M. (2016): Effectiveness of a home-based cognitive behavioral program to manage concerns about falls in community-dwelling, frail older people: results of a randomized controlled trial
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
8 Community Nurses führen kognitives Verhaltensprogramm durch, 7 Einheiten mit 3 Hausbesuchen und 4 Telefonanrufen. Verbesserung der Einschätzung und der realistischen Betrachtung des Sturzrisikos, Verbesserung des Sicherheitsempfindens verbunden mit der Formulierung von Zielen und der Planung gezielter Aktivitäten.
Vergleichsgruppe erhielt usual care.
Intervention
Intervention A Matter of balance „AMB-Home“
Negative Gedanken sollen in positive Denkweisen umgewandelt werden:
- Identifikation von negativem Gedankengut über Sturzgefahren
- Setzen individueller und realistischer Ziele, um die Durchführung von Aktivitäten und das Sicherheitsgefühl zu erhöhen
- Wiederaufnahme früherer täglicher Aktivitäten, die aus Angst vor Stürzen vernachlässigt wurden
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
März 2009 - März 2011
4 Monate Intervention
Follow-up: nach 5 und 12 Monaten
Population
gebrechliche Personen oberhalb des 70. Lebensjahres, die sich besorgt über ihr Sturzrisiko geäußert haben.
Anzahl der Studienteilnehmer
389 Personen
IG: 194
KG: 195
Ergebnisdarstellung
Es gab eine signifikante Reduzierung der Ängste nach 5 und 12 Monaten vor möglichen Stürzen sowie der damit verbundenen Vermeidung von Aktivitäten und Einschränkungen sowie tatsächlichen indoor Stürzen von älteren gebrechlichen Menschen. Das Programm verlängert das Leben in Unabhängigkeit und bietet eine Alternative für Menschen, die nicht an anderen Programmen teilnehmen können oder wollen.
Outcomes:
Die Intervention reduzierte die Ängste vor Stürzen signifikant
5 Monate Follow-up: ( -3,53) P<0.001
12 Monate Follow-up: (-3,92) P<0,001
Verbesserungen wurden auch in Bezug auf das sekundäre Outcome (Vermeiden von Aktivitäten) festgestellt.
5 Monate follow-up: (-0,52) P=0,75
Die Effektgrößen für signifikante Unterschiede waren generell klein bis mittelgroß.
Die Effekte der Intervention auf geschehene Stürze:
Keine signifikanten Unterschiede bei Outdoor-Stürzen.
Signifikant weniger Indoor Stürze in der Interventionsgruppe (Irr00,68) P<0,014
Im Gegensatz zur Intention-to-Treat-Analyse wurde in der Per-Protokoll-Analyse für IADL nach 5 Monaten für diejenigen, die mindestens an fünf Sessions teilnahmen, ein signifikanter Unterschied im Vergleich zur Kontrollgruppe festgestellt.
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low Risk
computerbasierte Blockrandomiserung
Verborgene Zuweisung
Unclear
Unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low Risk
Den Patienten und Patientinnen war ihre Gruppenzuteilung zwar bekannt. Den auswertenden Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen allerdings nicht.
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low Risk
Intention-to-Treat Analysen wurden durchgeführt. Fehlende Werte wurden durch multiple Imputation bearbeitet. Dropout-Rate IG: 31%/ KG: 17%
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Low Risk
Protokolle sind veröffentlicht
Weitere Limitationen
Unclear
Unkonkrete Angabe des Untersuchungszeitraums
Zusammenfassung
Dorresteijn et al. (2016) untersuchten die Wirksamkeit der AMB-Intervention, ein kognitives Verhaltensprogramm zur Reduktion der Angst vor Sturzereignissen, bei Personen, die in ihrer Häuslichkeit leben.
Die Community Nurses führten im Rahmen von 7 Edukationseinheiten, verteilt auf drei Hausbesuche und vier Telefonanrufe, Maßnahmen zur Verbesserung der persönlichen Einschätzung und der realistischen Betrachtung des Sturzrisikos sowie Übungen zur Verbesserung des Sicherheitsempfindens, verbunden mit der Formulierung von Zielen und der Planung gezielter Aktivitäten, durch.
Die Intervention reduzierte die Sorge vor Stürzen signifikant nach 5 monatigem und 12 monatigem Follow-up. Nach 12 Monaten zeigte die Interventionsgruppe deutlich weniger Sorge vor Stürzen, eine signifikante Reduktion in der Vermeidung von Aktivitäten und tatsächlich erlebten Sturzereignissen in der eigenen Häuslichkeit.
In Bezug auf die Gesamtzahl der Stürze, die Anzahl von Stürzen im Freien und die Häufigkeit der medizinischen Betreuung, die dadurch notwendig wurde, zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in den beiden Untersuchungsgruppen. Das Programm verlängert ein Leben in relativer Unabhängigkeit und bietet eine Alternative für Menschen, die nicht an anderen Programmen teilnehmen können oder wollen.
ID: 190
Zitation
Skelly, A. H., Carlson, J., Leeman, J., Soward, A., & Burns, D. (2009): Controlled Trial of Nursing Interventions to Improve Health Outcomes of Older African American Women With Type 2 Diabetes. In: Nursing Research 58 (6), S. 410–418.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
examinierte Pflegende führen Hausbesuche und telefonische Betreuung durch
Intervention
Die Untersuchung verlief in drei Studienarmen:
- „No Booster“-Gruppe:
- alle 2 Monate Besuche der Studienteilnehmerinnen durch Pflegende
- Systematik bei der Betreuung: Symptomüberblick, Assessment, Planung der zu erreichenden Interventionsziele, Strategien zum Symptommanagement, Informationen zur Prävention bestimmter Symptome
- nach jeweiligen Bedarfen und Ressourcen individuelle Schulung der Studienteilnehmerinnen und ggf. der Angehörigen
- erhält zusätzlich zu der oben beschriebenen Intervention in 2-3 wöchentlichen Abständen eine telefonische Follow-up Betreuung über 12 Wochen
- Interventionszeitraum vom 6. bis 9. Studienmonat
- Telefonate beinhalten Motivation, geplante Ziele zu erreichen, Strategien zur Problemlösung, Anpassung und Umstrukturierungen nach Bedarf
- erhält 4x 60 Minuten Schulung zur Ernährungsanpassung (natrium- und fettarme Ernährung) sowie Strategien zur Gewichtsreduktion
- Auswahl der Ernährungsschulung als Placebo vor dem Hintergrund, dass diese Inhalte Diabetiker/-innen bekannt sind und Schulungsinhalte bis zu diesem Zeitpunkt wirkungslos waren
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
3, 6 und 9 Monate
Population
Frauen, 50+, afrikanische Abstammung, diagnostizierter Typ-II Diabetes seit mind. 12 Monaten, einem HbA1c-Wert > 7% und Zugang zu einem Telefon, in ländlicher Region lebend
Anzahl der Studienteilnehmer
„No Booster“-Gruppe (vorher/nachher): 60/60 analysiert (Drop-outs unklar)
„Telephone Booster“-Gruppe (vorher/nachher): 60/55 analysiert (Drop-outs unklar)
Placebo-Gruppe (vorher/nachher): 60/59 analysiert (Drop-outs unklar)
Ergebnisdarstellung
- signifikante Reduktion (p=0.01) des HbA1c-Wert in der gesamten Studiengruppe über den gesamten Beobachtungszeitraum bzw. die Studiendauer hinweg
- signifikant stärkere Reduktion (p=0.04) des HbA1c-Wert der beiden Interventionsgruppen im Vergleich zur Kontrollgruppe in den ersten 3 Beobachtungsmonaten
- signifikant bessere HbA1c-Wert-Entwicklung (p=0.04) in der „Telephone-Booster“-Gruppe im Vergleich zur anderen Interventionsgruppe in der Beobachtungszeit 6-9 Monate
- signifikante Reduktion (p<0.01) der Skalenwerte zur Messung der Belastung durch Krankheitssymptome für alle drei Studiengruppen über den gesamten Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
- signifikante Verbesserung (p<0.01) der Lebensqualität in allen drei Untersuchungs-gruppen über den gesamten Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer gemessen mittels „Diabetes-related Quality of Life scale“ und „PAID“
- signifikant bessere Entwicklung (p=0.04) der PAID-Werte in der „Telephone-Booster“-Gruppe im Vergleich zur anderen Interventionsgruppe im Zeitraum 6-9 Monate
- signifikante Verbesserung (p<0.01) der Diabetes-Selbstpflegekompetenz für alle drei Untersuchungsgruppen im gesamten Studienverlauf
- keine signifikanten Gruppenunterschiede in den Skalenwerten zur Messung der Belastung durch Krankheitssymptome und bezogen auf die Lebensqualität
- keine signifikant unterschiedliche Entwicklung der Diabetes-Selbstpflegekompetenz in Abhängigkeit von der Intervention
Anmerkungen
Studie mit zwei Untersuchungsgruppen und einer Placebo-Gruppe
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine differenzierte Beschreibung zur Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
High risk
Verblindung der Datenerheber/-innen, jedoch Betreuung der Interventions- und Kontrollgruppe durch dieselben Pflegenden (Risiko der Kontamination)
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
- keine ITT
- keine Informationen zum Umgang mit Missings
- unklare Angaben zu Drop-outs
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- Risiko für Hawthorne-Effekt
- Intervention und Placebo-Intervention werden von denselben Personen durchgeführt
- Verwendung von Selbstaufzeichnungen
- verhältnismäßig kleine Stichprobe bei fehlender Powerkalkulation
- multiple Intervention
- unzureichende methodische Beschreibungen
Zusammenfassung
Forschungsgegenstand bildete die Effektivität einer symptomfokussierten Pflegeintervention in Verbindung mit einer telefonischen Nachbetreuung oder auch ohne zusätzliche Begleitung im Vergleich zu einer Diabetesschulung bei älteren Frauen afrikanischer Abstammung. Die Studienergebnisse veranschaulichen, dass alle drei Untersuchungsgruppen signifikant positive Effekte hinsichtlich des HbA1c-Wertes, Lebensqualität und der Selbstpflegekompetenz zeigen. Die Interventionsgruppe mit zusätzlicher Telefonbetreuung weist zudem eine positive Effektverstärkung bei der Entwicklung des HbA1c-Wertes und der nach PAID gemessenen Lebensqualität auf. Aufgrund methodischer Mängel ist die Validität der Studie als eingeschränkt einzustufen.
ID: 59
Zitation
Lee, L.-L., Arthur, A., & Avis, M. (2007): Evaluating a community-based walking intervention for hypertensive older people in Taiwan: A randomized controlled trial. In: Preventive Medicine 44 (2), S. 160–166.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Eine Pflegende („public health nurse“) ist direkt Durchführende der Intervention.
Intervention
- die Proband/-innen werden durch den Kontakt einer/eines Pflegenden bestärkt, spazieren zu gehen
- dabei richten sich die Zusprüche nach dem Konzept der Selbstwirksamkeit und verlaufen via regelmäßiger Telefonate oder in persönlichen Gesprächen
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
6 Monate
Population
60+, systolischer Blutdruck in Ruhe zwischen 140 und 179 mmHg (milder bis mittlerer Hypertonus), örtliches Gesundheitsamt (Ort der Intervention) leicht erreichbar
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 102/91
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 100/93
Ergebnisdarstellung
- signifikante Reduktion des systolischen Blutdrucks um -7mmHg (p=0.002)
- signifikante Erhöhung der übungsbezogene Selbstwirksamkeit („exercise self-efficacy“) der Untersuchungsproband/-innen im Vergleich zur Kontrollgruppe nach der Intervention (p=0.001)
- Proband/-innen im Interventionsarm gaben an, allgemein mehr gelaufen zu sein als ihre Vergleichsgruppe (p<0.0005)
- leichte Besserungen, aber keine signifikanten Veränderungen des diastolischen Blutdrucks in beiden Untersuchungsgruppen
Anmerkungen
---
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
unzureichende Informationen
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
- keine Kontrolle von Confoundern (Einnahme von Hypertensiva)
- Datenerhebungen beruhen zu einem großen Teil auf Selbstaussagen der Proband/-innen (Antworten gemäß der sozialen Erwünschtheit, „social desirability bias“)
- unklare Therapietreue der Proband/-innen
- möglicher Hawthorne-Effekt
Zusammenfassung
Die Forscher untersuchten die Wirkung von regelmäßigen Spaziergängen auf den systolischen und diastolischen Blutdruck, die übungsbezogene Selbstwirksamkeit(„exercise self-efficacy“) und die selbstberichtete Häufigkeit, spazieren gegangen zu sein, von zu Hause lebenden älteren Menschen mit leichter Hypertonie, wenn sie kontinuierlich von einer Pflegekraft telefonisch oder im persönlichen Kontakt dazu angehalten werden. Nach 6-monatiger Beobachtung der mittelgroßen Stichprobe wurden für den systolischen Blutdruck und die Selbstwirksamkeit signifikante Verbesserungen gemessen, beim diastolischen Blutdruck dagegen nicht. Die Hälfte der Proband/-innen der Interventionsgruppe gab überdies an, während der Untersuchung allgemein mehr gelaufen zu sein. Auf Grundlage der wenig eingeschränkten methodisch-konzeptionellen Studie, kann davon ausgegangen werden, dass moderate Bewegung den körperlich-funktionalen sowie mentalen Zustand von älteren Menschen positiv beeinflusst und in Folge der signifikanten Reduktion des systolischen Blutdrucks das Herzinfarktrisiko gesenkt werden kann.
ID: 63
Zitation
Gellis, Z. D., Kenaley, B. L., & Have, T. (2014): Integrated Telehealth Care for Chronic Illness and Depression in Geriatric Home Care Patients: The Integrated Telehealth Education and Activation of Mood (I-TEAM) Study
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Erbringen einer „Tele-Health care“ Intervention und Überwachung der, von den Patient/-innen angegeben Vitalwerte.
Intervention
Über einen Monitor im häuslichen Umfeld gaben die Patienten/-innen ihr Gewicht, den Blutdruck, den Puls, die Sauerstoffsättigung und ihre Körpertemperatur an. Die eingegebenen Werte wurden von den Pflegekräften überwacht. Sie kontaktierten die Patienten/-innen mit auffälligen Werten per Telefon für eine Folgeuntersuchung. Die Pflegekräfte folgten bei diesem Schritt den Vorgaben der Praxisleitlinie für Herzerkrankung und COPD. Zusätzlich erhielten die Patienten/-innen durch die Pflegekräfte Schulungen im Problemlöseverhalten bei komorbider Depression. Diese Schulungen dauerten 35 Minuten und wurden telefonisch erbracht.
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
Dauer der Intervention: drei Monate
Klinische Outcomes: nach drei und sechs Monaten
„Healthcare Use“ Outcomes: nach 12 Monaten
Population
Patient/-innen eines Akutkrankenhaus, welche >/= 65 Jahre alt sind und in den letzten 2 Monaten in der Notaufnahme waren oder >/= 10 Tage stationär behandelt wurden oder 3-mal häusliche Pflege in der Woche benötigen. Darüberhinaus mussten die Patient/-innen ein chronisches Herzleiden oder COPD als Hauptdiagnose sowie eine komorbide Depression aufweisen.
Anzahl der Studienteilnehmer
115 Patienten
Interventionsgruppe (IG): 57
Kontrollgruppe (KG): 58
Ergebnisdarstellung
Outcomes:
- Depression: Hamilton Depression Rating Scale (HAM-D) / Patient Health Questionnaire 9 (PHQ-9)
- Gesundheits- und Funktionsstatus: Medical Outcomes Study 12-item Schort-Form Survey (SF)/ 12 Physical Component subscale (PCS)/ Mental Component subscale( MCS)
- Problemlösungsfähigkeiten: Social Problem-Solving Inventory (SPSI-R)
- Patienten/-innenzufriedenheit: Patient Satisfaction Questionnaire
- Die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen: Anzahl der Einweisung in die Notaufnahme und in das Krankenhaus.
Ergebnis:
Nach drei und sechs Monaten konnte im Gruppenvergleich für die Interventionsgruppe eine signifikante Abnahme der depressiven Symptome gefunden werden. (PHQ-9: drei Monate p= 0,02 / sechs Monate p=0,05; HAM-D: drei Monate p= 0,01 / sechs Monate p= 0,05). Die Patienten/-innen der Interventionsgruppe zeigten nach drei Monaten eine signifikante Verbesserung ihrer Problemlösefähigkeiten gegenüber den Patienten/-innen der Kontrollgruppe (p=0,01).
Keine Gruppenunterschiede konnten im Bereich des physischen Gesundheitsstatus der Patienten/-innen und bezüglich ihrer Zufriedenheit mit der Behandlung gefunden werden.
12 Monate nach Beginn der Intervention zeigten sich im Bereich der Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen eine signifikante Abnahme der Einweisungen in die Notaufnahme der Patienten/-innen der Interventions- im Vergleich zu Kontrollgruppe (p=0,03).
Anmerkungen
--
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
Computergestützte Randomisierung.
Verborgene Zuweisung
Unclear
Es finden sich keine weiteren Angaben, wer die Gruppenzuteilung vorgenommen hat. Da die Randomisierung jedoch PC- gestützt durchgeführt wurde, ist eine verborgene Zuordnung wahrscheinlich.
Fehlende Verblindung
Unclear
Die Datenerhebung erfolgt verblindet.
Keine Angaben im Text in wieweit die Patienten/-innen verblindet waren.
Keine Angaben im Text ob das Pflegepersonal verblindet war.
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
Eine Intention-To-Treat-Analyse (ITT) wurde durchgeführt.
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
Angaben zu den Ergebnissen der Baseline Erhebungen werden im Text nicht dargestellt.
Weitere Limitationen
Unclear
Rekrutierung erfolgte nur über ein Akutkrankenhaus.
Über die Hälfte der Patienten/-innen waren weiblich.
Zusammenfassung
Gellis et al. (2014) untersuchten in ihrer Studie eine „Tele-Health care“ Intervention für ältere an COPD oder chronischem
Herzleiden erkrankten Menschen. Durch Telefonate und mit Hilfe eines Monitors überwachte eine Pflegekraft die Vitalwerte der Patienten/-innen. Zusätzlich wurden die Teilnehmenden der Interventionsgruppe in Problemlösestrategien geschult,
um die Symptome einer komorbiden Depression zu lindern. Drei und sechs Monate nach der Intervention zeigten sich in der Interventionsgruppe eine signifikante Reduktion der depressiven Symptomatik. Ein signifikant verbessertes Problemlöseverhalten konnte innerhalb der Interventionsgruppe im Vergleich zu Kontrollgruppe nach drei Monaten belegt werden.
12 Monate nach Beginn der Intervention zeigten sich im Bereich der Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen lediglich eine signifikante Abnahme der Einweisungen in die Notaufnahme der Patienten/-innen der Interventionsgruppe im Vergleich zu Kontrollgruppe.
Gellis et al. (2014) schlussfolgern, dass eine Pflegekraft mit Hilfe des „Tele-Health care“ Equipments in der Lage ist, die Vitalwerte eines/einer Patienten/-in zeitnah zu beurteilen und auf Veränderungen zu reagieren sowie im Rahmen der telefonisch geführten leitliniengestützten Schulung zu Problemlösestrategien die Symptome einer komorbiden Depression positiv beeinflussen zu können.
ID: 162
Zitation
Meng, H., Wamsley, B. R., Eggert, G. E., & van Nostrand, J. F. (2007): Impact of a Health Promo-tion Nurse Intervention on Disability and Health Care Costs Among Elderly Adults With Heart Conditions. In: National Rural Health Association 23 (4), S. 322–331.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Durchführung und Koordination der Intervention durch die Pflegenden
Intervention
mulitfaktorielles gesundheitsförderliches Selbstmanagement mit drei Bestandteilen:
- Patient/-innenedukation: monatliche Hausbesuche durch Pflegende zur Schulung der Pflegebedürftigen und deren informell Pflegenden durch Wissens- und Kompetenzvermittlung zum Selbstmanagement mittels „Healthwise for Life Handbooks“
- individuelles gesundheitsförderndes Coaching: Anwendung des „PRECEDE health education planning model“ durch die Pflegenden bei den Hausbesuchen und in der telefonischen Betreuung; bei multiplen chronischen Erkrankungen Nutzung von individualisierten Diseasemanagement Protokollen durch die Pflegenden
- finanzielle Bonuszahlung für jeden Hausbesuch eines Hausarztes/einer Hausärztin oder eine interdisziplinäre Fallbesprechung mit der Zielsetzung der Gesundheitsverhaltensänderung oder Compliance-Steigerung des/der Leistungsbezieher/-in
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
22 Monate
Population
Medicare-Versicherte mit mind. 2 ADL-oder 3 IADL-Einschränkungen und einer Hospitalisierungsvorgeschichte (Pflegeheimaufenthalt oder ambulante pflegerische Versorgung von mind. 12 Monaten oder ≥2 Krankenhausaufenthalte in der Notaufnahme in den letzten 6 Monaten),
keine konkrete Altersangabe (Durchschnittsalter liegt bei 77 Jahren), mind. eine Herzerkrankung z. B. Herzfehler, Myokardinfarkt, Angina pectoris
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe (vorher und nachher): 143
Kontrollgruppe (vorher und nachher): 138
Ergebnisdarstellung
- in der Interventionsgruppe Reduktion der Anzahl an ADL-Einschränkungen (p=0.055)
- tendenzielle, aber nicht signifikante Reduktion des IADL-Summenscore in der Interventionsgruppe
- keine signifikanten Effekte auf die Ausgaben der Gesundheits- und Versicherungskosten unter Kontrolle des Wohnumfeldes (ländlich oder städtisch), jedoch:signifikante (p=0.01) höhere Krankenversicherungsausgaben („medicare expenditures“) um 7% ($1.200) in der Interventionsgruppe unter Einschluss der Interventionskosten
- signifikant (p=0.01) geringe private Gesundheitsausgaben ($ 5.300) in der Interventionsgruppe
- tendenzielle, aber nicht signifikante Reduktion (um $4.100) der allgemeinen Gesundheitsausgaben („health care expenditures“) in der Interventionsgruppe ($26.700 versus $30.800 in der Kontrollgruppe)
Anmerkungen
- Teilergebnisse einer größeren Studie
- analysiert wurden nur Studienteilnehmer/-innen, die komplette Datensätze zur Baseline-Erhebung und im Follow-up aufwiesen
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine differenzierte Beschreibung zur Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low risk
--
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Unclear
- Daten basieren auf Selbstaufzeichnungen
- multiple Intervention
- keine Kontrolle des Performance-Bias
- Positivselektion der Studienteilnehmer/-innen
- unzureichende methodische Angaben
Zusammenfassung
Ziel der Studie war es, zu untersuchen, inwieweit eine mulitfaktorielle Pflegeintervention (Patient/-innenedukation, Coaching, finanzielle Bonuszahlungen) sich positiv auf ADL-Beeinträchtigungen und die Inanspruchnahme von Gesundheits- und Versicherungsleistungen bei älteren Menschen mit Herzerkrankungen auswirkt. Als Effekt auf die sehr komplexe Pflegeintervention zeigte sich eine signifikant geringere Anzahl an ADL-Einschränkungen nach 2 Jahren Beobachtungszeit. Zusätzlich resultierten daraus geringere Kosten für das Gesundheitswesen trotz zusätzlicher Ausgaben für die Intervention. Darüber hinaus profitierten die Studienteilnehmer/-innen hinsichtlich der Entwicklung der funktionalen Fähigkeiten in ländlichen Regionen stärker von der Pflegeintervention als in urbanen Regionen. Methodische Mängel, wie die multiple Intervention oder die Verwendung von Selbstaufzeichnungen, führen zu einer eingeschränkten Validitätsbewertung der Untersuchungsergebnisse.
ID: 60
Zitation
Bennett, J. A., Perrin, N. A., Hanson, G., Bennett, D., Gaynor, W., & Flaherty-Robb, M., Joseph, C., Butterworth, S., & Potempa, K. (2005): Healthy aging demonstration project: Nurse coaching for behavior change in older adults. In: Research in Nursing & Health 28 (3), S. 187–197.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
examinierte Pflegende mit Spezialisierung auf „motivational interviewing“ (MI) coachen die Studienteilnehmer/-innen zur Änderung des Gesundheitsverhaltens
Intervention
- Coaching zur Änderung des Gesundheitsverhaltens durch examinierte Pflegende nach Strategien des „Motivational Interviewing (MI)“ sowie „Transtheoretical Model of Behavior Change (TTM)“
- Pflegende besuchen Studienteilnehmer/-innen in einem initialen face-to face-Treffen zu Hause und setzen gemeinsame Ziele zur Veränderung des Gesundheitsverhaltens nach eigener Wortwahl der Studienteilnehmer/-innen
- Pflegende begleiten und motivieren Studienteilnehmer/-innen im Prozess der Verhaltensänderungen (Barrieren erkennen, Ziele erreichen, mögliche Problemlösungen finden)
- regelmäßige Diskussion der Ziele in den Follow-up-Kontakten per Telefon oder E-Mail mindestens einmal monatlich
- beide Studiengruppen erhalten quartalsweise einen Newsletter mit aktuellen Informationen zum Thema „gesundes Altern“ mit Hinweisen zu öffentlichen Fachvorträgen
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
6-9 Monate
Population
60+, mind. eine chronische Erkrankung und ohne kognitive Beeinträchtigungen
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 78/66
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 61/45
Ergebnisdarstellung
- in der Kontrollgruppe signifikant höhere Werte in den Skalen „health distress“ (Stress durch Gesundheitsbeeinträchtigungen) (p=0.053) und „illness intrusiveness“ (Belastung durch die Erkrankung) (p=0.040)
- keine signifikante Wirkung der Intervention auf soziale Aktivitäten, Kraft und Energie („energy“) und allgemeine Gesundheit
- kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kontakte zwischen Pflege und Studienteilnehmer/-innen (Intensität der Intervention) und dem veränderten Gesundheitsverhalten
- Subgruppenanalyse:
- jüngere Studienteilnehmer/-innen (60-74 Jahre) zeigen in der Interventionsgruppe signifikant weniger Einschränkungen der sozialen Aktivität (p=0.04), signifikant weniger Stress durch Gesundheitsbeeinträchtigungen) (p=0.006) und Belastung durch die Erkrankung (p=0.001)
- keine signifikanten Gruppenunterschiede in der Subgruppe der älteren Studienteilnehmer/-innen (75-90 Jahre) im Zusammenhang mit der Intervention
Anmerkungen
---
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine differenzierte Beschreibung zur Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Unclear
unzureichende Informationen
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
keine ITT und fragliche Auffüllung der Missings
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
Low risk mit kleineren Einschränkungen:
- Datenerhebungen durch Selbstaufschriebe
- Freiwilligensample
- unterschiedlich lange Untersuchungszeit, insgesamt kurze Beobachtungszeit
- unterschiedlich große Untersuchungsgruppen und signifikante Baseline-Unterschiede
- unklare Validität und fragliche Eignung der Instrumente
- keine Messung tatsächlicher Verhaltensänderungen oder Veränderungen des Gesundheitszustandes
- möglicher Bias durch unterschiedliche Drop-out-Quoten in den Untersuchungsgruppen
- fragliche Eignung der verhältnismäßig gesunden Zielgruppe
- keine Kontrolle der Intervention
Zusammenfassung
Gegenstand der Untersuchung bildete ein pflegegeleitetes Coaching nach Strategien des „Motivational Interviewing (MI)“ zur Veränderung des Gesundheitsverhaltens von älteren Menschen mit mindestens einer chronischen Erkrankung. Fragestellung war dabei sowohl die Machbarkeit eines Coaching durch Pflegende unter Follow-up-Betreuung per Telefon und E-Mail als auch die eigentlichen Effekte der Intervention auf Veränderungen des Gesundheitsstatus der Studienteilnehmer/-innen. Insgesamt zeigte sich eine gute Akzeptanz der Intervention bei den Studienteilnehmer/-innen (geringere Follow-up-Verluste in der Interventionsgruppe), was die Machbarkeit des pflegegeleiteten Coachings per Telefon und E-Mail bestätigt. Das Coaching selbst wirkte sich signifikant positiv auf den wahrgenommenen Stress durch Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie reduzierend auf die empfundenen Belastungen durch Erkrankungen aus. Es zeigten sich keine signifikanten Effekte der Intervention auf die sozialen Aktivitäten, Kraft und Energie („energy“) und die allgemeine Gesundheit der Studienteilnehmer/-innen. Die Subgruppenanalyse ließ den Schluss zu, dass jüngere Alte (60-74 Jahre) unter der Intervention häufiger positive Outcome-Veränderungen zeigen – sichtbar an den vermehrt signifikanten Effekten der einzelnen Skalen. Die Studienergebnisse geben jedoch keinen Aufschluss darüber, inwieweit die Intervention zu einer Änderung des Gesundheitsverhaltens bzw. zu tatsächlichen Verbesserungen der Gesundheit (z. B. Veränderung des BMI, Reduktion von Alkohol oder Nikotin, Erhöhung körperlicher Aktivitäten) führten. Aufgrund methodischer Einschränkungen im Studiendesign ist die Validität der Ergebnisse als eingeschränkt einzustufen.
ID: 61
Zitation
Dubbert, P. M., Cooper, K. M., Kirchner, K. A., Meydrech, E. F., & Bilbrew, D. (2002): Effects of nurse counseling on walking for exercise in elderly primary care patients. In: Journal of Gerontology: Medical Sciences 57 (11), S. M733-M740.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Betreuung und Motivation zur Intervention „Walking“ durch Pflegende per Telefonkontakt
Intervention
- die insgesamt drei Untersuchungsgruppen sehen zu Beginn ein motivierendes Video
- die Pflegende erstellt mit den jeweiligen Studienteilnehmer/-innen einen individuellen Trainings- bzw. Walkingplan mit dem Ziel, mindestens 3x wöchentlich 20 Minuten zu walken
- die Studienteilnehmer/-innen protokollieren ihr Training in einem Tagebuch
- Studiengruppe PC („personal phone calls“) erhält zusätzlich 20 persönliche Telefonanrufe der Pflegenden zur Motivation
- Studiengruppe P&AC („personal and automated phone calls“) erhält zusätzlich 10 persönliche Telefonanrufe plus 10 automatisierte Tonbandanrufe durch die Pflegende
- Studiengruppe NC erfährt keine Telefonkontakte
- die persönlichen und auch die automatisierten Telefonkontakte erfolgen zunächst wöchentlich über ca. 5 Minuten und werden im Verlauf auf monatlich ca. 5 Minuten reduziert
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
12 Monate
Population
60-80 Jahre, ohne Einschränkungen der ADL, in einer „primary care clinic“ registriert
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppen:
- PC: (vorher/nachher): 69/ 59
- P&AC: (vorher/nachher): 73/ 62
Kontrollgruppe NC: (vorher/nachher): 70/ 60
Ergebnisdarstellung
- gemessen an den Therapietagebüchern der Proband/-innen in der PC- und P&AC-Gruppe signifikant (ohne Angabe des Signifikanzniveaus) höhere Therapietreue als in der NC-Gruppe
- P&AC-Gruppe dokumentierte über den gesamten Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer eine signifikant (p=0.002) höhere Trainingszeit (Walking)
- in allen drei Gruppen ein signifikanter Anstieg (p=0.02) der familiären Unterstützung und der Unterstützung durch Freunde (p=0.02) für das Trainingsprogramm, jedoch signifikant weniger familiäre Unterstützung in der PC-Gruppe (p=0.05) als in den anderen Gruppen
- in allen drei Gruppen jeweils signifikanter (p=0.0001) Anstieg der „6-minute walking time“ und des Tinetti-Scores
- in allen drei Gruppen keine signifikante Änderung des BMI in Folge der Intervention
- in allen drei Gruppen kein signifikanter Einfluss der Intervention auf die physische und mentale Lebensqualität
- in allen drei Gruppen keine Veränderungen hinsichtlich Erkrankungen und Verletzungen in Verbindung mit der Intervention
Anmerkungen
- sehr detaillierte Ergebnisdarstellung, an dieser Stelle nur eine Teilzusammenfassung der für den Forschungsauftrag besonders relevanten Outcomes
- Studie mit drei Untersuchungsgruppen
- Studienteilnehmer/-innen erhalten bei Einhaltung der Studienanweisungen einen finanziellen Bonus
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine differenzierte Beschreibung zur Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
- Autoren nennen eine modifizierte ITT
- keine Imputation von fehlenden Daten
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- Verkürzung der geplanten Beobachtungszeit von 12 auf 10 Monate
- hoher Anteil an Datenerhebungen per selbstgeführter Protokolle der Studienteilnehmer/-innen
- fragliche Übertragbarkeit der Ergebnisse bei fehlendem finanziellen Bonus für die Studienteilnehmer/-innen
- Freiwilligen-Sample
- fehlende Quellenangabe zur Hauptstudie
Zusammenfassung
Ziel der Studie war zu überprüfen, inwieweit sich die Motivation, nach einem Therapieplan regelmäßig zu walken, durch eine von Pflegenden geleitete telefonische Betreuung mit persönlichem Kontakt oder einer teilautomatisierte Telefonbetreuung beeinflussen lässt. Aus den zahlreichen Ergebnissen lässt sich im Kern zusammenfassen, dass gemessen an den selbstgeführten Protokollen alle drei Gruppen (persönliche Betreuung, teilautomatisierte Betreuung und keine Betreuung) signifikant mehr Zeit mit Walking verbringen als vor der Studie, alle drei Gruppen signifikant mehr Unterstützung beim Training durch informelle Pflegende erhalten und sich in allen drei Gruppen signifikant verbesserte Mobilitätswerte (Tinetti-Test und 6-MWT) zeigen. Demnach ist davon auszugehen, dass zur individuellen Erstellung eines Walking-Therapieplanes eine telefonische Betreuung (unabhängig in welcher Form) nicht als unbedingt notwendig erscheint, auch wenn der Benefit für die Proband/-innen in einzelnen Werten unter telefonischer Begleitung zusätzlich noch positiver ausfiel. Neben anderen methodischen Einschränkungen bleibt an dieser Stelle ungeklärt, inwieweit diese positiven Effekte in allen drei Gruppen auch ohne finanziellen Support der Studienteilnehmer/-innen für die Einhaltung der Therapieabsprachen eintreten würden
ID: 62
Zitation
Harrison, S. L., Janaudis-Ferreira, T., Brooks, D., Desveaux, L., & Goldstein, R. S. (2015) Self-Management Following an Acute Exacerbation of COPD: A Systematic Review. Chest; 147 (3); 646-661
Studiendesign/-art
Systematisches Review
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
In allen eingeschlossenen RCTs führten die Pflegekräfte Schulungen, Beratungen und Hausbesuche durch.
Intervention
Die Interventionen in den einzelnen RCT variierten sehr stark in ihrem Aufbau, bestanden jedoch alle aus Schulungen zum Krankheitsbild, Empfehlungen zum Medikamentenmanagement, dem Überwachen der Symptome und dem Erstellen von Behandlungsplänen. Die Nachbeobachtung der Patienten/-innen erfolgte zwischen zwei Wochen und bis zu 12 Monaten nach Entlassung aus dem Krankenhaus und wurde telefonisch oder durch Hausbesuche erbracht.
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
2002 bis 2014
Population
Patienten/-innen mit eine akuten Krise bei bestehender COPD, mit einem Durchschnittsalter von 69 bis 72 Jahren.
Anzahl der Studienteilnehmer
Eingeschlossen wurden sieben RCTs mit jeweils 40 bis 464 Studienteilnehmern/-innen.
Ergebnisdarstellung
- Wiedereinweisung in das Krankenhaus.
- Gesundheitsbezogene Lebensqualität
- Mortalität
- Wissenszuwachs und Selbstwirksamkeit
- Inanspruchnahme von hausärztlichen Leistungen
- Positives Gesundheitsverhalten
Anmerkungen
AMSTAR – Score 9 von 11
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
/
Verborgene Zuweisung
/
Fehlende Verblindung
/
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
/
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
/
Weitere Limitationen
/
Zusammenfassung
Harrison et al. (2015) erstellten ein methodisch gutes systematisches Review, in dem sie sämtliche Interventionen einschlossen, bei denen das Selbstmanagement von Patienten/-innen mit einer COPD im Fokus stand. Sie konnten sieben RCT einschließen. In allen betrachteten Studien wurde die Intervention von Pflegekräften durchgeführt. Sie erbrachten Schulungsmaßnahmen, Behandlungspläne, die Symptom-Überwachung und Nachbeobachtung der Patienten/-innen in ihrem häuslichen Umfeld.
Aufgrund der hohen Heterogenität der Studien konnten Harrison et al. (2015) nur bei den Outcomes „Wiedereinweisung in das Krankenhaus“ und „Gesundheitsbezogene Lebensqualität“ eine Meta-Analyse durchführen. Es zeigten sich jedoch keine signifikanten Effekte. Innerhalb der einzelnen Studien könnten durchaus positive Effekt von Selbstmanagement-Programmen bei COPD beobachtet werden. Weiter Forschung wäre nötig, um diese Effekte zu bestätigen.
ID: 163
Zitation
Blixen, C. E., Bramstedt, K. A., Hammel, J. P., & Tilley, B. C. (2004): A pilot study of health education via a nurse-run telephone self-management programme for elderly people with osteoarthritis. In: Journal of Telemedicine and Telecare 10 (1), S. 44–49.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Pflegende („advanced practice nurse“) führt die Schulung per Telefon durch
Intervention
- 6-wöchige telefonische Schulung à 45 Minuten und Beratung durch Pflegende
- Module in Anlehnung an „The Arthritis Helpbook: A Tested Self-Management Program for Coping with Arthritis and Fibromyalgia“
- Studienteilnehmer/-innen erhalten eine Audiokassette mit Entspannungsübungen
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
6 Monate
Population
60+, Diagnose Osteoarthritis
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 16/15
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 16/15
Ergebnisdarstellung
nach 6-monatiger Beobachtungsdauer kein Einfluss der Intervention auf die funktionalen Fähigkeiten, eine kürzere Schmerzdauer, die wahrgenommene Selbstwirksamkeit, Depression, das Selbstmanagementverhalten, die Lebensqualität und den Gesundheitszustand
Anmerkungen
- Pilotstudie
- Studienteilnehmer/-innen erhalten eine kleine finanzielle Zuwendung bei Teilnahme an den einzelnen Datenerhebungen
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Unclear
keine differenzierte Beschreibung zur Randomisierung
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
Low risk
--
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
- keine ITT, aber nur sehr geringe Drop-outs
- unklarer Umgang mit Missings in den einzelnen Datenerhebungen
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- sehr kleine Stichprobe bei fehlender Powerkalkulation
- knappe methodische Beschreibung
- hoher Anteil an Datenerhebungen per Selbstaufschrieb der Studienteilnehmer/-innen
- Risiko eines Hawthorne-Effekts
- signifikante Baseline-Unterschiede
- Pilotstudie
Zusammenfassung
Innerhalb der Pilotstudie wurde überprüft, inwieweit sich eine durch Pflegende geleitete telefonische Edukation positiv auf das Verhalten und den Gesundheitszustand von an Osteoarthritis erkrankten, älteren Menschen auswirkt. Nach 6 Monaten Beobachtungszeit zeigten sich keine signifikanten Effekte im Zusammenhang mit der Intervention auf die funktionalen Fähigkeiten, eine kürzere Schmerzdauer, die wahrgenommene Selbstwirksamkeit, Depression, das Verhalten, die Lebensqualität und den Gesundheitszustand in der Stichprobe. Durch die sehr kleine Untersuchungsgruppe, die kurze Beobachtungszeit sowie widersprüchliche Angaben in der Ergebnispräsentation bei zusätzlichen methodischen Mängeln einer Pilotstudie ist die Validität als stark eingeschränkt einzustufen, die Wirksamkeit einer durch professionell Pflegende durchgeführten Telefonedukation ist in weiteren umfassenderen Studien zu prüfen.
ID: 57
Zitation
Wetzels, R., van Weel, C., Grol, R., & Wensing, M. (2008): Family practice nurses supporting self-management in older patients with mild osteoarthritis: a randomized trial. In: BMC Family Practice 9 (1), S. 7.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Durchführung der Intervention und Begleitung der Studienteilnehmer/-innen durch eine in Rheumatologie spezialisierte Pflegende
Intervention
- Ziel der Intervention: Veränderung des Gesundheitsverhaltens durch Förderung der Mobilität und Funktionalität in Folge einer Beratung und Schulung zum Selbstmanagement im Umgang mit den Krankheitssymptomen
- Studienteilnehmer/-innen beantworten in Vorbereitung auf den Besuch der betreuenden Pflegenden einen Fragebogen zum aktuellen Gesundheitsverhalten und den jeweiligen Beschwerden
- Besprechung der Angaben in einem 30-minütigen Hausbesuch durch eine Pflegende sowie Vereinbarung und Planung von Änderungen im Gesundheitsverhalten (körperliche Aktivitäten, Gewichtsreduktion, Hilfsmittelanpassung, Schmerzmittel)
- nach 3 Monaten Follow-up-Telefongespräch zur Erreichung der vereinbarten Ziele
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
6 Monate
Population
65+, diagnostizierte Osteoarthritis in Knie oder Hüfte, ohne geplante oder frisch durchgeführte Operation
Anzahl der Studienteilnehmer
Interventionsgruppe (vorher/nachher): 51/40
Kontrollgruppe (vorher/nachher): 53/48
Ergebnisdarstellung
- tendenzielle Verbesserung der funktionalen Fähigkeiten in der Interventionsgruppe bei tendenzieller Verschlechterung in der Kontrollgruppe (kein signifikanter Gruppenunterschied)
- tendenzieller Anstieg der Schmerzmedikation in der Interventionsgruppe, jedoch ohne signifikanten Gruppenunterschied zur Kontrollgruppe
- keine signifikanten Gruppenunterschiede im „Time up and Go test“
- keine signifikant unterschiedliche Inanspruchnahme von Physiotherapieleistungen und Besuchen bei dem Hausarzt / der Hausärztin
Anmerkungen
---
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low risk
--
Verborgene Zuweisung
Unclear
unzureichende Informationen
Fehlende Verblindung
High risk
- keine verblindeten Datenerheber/-innen zur Baseline-Erhebung
- keine Verblindung der Studienteilnehmer/-innen
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Unclear
- keine ITT
- hoher Anteil fehlender Daten im Follow-up
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
High risk
- Datenerhebungen in beiden Gruppen durch unterschiedliche Personen
- verhältnismäßig kleine Stichprobe bei berechneter Powerkalkulation von 49 Proband/-innen pro Gruppe
- kurze Beobachtungszeit
- hohe Follow-up-Verluste
- hoher Anteil an Datenerhebungen per Selbstaufschrieb der Studienteilnehmer/-innen
- fragliche Eignung der Messinstrumente
Zusammenfassung
In der Studie wurde untersucht, inwieweit bei an Osteoarthritis erkrankten, älteren Menschen eine durch Pflegende geleitete Intervention (gemeinsames Planen eines veränderten Gesundheitsverhaltens und telefonische Betreuung) zu verbesserter Mobilität und besseren funktionalen Fähigkeiten führt. Die Intervention zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die funktionalen Fähigkeiten, keinen signifikant veränderten Schmerzmittelkonsum und keine veränderte Physiotherapieinanspruchnahme und Besuche bei dem Hausarzt / der Hausärztin. Aufgrund der methodischen Mängel der Studie ist die Validität der Studienergebnisse als eingeschränkt zu bewerten.
ID: 58
Zitation
Chan, S.S.C., Leung, D.Y.P., Leung, A.Y.M., Lam, C., Hung, I., Chu, D., Chan, C.K., Johnston, J., Liu, S.H., Liang, R., Lam, T.H. & Yuen, K.Y. (2014): A nurse-delivered brief health education intervention to improve pneumococcal vaccination rate among older patients with chronic diseases: A cluster randomized controlled trial. In: International Journal of Nursing Studies.
Studiendesign/-art
RCT
Rolle und Aufgabe der Pflegenden
Durchführung einer 3-minütigen telefonischen Schulung und/oder einer 3-minütigen Face-to-Face-Schulung zur PPV-Impfung bei älteren Menschen mit chronischen Erkrankungen
Intervention
- 730 Personen der Interventionsgruppe erhielten ein kurze Telefon-Schulung und eine Face-to-Face-Schulung vor Ort über die PPV-Impfung, weitere 521 Personen erhielten nur die kurze telefonische Schulung über die PPV-Impfung
- Die Kontrollgruppe erhielt lediglich eine Broschüre bzgl. der PPV-Impfung
Beobachtungszeitraum bzw. Studiendauer
10 Wochen
Population
Patient/-innen mit einer chronischen Erkrankung (Bluthochdruck, Herzkrankheit, Diabetes, Atemwegserkrankung, Nierenerkrankung, Lebererkrankung oder Krebs) ab 65 Jahren von 5 ambulanten Kliniken in Hong Kong, die vorher keine PPV-Impfung bekommen haben
Anzahl der Studienteilnehmer
Studienteilnehmer/-innen gesamt : 2517
Interventionsgruppe (vorher/nachher: 1 Woche später/3 Monate später): 1251/1137/1165
Kontrollgruppe (vorher/nachher: 1 Woche später/3 Monate später): 1266/1154/1175
Ergebnisdarstellung
- Durch Pflegende durchgeführte Schulungen zur PPV-Impfung haben einen Einfluss auf die Bereitschaft älterer Menschen mit chronischen Erkrankungen diese in Anspruch zu nehmen
- Eine mehrteilige kurze gesundheitsbildende Intervention inklusive einer 3-minütigen telefonischen Schulung und einer 3-minütigen Face-to-Face Schulungsintervention zeigte eine Effektivität in der Motivation bei 716 (57%) der älteren Patient/-innen, eine PPV-Impfung zu erhalten, im Gegensatz zu 609 (48%) Patient/-innen in der Kontrollgruppe; ein Anstieg um 9%
Anmerkungen
---
BEWERTUNG MIT "RISK OF BIAS-TOOL"
Methode der Randomisierung
Low
- Cluster-randomisierte kontrollierte Studie
- jede Woche der 10-Wochen Studienzeit wurde mittels Randomisierung entweder der Intervention oder der Kontrolle mit einem randomisierten Nummerngenerator (www.random.org) zugewiesen
Verborgene Zuweisung
High
- zwei Gruppen bestehend aus für die Forschung ausgebildeten Pflegenden (‘Research Nurses – RN’) des Projekts kontaktierten die geeigneten Teilnehmer/-innen in den Interventions- und Kontrollgruppen unabhängig voneinander um zu bestätigen, ob ihre selbst-berichtete medizinische Diagnose den Einschlusskriterien entsprechen. Im Falle der Bestätigung wurden die Teilnehmer/-innen eingeladen an der Studie teilzunehmen
Fehlende Verblindung
Unclear
- einseitige Verblindung auf Seiten des Forschers/derForscherin, jedoch Unklarheit darüber, ob bzw. in welcher Form auf Patient/-innenseite verblindet wurde
Unvollständiges Erfassen von Patienten und Endpunkt-Ergebnissen
Low
- Gründe für das Fehlen von Daten unabhängig von Behandlungsergebnis
- Fehlende Daten über Gruppen gleich verteilt bei ähnlichen Gründen
- Fehlender Anteil oder anzunehmende Effektstärke haben wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Ergebnisse, der klinisch relevant wäre
Bias durch selektives Berichten von Endpunkten
Unclear
- Unzureichende Informationen
Weitere Limitationen
- die geschätzte zehn-prozentige Aufnahmerate der vorherig berichteten PPV-Impfung in Hong Kong wurde durch die wechselnde Situation in der Vergabe der Impfung in der Allgemeinheit, wo die Impfung nur in Privatkliniken oder auf Bezahlbasis verfügbar war, nicht zur Berechnung der Samplegröße verwendet. Die Gebietsregierung von Hong Kong stellt die PPV-Impfung mittlerweile in ausgewählten öffentlichen Krankenhäusern bereit.
- weitere Programme sollten daher mehr Zeit zur Besprechung der Nebenwirkungen gewährleisten und eine angemessene Balance zwischen dem Hervorheben von Nutzen und möglichen Nebenwirkungen/Risiken der PPV-Injektion beinhalten
- die Studienteilnehmer/-innen wurden auf ältere Patient/-innen mit einer chronischen Erkrankung limitiert; die Ergebnisse können daher nicht vollständig mit anderen Ergebnissen aus Studien mit einer Population >65 Jahre verglichen werden. Zudem waren die fünf ausgewählten Krankenhäuser zwar in derselben Region in Hong Kong, variierten jedoch in den Angeboten und in der behandelten Population
- nur 58,4% (n = 730) der Patient/-innen in der Interventionsgruppe haben sowohl die telefonische Beratung als auch die Face-to-Face-Intervention vor Ort im wirklichen klinischen Setting erhalten; der Interventionseffekt könnte hierdurch geschwächt sein. Begründet ist dies durch die alltäglichen Routinen, welche die Pfleger/-innen davon abhalten, alle randomisierten Patient/-innen zu erreichen. Zudem sind einigen Patient/-innen nicht zu den vereinbarten Terminen vor Ort erschienen, was dazu führte, dass 41,6% (n = 521) der Interventionsgruppe nur eine telefonische Beratung erhielten.
- die räumlichen Kapazitäten einiger Kliniken waren sehr beschränkt und mit Patient/-innen überfüllt, so dass die Qualität der Intervention durch den mangelnden Platz eingeschränkt sein kann.
- Medizin- und Pflege-Studierende wurden in die Durchführung der Intervention mit einbezogen was eine Variabilität der Qualität der Intervention zur Folge haben kann, obwohl ein Training vorangegangen ist. Der Interventionseffekt könnte hierdurch beeinträchtigt sein.
Zusammenfassung
Die Bereitstellung von Gesundheitsinformationen in Form von Broschüren, Postern und Schulungs-Videos kann das Bewusstsein von älteren Patient/-innen mit Grundleiden, die eine Pneumokokken-Erkrankung begünstigen, erhöhen die PPV-Impfung in Anspruch zu nehmen. Indem darüber hinaus Schulungen mit mehreren Komponenten, in denen es um die direkte Ansprache von älteren Menschen geht, durchgeführt werden, können Patient/-innen zusätzlich für die PPV-Impfung motiviert werden.
ID: 98